1. Herren | Westfalen-Blatt (Jörg Manthey) | 11.04.16
TSG fehlt gegen Augustdorf der letzte Biss – Rätselraten nach der 5:13-Schlussphase. Carl-Moritz Wagner wirkte genauso perplex wie alle jene im Heeper Dom, die es mit der TSG A-H Bielefeld hielten. Der verletzte Kapitän bezeichnete die Spielweise seines Teams in der Schlussphase des Oberligaderbys gegen die HSG Augustdorf / Hövelhof, das mit einem unbefriedigenden 27:28 endete, als »unerklärliche Grütze.«

»Es kann nicht sein, dass ein Gegner wie Augustdorf uns mit seinen limitierten Mitteln so in Bedrängnis bringt.« Wagner registrierte »einen Rückfall in alte Verhaltensmuster.« Nicht zum ersten Mal habe die TSG auf diese Weise einen Rückschlag provoziert. Das empfand Geschäftsführer Heinrich Rödding genauso. »Nicht nachvollziehbar, dass wir so abbauen, so konfus spielen, uns so hängen lassen.« Teammanager Matthias Geu-kes reihte sich ein. Sein Urteil: »Das sah 40 Minuten nicht nach ambitioniertem Handball aus.« Er würdigte die sangesfreudige Fangemeinde der Sandhasen. »Die haben Augustdorf gut unterstützt.«

Michael Boys finstere Miene sprach Bände. Einen Tag nach seinem 35. Geburtstag hatte sich der Trainer ohne Frage ein anderes Präsent der Mannschaft gewünscht als 1:7 Punkte in Folge. Auch er musste sich kritische Äußerungen gefallen lassen. So habe er zu früh mit dem Durchwechseln angefangen. Boys nachvollziehbarer Konter: »Wann sonst, wenn nicht bei einem Sieben-Tore-Vorsprung gegen Augustdorf, soll ich den anderen Jungs Spielanteile geben?« Ein Kernproblem am Freitagabend: Mit Calle Wagner oder Tobias Fröbel fehlten Führungspersönlichkeiten. Andere, die dem kopflosen Tun im Angriff hätten Einhalt gebieten können, taten es nicht. Phil Holland gab sich selbstkritisch. »Jeder muss sich an seine eigene Nase packen. Da fange ich bei mir an. Ich sehe mich als Führungsspieler, habe diese Rolle aber nicht übernehmen können.« Holland schickte eine Entschuldigung nach an all jene, die »ehrenamtlich im Hintergrund malochen, um den Verein nach vorne zu bringen. Es tut mir leid, dass wir heute das TSG-Image nach außen so versaut haben. Das darf nicht sein.«

Binnen 18 Minuten verspielte die Heimmannschaft strukturlos ein solides 22:15-Polster und kassierte zum vierten Mal eine Niederlage mit einem Tor. Eine Vielzahl unnötiger Abschlüsse war wie eine Handreiche für den Gegner – und die Lipper schlugen dankend ein. Dass sich ausgerechnet Alexander Wiese aufschwingen wollte, unter den Augen seines künftigen Trainers Sören Hohelüchter (TV Verl) viel zu früh und schlecht vorbereitet aus bedrängter Situation die Entscheidung zu erzwingen, war der finale Irrtum. Matthias Struck, der sich in der ersten Halbzeit zurückgehalten hatte (3/2) und im Spiel Sechs gegen Sechs kaum Akzente zu setzen vermochte, nutzte die verbleibende Zeit, um mit seinem elften Treffer den großen Willen des Gegners zu belohnen. Für Augustdorfs Co-Trainer Udo Schildmann war der Wandel der Gäste »reine Kopfsache. Eigentlich waren wir schon tot. Doch dann haben wir wieder ans uns geglaubt und richtig gekämpft.«

Torhüter Pascal Welge empfand es als schlimm, die unmissverständliche Unzufriedenheit in den Gesichtern der TSG-Fans ablesen zu können. »Dieses Spiel durften wir nicht aus der Hand geben. Der letzte Biss, gewinnen zu wollen, hat gefehlt. Die Luft ist raus. Das tut weh.« Martin Räber definierte den Eindruck der letzten Minuten schonungslos mit einem Wort. »Arbeitsverweigerung!«

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