1. Herren | Westfalen-Blatt (Jörg Manthey) | 15.02.16
Irreparabler 2:12-Lauf nach der Pause führt zu 30:31-Heimpleite. Rätselhaft, warum die TSG A-H Bielefeld nach einer vorzüglichen ersten Halbzeit mit einem soliden 18:13-Pausenvorsprung ihre spielerische Linie aufgegeben hat. Ein fataler 2:12-Lauf sollte irreparabel sein und in ein 30:31 gegen LIT gipfeln. Die zweite Heimniederlage in der laufenden Oberligasaison!

Trainer Michael Boy war geladen und kritisierte ungewohnt scharf seine »Führungsspieler im Rückraum«. Denen attestierte er mangelnde Cleverness und eine »nicht gute bis sehr schlechte Leistung. Wir haben Nordhemmern so zu Gegenstößen eingeladen.«

Angesprochen fühlen durfte sich Phil Holland, der sein Team direkt nach dem Wechsel unter anderem mit zwei riskanten Bodenpässen ins Seitenaus auf den Irrweg führte. Holland blieb im zweiten Durchgang genauso ohne Torerfolg wie Mittelmann Lukas Schulz. Zwischen der 30. und 47. Minute konnten lediglich Dennis Gote (19:17) und Nils Prüßner (20:19) treffen – eine fatale Bilanz, die einen 20:25-Rückstand zur Folge haben sollte. »Keiner ist über sich hinausgewachsen. Wir sind gar nicht mehr dafür in Frage gekommen, das Spiel offen zu gestalten«, zürnte Boy. In dieser unendlich langen Phase präsentierte sich die TSG verunsichert, kopf- und konzeptlos. Unvorbereitete Abschlüsse waren das falsche Mittel. Boy kündigte konsterniert eine ungemütliche Woche an. »Ich bin so angefressen, wie ich es in dieser Saison noch nie war.«

Dabei hatte alles so sehenswert begonnen, so gradlinig und schnörkellos. Anfangs duellierten sich vornehmlich die Prüßner-Brüder – zusammen fünf Treffer bis zum 7:4 – mit dem OWL-Nachbarn. Gestützt auf einen wachsamen Pascal Welge, der sein Pendant Björn Gerling mit einem weiten Wurf ins Tor narrte (6:4), sowie eine griffige Abwehr, die Bälle eroberte, setzte sich die TSG bis auf sechs Tore ab.

Hollands Wurf in den Block und Schulz’ vergebener Siebenmeter leiteten eine zweite Halbzeit ein, die Teammanager Matthias Geu-kes »einfach unbeschreiblich schlecht« betitelte. »Wir haben LIT den Teppich ausgerollt.« Eine unheimliche Gegenstoßwelle schwappte auf Welges Tor zu, und beim 19:19 (37.) war aller Kredit aufgebraucht. Fahrige Aktionen wie ein Fröbel-Pass an den Rücken des herauseilenden Schneiders spielten dem gierigen Gast in die Karten. »Wir haben LIT stark gemacht und sie auch emotional wieder ins Spiel reinkommen lassen«, so Geukes.

Weil sich die TSG nochmal ihrer Tugenden erinnern konnte (24:26., 50.), wurde es wieder eng. Für den zupackenden TSG-Kapitän Carl-Moritz Wagner, dessen weiterer Verbleib bei der TSG scheinbar noch nicht fix ist, war nach 51 Minuten und seiner dritten Zeitstrafe Schluss: Rote Karte! »Wir treffen vorne viele falsche Entscheidungen«, machte Wagner die Ursache für den neuerlichen Rückschlag in einem Spitzenspiel vor allem im Angriffsgebaren aus. »Wir machen unsere Hausaufgaben nicht. Deshalb stehen wir da, wo wir stehen«, grollte der Kreisläufer.

Nach dem 25:29 (55.) deckte die TSG immer offener und erarbeitete sich tatsächlich noch zweimal die Möglichkeit zum Ausgleich. Doch Dominik Schmidt, der zuvor zum 28:30 und vom Siebenmeterpunkt zum 29:31 verkürzen konnte, sollte das späte Erblühen nicht mehr mit einem Teilerfolg belohnen können. LIT-Coach Daniel Gerling (»Wir hatten in der ersten Hälfte keinen Zugriff«) stellte wohl die »Riesensteigerung« seines Teams in der zweiten Hälfte heraus, räumte aber auch ein: »Wir sind mit ein bisschen Glück aus der Nummer rausgekommen.« Für die Mannschaft der Stunde in der Oberliga war es schon der sechste Sieg in Folge. Dabei hätte der TSG, so beteuerte Boy, wieder mal »eine normale Leistung« gereicht.

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