1. Herren | Westfalen-Blatt (Jörg Manthey) | 25.01.16
TSG kassiert beim bitteren 27:28 gegen den VfL Gladbeck die erste Heimniederlage der Saison. Eine über die Maßen fehlerbehaftete Angriffsleistung hat der TSG A-H Bielefeld die erste Heimniederlage der Saison beschert – und dem Aufstiegskampf in der Handball-Oberliga an Spannung genommen. Nach dem 27:28 (12:15) gegen Spitzenreiter VfL Gladbeck ist der TSG-Rückstand aufs Führungsduo Gladbeck und Spenge auf fünf Punkte angewachsen.

Für den jubelnden Primus war es schon der fünfte Sieg mit einem Tor Differenz und nicht eigener Stärke zu verdanken. TSG-Statistiker Nils Prüßner hielt für seinen Trainer insgesamt 16 »Fahrkarten« plus 14 technische Fehler fest. Diese Summe, Resultat einer nervösen Hektik, war für solch ein Spitzenspiel unterirdisch. »Die technischen Fehler haben uns das Genick gebrochen. Gladbeck war absolut schlagbar. Einige von uns hatten nicht ihre Normalform«, haderte Michael Boy mit dem Ausgang. Ein fantastisch haltender Pascal Welge (21 Paraden, zwei Siebenmeter abgewehrt) konnte die leichtfertig weggeworfenen Bälle seiner Vorderleute nur bedingt reparieren. »Wir haben den einen oder anderen Fehler zuviel gemacht und die Bälle, die wir hinten erkämpft haben, vorne wieder verloren. Das hat sich gerächt«, merkte Welge an. Fatal war, dass sich Stützen wie Lukas Schulz oder auch Carl-Moritz Wagner gerade in diesem Duell Schwächen leisteten.

Die durchgehende Manndeckung gegen Phil Holland (ab 10.) sollte Gladbecks entscheidender Schachzug sein, dem TSG-Angriff Durchschlagskraft zu nehmen. Nach dem 1:4 (6.) war Holland zunächst daran beteiligt, sein Team im Spiel zu halten – 4:5, 5:6 (14.). Der überzeugende Leon Prüßner stellte mit einem Trickwurf die erste Führung her – 10:9 (24.). Eine Minute später zeichnete sich Linkshänder Dennis Gote für den letztmaligen Vorsprung verantwortlich – 11:10. Die Bielefelder blieben vor etwa 550 Zuschauern aus dem Rückraum »zu leicht ausrechenbar«, fand Kapitän Wagner. Schulz’ schwarzer Tag fiel auch deshalb so ins Gewicht, weil Luca Werner (Rückenprobleme) als Alternative ausfiel. Der wollte gar nicht spielen, stellte sich aber zumindest in der Deckung in den Dienst der Mannschaft. Bastler Boy probierte Dominik Schmidt, Leon Prüßner oder wie schon mehrfach Tobias Fröbel als Mittelmann aus.

Ein direkter Freiwurf Max Krönungs gegen den Sechs-Mann-Block der TSG war die letzte Aktion der ersten Hälfte. Wagner riss die Arme zu weit nach links. Krönung erspähte die gewollte Lücke und verlud den verdutzten Welge zum 12:15-Pausenstand. Zu dem Zeitpunkt hatten Gladbecks Scharfschützen Max Krönung und Thorben Mollenhauer, die es am Samstag zusammen auf elf Treffer brachten, bloß dreimal getroffen. »Unsere 6:0-Deckung hatte die gut im Griff«, lobte Pascal Welge.

Beim 13:18 (34.) schien die Partie vorzeitig entschieden. Doch die folgenden fünf Minuten gehörten der TSG, die auf 17:18 (39.) verkürzte. Der Heeper Dom tobte. Leichte Fehler ließen Gladbeck erneut enteilen (17:20). Als der quirlige Leon Prüßner vom Siebenmeterpunkt scheiterte, den Nachwurf aber zum 20:21 einnetzte und Schulz kurz darauf zum ersten Mal im zweiten Durchgang ausgleichen konnte (21:21, 47.), schien das Momentum auf TSG-Seite. In der 49. Minute erzielte Prüßner erst das 22:22 und provozierte dann hinten ein Stürmerfoul. Die Chance zur Führung verpasste Wagner; er scheiterte freistehend an Schneider. Und Gotes Fehlpass war danach der Anfang vom Ende; Krönung im Gegenzug Nutznießer.

»Kämpferisch hat die Mannschaft alles gezeigt. Dafür haben wir im Angriff die Abläufe, die wir uns vorgenommen hatten, nicht umgesetzt«, sagte Michael Boy. »Calli Welge hat so stark gehalten. Da müssen wir einfach mehr Kapital draus schlagen.« Die Disqualifikation Thorben Mollenhauers (57., drei Zeitstrafen) beim Stand von 25:27 sollte der TSG nicht mehr entscheidend in die Karten spielen. Ein abermaliger Fußfehler kostete das Angriffsrecht, Krönung warf zum 25:28 ein. Fabian Schnorfeil stürmte im Gegenzug zum 26:28. Eine finale starke Parade Pascal Welges 100 Sekunden vor Schluss schenkte neue Möglichkeiten, doch Lukas Schulz’ Stürmerfoul machte die zunichte. Die restlichen 13 Sekunden Spielzeit nach Phil Hollands 27:28-Anschluss spielte der Gast clever aus.

»Hier zu gewinnen, ist nicht selbstverständlich. Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Mir egal, wie das zustande gekommen ist«, sagte Gladbecks Trainer Sven Deffte und grinste Michael Boy an. »Dafür gewinnt ihr jetzt in Spenge.« Derweil der Sieger das Foto einer spontanen Kabinenparty im Heeper Dom ins Paralleluniversum der Sozialen Netzwerke sendete, erwies sich die TSG als fairer Verlierer. »Gladbeck war einfach in vielen Situation eine Idee wacher.«

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