1. Herren | Westfalen-Blatt (Jörg Manthey) | 22.11.13
Die Erleichterung ob dieser Personalie ist Heinrich Rödding anzumerken. »Die TSG A-H Bielefeld hat Michael Boy als neuen Trainer für diese und die nächste Saison verpflichtet«, verkündete der Vereinschef und Geschäftsführer am Donnerstag erwartungsfroh. Röddings Hoffnung: »Dass er Stabilität in unser sensibles Gebilde reinbringt.« Schon heute tritt Boy seinen Dienst an.

Der neue Hoffnungsträger, der das Projekt Klassenverbleib realisieren soll, ist ein guter alter Bekannter. Zwischen 2003 und 2013 hat Michael Boy insgesamt 133 Spiele für die TSG bestritten und 564/102 Treffer erzielt. Die nun erzielte Einigung ist nicht zuletzt ein Ausdruck des sehnlichen Wunsches nach Kontinuität und demtsprechend auch unabhängig von einer Ligazugehörigkeit. Boy, der in Löhne wohnt, stellt klar, dass er bei seiner dritten Rückehr nur als Trainer angeheuert hat. »Den Spieler Boy wird es definitiv nicht geben.« Diese Doppelbelastung sei in der 3. Liga nicht machbar. »Da wird man sich selbst nicht gerecht.« Damit dürften Heinrichs Röddings leise Hoffnungen, dass dieser »Nebeneffekt« mal eintritt, bereits im Keim erstickt sein. Wobei er eine Spielertrainerlösung für den Leistungsbereich ohnehin als »nicht ideal« bewertet.

Boy konzentriert sich also auf die Trainingsarbeit und das Coaching an der Seitenlinie. Nach der Trennung von Micky Reiners im März diesen Jahres hatte das Gespann Boy/Fröbel in den letzten sechs Spielen der Vorsaison schon das Sagen. Um seine Handschrift ins Spiel zu tragen, wird fortan viel Arbeit auf die Mannschaft zukommen und die Weihnachtspause nur kurz ausfallen. »Ich habe die TSG-Ergebnisse immer verfolgt, mich schon über das Videoportal schlau gemacht. Das wird eine große Aufgabe.« An Baustellen mangele es nicht. Ein »ordentliches Selbstbewusstein« will er den Spielern einhauchen, eine »klare Spielkonzeption« erarbeiten und das Team auf ein stabiles Leistungsniveau führen.

Michael Boy ist kein Messias. »Niemand erwartet eine 90-Prozent-Kehre. Aber es wäre schon wünschenswert, wenn gegen Krefeld ein positiver Effekt sichtbar werden würde«, sagt Heinrich Rödding vorsichtig. Boy drückt es so aus: »Ein Erfolgserlebnis am Samstag wäre das beste Rezept für eine andere Stimmung.«

Tobias Fröbel ist erleichtert, dass ihm ab sofort Druck abgenommen wird. »Eigentlich war meine Interimstätigkeit ja nur für vier bis sechs Wochen vorgesehen. Jetzt stehen wir vor dem zwölften Spieltag. Michael Boy ist sicher die sinnvollste längerfristige Lösung für die TSG. Wir werden gut zusammenarbeiten. Und ich kann mich endlich wieder voll auf das konzentrieren, was ich am besten kann: Handball spielen.«

Tobias Fröbel werde nun als Kreisläufer »ein wichtiger Baustein im Kampf um den Nichtabstieg sein« und Youngster Malte Krause entlasten, teilt Teammanager Matthias Geukes in einer Presseerklärung mit. Er dankt Tobias Fröbel zugleich »für die außerordentliche Bereitschaft, als 25-jähriger Spieler die Zeit als Interimstrainer zu überbrücken. Mit Studium, Reha und dem Traineramt ist dies eine überaus anstrengende Phase für ihn gewesen. Dieses Engagement ist in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich.« Ein weiterer Dank gelte den Verantwortlichen des TuS Möllbergen, »die diesen Wechsel mit ermöglicht haben.«

Kommentar

Michael Boy ist also jener lang gesuchte Mister X, der die TSG aus den tiefsten Tiefen der Drittligatabelle in sichere Gefilde leiten soll. Diese Rückholaktion erscheint auf den ersten Blick als gute und unspektakuläre Lösung. Der frühere Mittelmann kennt die 3. Liga, den Großteil der Mannschaft, die Möglichkeiten und die Grenzen des Bielefelder Umfeldes – und weiß, wie Abstiegskampf funktioniert. Zusammen mit Tobias Fröbel (plus unfreiwilliger Unterstützung des Pleite-Klubs TuS Wermelskirchen) hatte er schon in der Vorserie ein Happyend für die TSG bewirkt. Dass Boy eine hartnäckige Schulterverletzung noch länger außer Gefecht setzt, hat die unkomplizierte Rückkehr vom TuS Möllbergen trotz gültigen Vertrages dort erst möglich gemacht – und ist gleichermaßen bedauerlich. Denn gerade in der Rückraummitte hakt es. Auf diesem Part würde Michael Boy der TSG mindestens genauso gut zu Gesicht stehen. Bleibt die Hoffnung, dass seine Regisseurserfahrung rasch auf die Beinings und Fröbels abfärbt . . .

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