Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Im Sauseschritt zum 59:28 gegen den TuS Brockhagen ¬ »so schnell konntest du gar nicht gucken«, schmunzelt TSG-Chef Heinrich Rödding. Das Oberliga-Ergebnis vom 1. November 2008 wird in Altenhagen-Heepens Handball-Vereinsannalen fraglos auf lange Sicht unerreicht bleiben, womöglich nie getoppt werden.

Die TSG-Historie weist kaum annähernd vergleichbare Siege auf. 2006 war ein 45:30-Heimsieg über die SG HC Dortmund-Süd geglückt. Im gleichen Jahr wurde die HSG Niestetal-Staufenberg in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals mit 52:25 aus der Heeper Halle gebombt. Der elf Jahre alte 41:20-Streich zu Zweitligazeiten bei Blau-Weiß Spandau genießt ebenfalls noch einen gewissen Stellenwert. Dass es aber auch andersherum geht, musste TSG-Chef Heinrich Rödding, damals Kreisläufer, schmerzlich erfahren: Im Dezember 1995 kassierte er mit der TSG in der Seidensticker Halle eine blamable 9:19-Schlappe gegen den Dessauer SV.

Es seien »Zufälligkeiten, die sich im Laufe eines Spiels ergeben«, resümiert Rödding den Streich von Steinhagen, der das TSG-Torverhältnis (+68) in die Höhe schnellen ließ. »Wir haben von Anfang an Druck gemacht und gut durchgezogen. 59 Tore sind eigentlich kaum möglich. Es hätten sogar vier, fünf mehr sein können. Dass ein Ergebnis in solche Dimensionen ausartet, passiert einem Handballer wohl nur ein Mal im Leben«.

Torhüter Johnny Dähne wollte den Endstand nicht in erster Linie an der Brockhagener Schwäche festgemacht wissen. »59 Tore. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Da hat man gesehen, was für ein Potenzial wir haben, und wir haben es fast vollkommen ausgeschöpft«. In den letzten Minuten versuchte die berauschte TSG gar mit einer offenen Deckung den 60. Treffer zu erzwingen. »Wir wollten Brockhagen gewiss nicht demütigen. Es ging nur darum, den Ball schnell nach vorne tragen zu können«.

Vielleicht war es gut, dass die »Marke« nicht geknackt werden konnte. Das 40. und 50. Tor kostet den Schützen laut Mannschaftskatalog eine Flasche Ramazzotti. Eine Position 60 hätte Kopfzerbrechen bereitet ¬ die ist nämlich nicht vorgesehen. Derweil die Brockhagener ihren Frust hinterher im Stadtpalais zu zerstreuen suchten, hob sich der Sieger die Feierlicheiten auf. Dähne: »Wir versuchen die Konzentration hoch zu halten. Sonntag geht's wieder bei 0:0 los. Erst nach den Siegen gegen Bergkamen und in Jöllenbeck wird feste gefeiert«.

Im Lager des TuS 97 wurde der Kantersieg des Rivalen 13 Tage vor dem Ortsderby staunend zur Kenntnis genommen ¬ und gleichfalls mit Humor. »Vielleicht haben sie ja ein paar Tore zu viel geworfen, dass es bei uns nicht mehr ganz reicht«, witzelt Trainer Jörg Harke, derweil dem Sportlichen Leiter Frank Brennecke der Schalk im Nacken sitzt. »Das ist eine Hausnummer. Spätestens jetzt sollte endgültig geklärt sein, welche Mannschaft am 14. November der Favorit ist«.

Für den TuS 97 sind die nächsten drei Partien Weichen stellend. »Nun können wir zeigen, wie stark wir sind«, sagt Jörg Harke gespannt. Nacheinander geht es gegen die drei ärgsten Verfolger Hamm (9.11.), TSG (14.11.) und Schalksmühle (30.11.). Die erste Prüfung davon stellt für den Trainer »die
machbarste« dar. »Aber Vorsicht ist geboten. Hamm hat gegen Brockhagen bewiesen, dass die Mannschaft einen Neun-Tore-Rückstand noch umdrehen kann«.

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