1. Herren | Westfalen-Blatt (Jörg Manthey) | 16.02.18
TSG Altenhagen-Heepen: Gustav Rydergård neuer Jugendkoordinator und A-Jugendtrainer. Der »rote Faden« wird noch gesponnen.

Eine vorzeigbare Ausbildungs- oder Spielphilosophie gibt es noch nicht, dafür allerlei Visionen. Soviel steht fest: Mit der offiziellen Ernennung Gustav Rydergårds als hauptamtlichem Jugendkoordinator ist bei der TSG Altenhagen-Heepen der erste Samen gepflanzt worden, die Qualität des Bielefelder Nachwuchshandballs umfassend und nachhaltig anzukurbeln.

Es ist die nächste Phase in der Evolution der »neuen« TSG. »Der Jugendbereich muss mit unserer Oberligatruppe mitwachsen. Alles andere wäre doch fahrlässig. Wir wollen keine Retortenmannschaft«, stellte TSG-Geschäftsführer Christian Sprdlik am Donnerstag unmissverständlich klar. Der erfahrene Rydergård (33), 2009 mit Alingsås HK Schwedischer Meister und vor seiner Bielefelder Zeit Florian Kehrmanns »Co« beim TBV Lemgo, ist darüberhinaus ab sofort A-Jugendtrainer und unterstützt Arne Schütforth, der nach sieben Jahren auf eigenen Wunsch ausscheidet.

Handball in die Schulen tragen
Eine Baustelle weniger. Der Abwehrhüne des Männer-Oberligisten leitet wöchentlich eine Trainingseinheit des kommenden Jahrgangs, der nach den Osterferien die Aufstiegsrunde bestreiten wird. Der B-Lizenzinhaber, ausgebildeter Lehrer, wirkt voll motiviert. »Ich habe richtig Bock, was zu entwickeln. Wir wollen einen Super-Jugendverein aufbauen und einen Platz kreieren, an dem Handball richtig Spaß macht. Und wer weiß: Wer heute in der D-Jugend spielt, gehört in zehn Jahren vielleicht zum Kader der Ersten. Wir wollen top Handballer formen.« Eine wichtige Aufgabe Rydergårds wird es sein, den Handball in die Schulen zu tragen.

TSG hat 18 Jugendmannschaften
Schulter an Schulter: Nach »einigen Irritationen in der Anfangsphase« hat Jugendwart Martin Räber nach eigener Aussage »einen guten Draht zu Gustav aufgebaut.« Mit Blick auf 18 funktionierende Jugendmannschaften in der kommenden Saison und der bekannten Infrastrukturproblematik stellt Räber fest: »Was wir hier erreicht haben, ist für unsere Möglichkeiten schon eine gute Leistung. Jetzt denken wir weiter nach vorne. Doch auf Dauer werden wir auf eine bessere Unterstützung der Stadt angewiesen sein.« Identifikationsbringer TSG: »In unserer Landesligatruppe ist kein Fremder dabei. Alles sind ehemalige TSG-er. Das ist schon eine Hausnummer«, so Räber weiter.

Sprdlik will Sponsoren begeistern
Bis Sprdliks Fernziel wirklich kristallisiert – die erste Mannschaft in der Bundesliga, die »Zwote« als U23 in der 3. Liga, die A-Jugend in der Bundesliga, die B-Jugend ebenfalls in der höchsten deutschen Klasse, Leistungszen-trum samt Internat – wird jedenfalls noch einiges an Wasser die Lutter hinunterfließen. Christian Sprdlik (»Das Ganze ist auf zehn bis zwölf Jahre angelegt«) wird in bewährter Manier versuchen, ein attraktives Paket mit einer »Win-Win-Situation« zu schnüren und Sponsoren für das neue Projekt zu begeistern. Schließlich wollen sie bei der TSG mittelfristig neben der sportlichen auch die schulische und berufliche Laufbahn der Jugendspieler begleiten; mit starker regionaler Verwurzelung. »Wir wollen die Talente im dualen System aufbauen. Da sind alle gefragt: Politik, Wirtschaft, Universität, Schule«, regt Sprdlik »gegenseitige Unterstützung« an. Das künftige HLZ könne dann als Rückkoppler für die Wirtschaft fungieren, indem es ihr kompetente und engagierte Berufseinsteiger anbietet. Sprdlik weiß, »dass wir jetzt den Worten Taten folgen lassen müssen.« Das werde »gesund« und konsequent geschehen, aber nicht mit der Brechstange. Dazu verspricht er: »Es werden Gelder von der GmbH in den Jugendbereich fließen.«

Leistungsteams über den Kreis bringen
Zumächst sei aber der Ist-Zustand entscheidend, betont Martin Räber angesichts der anstehenden Aufstiegsspiele. »Es ist wichtig, dass wir unsere drei Leistungsmannschaften von A- bis C-Jugend über den Kreis bringen.«

Über den weiblichen Bereich wird bei dieser ganzen Geschichte noch nicht gesprochen. »Aber wir werden die Mädchen nicht außer acht lassen«, beteuert Christian Sprdlik. Schließlich seien dort als Trainer der erfolgreichen B-Jugend mit Felix Hendrich und Nils Strathmeier gleichfalls zwei Spieler der »Ersten« am Werk.

Kommentar

Bislang sind es noch Worte, Absichtsbekundungen. Dass die TSG Altenhagen-Heepen ihre perspektivische Arbeit künftig auf ein so nie dagewesenes höheres Level hieven will, ist eine gute, eine richtige Maßnahme. Im Sog der ersten Männermannschaft soll die Zukunft des Vereins schließlich mitwachsen. TSG-Geschäftsführer Christian Sprdlik hatte schon bei Amtsantritt vor neun Monaten seinen Blick fürs Ganze bekräftigt und angekündigt, die Jugend mit ins Boot holen zu wollen. Das ist nun erfolgt. An hehren Ideen mangelt es nicht – ebenso wenig an Schaffenskraft. Denn die Männer, die das Projekt federführend angehen, bürgen für Qualität. Das erfahrene Dreigestirn Rydergård/Räber/Sprdlik hat sich ambitionierte Ziele gesteckt; wissend, dass der nun in Gang getretene Prozess in kleinen Schritten erfolgen, Jahre dauern und auch einen steinigen Weg nehmen wird. Hallenzeiten etwa, gnadenloser Killer jeder Absicht über den Breitensport hinaus, wachsen nicht auf Bäumen. Der Blick auf Übermorgen ist freilich verlockend: Bielefelder Handballtalente, die irgendwann nicht mehr in die ostwestfälische Bundesliga-Provinz abzuwandern brauchen, weil sie ein Leistungszentrum Bielefeld vorfinden. Jörg Manthey

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