Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Ein bisschen kommt sich Sebastian Kopschek vor wie Gulliver bei den Zwergen angesichts der Stühle und Tische im XXS-Format. Hier, im Kindergarten Petristift in Heepen, nahm vor 16 Jahren eine Freundschaft ihren Anfang, die später an der Grundschule Heeperholz gefestigt wurde und bis heute anhält. Am Freitagabend hat der Linkshänder des Handball-Oberliga-Spitzenreiters TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck aber nur ein Ansinnen: Er möchte Kumpel Pascal Welge, Torhüter der TSG Altenhagen-Heepen, gerne zur Weißglut bringen ¬ und umgekehrt!

Auch wenn sich viel verändert hat ¬ zwischen Kuschel- und Bastelecke kommen wieder bruchstückhafte Erinnerungen von einst an Erlebnisse in der »roten Gruppe« (Welge) und Kopscheks »blauer Gruppe« hoch. Im Schnelldurchgang saust der Jürmker Rückraumspieler durch seine Kindheit, berichtet vom Bolzen auf dem benachbarten Spielplatz, wie er sich bei den Ringern des ASV Atlas unter Anleitung Johann Swierkots Körperkontakt-Grundlagen aneignete, von denen er heute profitiert, ein Fußball-Intermezzo bei der SpVg am Heeper Schützenberg gab und »aus Jux« erstmalig mit elf Jahren in der D-Jugend der TG Schildesche zum Handball griff.

In D-, C- und B-Jugend habe es schon des öfteren das Duell Kopschek gegen Welge gegeben ¬ mit identischen Erfahrungswerten. »Das war stets etwas Besonderes. Einer hatte den anderen immer auf der Rolle«, meint Welge. »Ja, einer sah immer schlecht aus. Jeder wollte dem anderen einen auswischen«, grinst Kopschek und packt lächelnd ein Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spiel auf den Tisch ¬ wissend, dass er am Freitag ab 20 Uhr im Nord-Ost-Derby nur das eine Verlangen hat: Welge und die TSG zu ärgern!

In der Vorsaison musste Sebastian Kopschek aufgrund eines Mittelfußbruches in beiden Ortsvergleichen passen und verspürt daher einigen Nachholbedarf. Wer die unglaubliche Wucht seiner linken Klebe kennt weiß, warum ihm der Spitznamen »Pocke« verpasst worden ist. »Er hat einen unheimlich harten Wurf, einen schnellen Abzug, mehr aus dem Handgelenk, nicht aus dem ganzen Arm«, weiß sein TSG-Rivale um das »wahninnige Pfund«, das ihm und seinem Hüterkollegen Johnny Dähne morgen droht.

»Wenn ich einen Siebenmeter gegen Calli werfe, frage ich ihn, wohin er den Ball haben will«, kündigt Kopschek selbstbewusst an. »Sebastian hat seine Lieblingsecke. Er weiß, das ich es weiß, verändert die aber trotzdem nicht«, nimmt Welge die Herausforderung an. Wurfbilder per DVD-Studium zu studieren wie etwa TuS 97-Kollege Thorsten Lehmeier, hat der 20-Jährige aufgegeben. »Das hat schon gegen Verl nicht geklappt. Ich verlasse mich auf meine Reflexe, decke die Torwartecke ab und vertraue auf meine Abwehr«.

Die Freunde freuen sich auf die »Gänsehaut-Atmosphäre« und prophezeien ein enges Duell. Die Mannschaft werde gewinnen, die sich weniger Flüchtigkeitsfehler leiste. Dass beide Youngster zurecht von größeren Herausforderungen träumen, wollen sie am Freitag mit guten Leistungen untermauern. Mit einem individuellen Trainingsprogramm arbeitet Welge, 2005 Westdeutscher A-Jugendmeister, sehr gewissenhaft montags bis freitags an seiner körperlichen Konstitution. »Mein Ziel ist mittelfristig die 2. Liga, möglichst mit der TSG«.

Auch Kopschek würde am liebsten in der Region bleiben, um »oben« anzugreifen. Er ist nicht gewillt, Freunde und Freundin Birte ¬ sie spielt bei Oerlinghausens »Bergzicken« in der Landesliga aufzugeben.

Hart und herzlich soll es am Freitag zugehen. »Ich bin ein bisschen traurig, wenn ich nicht mit Schmerzen vom Platz gehe«, sagt Sebastian Kopschek ¬ eine eigenwillige Sichtweise, mit der Pascal Welge sich nach kurzem Nachdenken aber anfreunden kann. »Wenn ich Schmerzen habe, heißt das ja, dass ich viele Bälle auf den Körper gekriegt habe. Also werde ich dann wohl ganz ordentlich gehalten haben«.

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