1. Herren | WB - Artikel vom 17.11.2008 | 17.11.08
Von Jörg Manthey
und Jens Brinkmeier
Bielefeld (WB). Der TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck musste sich mit einem winzigen »Sieg« bescheiden: Vor dem Anpfiff gab Keeper Thorsten Lehmeier TSG-Trainer Helmut Bußmeyer bei der Seitenwahl das Nachsehen. Mehr gönnte Altenhagen-Heepen dem Ortsrivalen nicht im Bielefelder Stadtderby der
Handball-Oberliga. Beim 33:25 (15:14)-Sieg ¬ wir berichteten ausführlich in unserer Wochenend-ausgabe ¬ stellte die TSG das homogenere Team und verzückte ihre Fans vor allem in der zweiten Hälfte mit einer meisterlichen Darbietung.

TuS 97-Trainer Jörg Harke (»Wir konnten körperlich nicht mithalten«) war schon enttäuscht, dass sich die Heimniederlage für den Spitzenreiter recht früh abzeichnete. Als sich bei Ralf Bruelheide ¬ dessen Siebenmeter zum 15:16 (33.) war bis zur 39. Minute die einzig zählbare Angriffsaktion des Gastgebers ¬die intensiv geführte erste Halbzeit bemerkbar machte und der 41-Jährige sich mangels »zweiter Luft« auswechseln ließ, fehlten leichte Tore. Harke: »Ralf bindet immer eineinhalb Leute. Ohne ihn spielen wir zwar schneller, sind aber lange nicht so torgefährlich«.

Die TSG-Frechheit siegte: Als Nils Grothaus in Überzahl nur den Pfosten traf, schockte »Schwejk« Florian Öttking im Gegenzug die 97-er Abwehr mit einem Überraschungs-Schlagwurf aus dem Rückraum und ließ diesem 20:16 (41.) gleich noch einen Gegenstoß zum 21:16 (43.) folgen. Dem Gegner sei es zu leicht gemacht worden. Sein Team habe um jedes Tor kämpfen müssen, resümierte Jörg Harke. »Die TSG konnte in ihrer 6:0-Deckung munter ohne Qualitätsverlust durchwechseln«, registrierte er zudem ein Bank-Plus auf Seiten des Gegners. »Uns fehlten Leute, diese 6:0 zu knacken. Ich habe Tim Grothaus schmerzlich vermisst. Er hat zu Husemanns Entlastung gefehlt«. Marcel Volmer konnte die Durststrecke der Hausherren zwar beenden (21:17, 44.), doch die TSG eilte unaufhaltsam bis auf 25:17 (49.) davon.

Bußmeyers im Vorfeld verdrängte Zweifel sie blieben unausgesprochen. »In der ersten Hälfte haben uns Henrik Ortmanns Einzelaktionen und Gegenstöße über Wasser gehalten. Hätten wir verloren, hätten wir über lange Zeit einen Drei-Punkte-Rückstand zur Spitze gehabt. Das wäre bei unseren Ambitionen schon kritisch gewesen«.

Die TSG zeigte am Freitagabend ihr Sonntagsgesicht und knackte zum achten Mal im neunten Versuch die 30-Tore-Marke. »Bälle abfangen und zack-zack nach vorne. Das können wir inzwischen gut«, schmunzelte Bußmeyer angesichts des fortschreitenden Hurra-Handballs. Hätte Marcus Tiemann nicht mehrfach Carsten Kappelt im Weg gestanden ¬ die Ergebnisoptik hätte leicht noch
schockierender für die Weiß-Blauen aussehen können.

Apropos Optik: »Schade, dass man in der Tabelle nichts sieht. Ist ja fast so, als hätten wir nicht gespielt«, bedauert Bußmeyer, dass seine Mannschaft (noch) hinter den Jürmkern geführt wird. Das tat der Stimmung hinterher keinen Abbruch. Auf die Sieger wartete im nahen Hause von Geschäftsführer Manfred Quermann ein leckeres Grünkohlessen.

Vorher genossen die TSG-Akteure aber noch die Ovationen an der Stätte des Triumphes. Fast schien es so, als wollten Wagner und Co. die Jöllenbecker Halle gar nicht mehr verlassen. Während die Verlierer sich längst in die Kabine verdrückt hatten, tranken die »Roten« noch auf dem Partkett ihr Siegerbier. Das schmeckte dort besonders gut.

Spieler-Worte

Moritz Schneider (TSG)
»Es war eine tolle Kulisse. Wir haben in der zweiten Halbzeit aus einer sicheren Abwehr heraus gespielt mit Henrik Ortmann und Florian Öttking als Hauptprotagonisten. Unsere 6:0 und Johnny Dähne dahinter haben Sicherheit gegeben, so dass wir unser Tempospiel aufziehen konnten. Es war ein bombiger Abend.«

Sebastian Kopschek (TuS 97)
»Das 16:20 in doppelter Überzahl war der Knackpunkt, das hat uns das Genick gebrochen. Danach war es schwer, sich wieder ranzukämpfen. Die TSG ist ja auch nicht ohne. Torwart Johnny Dähne hat gut gehalten und deren Deckung sehr gut gestanden.«

Florian Öttking (TSG)
»Es war wichtig, mit einer Führung in die zweite Halbzeit zu gehen. Wir konnten uns absetzen, dann lief es. Die Stimmung war super, es hat hier richtig Spaß gemacht.«

Sascha Vogelsang (TuS 97)
»Henrik Ortmann war ausschlaggebend für den Sieg der TSG, er war der Matchwinner. Von uns kam in der zweiten Halbzeit zu wenig, dafür wurden wir gnadenlos bestraft. Ansonsten war es ein schönes, faires Derby mit toller Stimmung. Das war klasse Werbung für den Handball in dieser Stadt.«

Trainer-Worte

Helmut Bußmeyer (TSG)
»Wir hatten uns im Vorfeld gar nicht auf den Gegner vorbereitet. Das ist nicht unser Ansatz. Wir müssen bloß schnell unseren Rhythmus finden. Das hat in Jöllenbeck ein bisschen lange gedauert. In der ersten Halbzeit war keine richtige Spielfreunde zu erkennen. Wir haben uns nicht gut bewegt, immer nur reagiert auf das, was die TuS 97-Abwehr gemacht hat. Die geistige Flexibilität hat gefehlt«.

Jörg Harke (TuS 97)
»Alles, was wir in der ersten Hälfte richtig gemacht haben, war nach dem Wechsel weg. Wir waren im zweiten Durchgang in der Abwehr zu brav und haben uns in der Deckung ergeben. Das war mir alles zu körperlos und ist mit 18 Gegentoren bestraft worden. Die TSG wird in dieser Saison vielleicht noch ein, zwei Spiele verlieren. Die haben sich gefunden. Schalksmühle und wir werden wohl halbwegs den Anschluss halten können. Die halbe Liga spielt gegen den Abstieg«.

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