1. Herren | Westfalen-Blatt (Jörg Manthey) | 01.10.13
Was für eine Gaudi im Freistaat Bayern, Ortsteil Heepen. Da gab´s Brötchen mit Leberkäse, blau-weiße Girlanden über zünftigen Bierzeltgarnituren, und das ein oder andere fesche Dirndl war auch ein netter Blickfang. Der erste TSG-Saisonsieg tat ein Übriges, um die Stimmung beim Oktoberfest im Heeper Dom anzuheizen.

Bis drei Uhr morgens dauerte der Spaß, der seinen sportlichen Anfang mit »einer sensationallen Ansprache« in der Kabine genommen hatte. »Tobi Fröbels Worte waren kurz und prägnant, und am Ende stand das Wort Sieg«, lobte Teammanager Matthias Geukes. Der Überraschungseffekt, dass Fröbel im Vorfeld ausnahmsweise der kompletten Mannschaft aufgetragen hatte, eine Videoanalyse des Gegners vorzunehmen, fiel auf fruchtbaren Boden. »Ich hatte vier Dreiergruppen gebildet, und jedes Trio musste ein anderes Auricher Spiel auswerten. Das hat gut gefruchtet«, grinste Fröbel. Kreisläufer Malte Krause etwa wusste seine Freiräume kreativ zu nutzen und erzielte in den ersten neun Minuten drei Tore. Auch defensiv zog die TSG Aurich den Zahn. »Das war keine Eintagsfliege in der Deckung«, schwärmte Johannes Krause, der sich ein Lob seines Vaters einhandelte. »Junge, ich bin richtig stolz auf dich.«

Dom statt Reeperbahn
Johann-David Starck, den Fröbels SOS-Anruf am Freitagmorgen erreicht hatte, bereute den Abstecher in die Heimat jedenfalls nicht. Der Wahl-Hamburger tauschte das Oktoberfest seines Leib- und Magenvereins mit dem Reeperbahnfestival auf St. Pauli ein. »Der Dom ist mir wichtiger.« Starck freute sich, ein bisschen zum ersten Erfolgserlebnis beigetragen haben zu dürfen. »Die Mannschaft hat unfassbar diszipliniert gespielt. Und die Stimmung war einfach toll.« Nur Handball spielen könne er leider nicht mehr, feixte »Staxx«. »Ich mache ja gar nichts mehr. Schon nach dem Einwerfen hat mir die Schulter weh getan, und ich habe Blasen an den Fingern von der Pecke.«

Richter ist Spitzenreiter
Der zweite »Gastarbeiter« Benjamin Richter strahlte ebenfalls über das ganze Gesicht. »Ich hatte ein gutes Gefühl vor dem Spiel.« Die rechte Stimmung hatte der Student an der Deutschen Sporthochschule Köln sich tags zuvor geholt, als Richter mit dem Longericher SC einen 42:21-Kantersieg über den TV Birkesdorf einfuhr und dazu 12/3 Treffer beisteuerte. Mit 7:1 Zählern hat Longerich erstmals seit sechseinhalb Jahren wieder die Tabellenspitze der Oberliga Mittelrhein erklommen. Richter: »Das hat Selbstvertrauen geschenkt. Da konnte ich ganz befreit aufspielen.«

Egor auf der Bank
Mit dem A-Jugendlichen Daniel Egor schnupperte ein junger Rückraumspieler immerhin schon mal Bank-Atmosphäre, dem sein Trainer Arne Schütforth mittelfristig den Sprung zutraut. »Er hat sich gut entwickelt und auch körperlich zugelegt. Das Spielverständnis ist da.« Wie Torhüter »Bruno« Grauting trainiert Linkshänder-Alternative Egor zweimal in der Woche beim Drittligateam mit.

Die beste Medizin
»Wir müssen uns jeden Punkt gnadenlos erkämpfen. Die Jungs haben so unendlich viel Lust, Handball zu spielen. Das ist eine große Tugend dieses Teams und schweißt zusammen. Solch ein Bock war einigen Aurichern an diesem Tag abzusprechen«, zeigte sich Teammanager Matthias Geukes angetan von der Vorstellung der Notbesetzung, die mit großem Engagement diesmal beide Halbzeiten ohne schwerwiegenden Substanzverlust durchhielt. Mittelmann Thomas Fröbel strahlte: »Wir waren einfach mal dran und haben es geschafft, Aurich ins Schwimmen zu bringen. Ich glaube, die haben uns auch unterschätzt.« Wie versiert die vormals stabilste Deckung der 3. Liga mit geduldigem Aufbau ausgehebelt wurde, begeisterte den gesundheitlich angeschlagenen Betreuer Helmut Seniuch. Der strahlte: »Das war die beste Medizin.« Seniuch hat sich am Montag in eine dreiwöchige Reha nach Bad Rothenfelde begeben; Ulli Hollmann übernimmt seinen Part.

Ein fetter Bluterguss
In der Tabelle der 3. Liga West herrscht nach fünf Durchgängen ein dichtes Gedränge. Platz neun ist nur einen Zähler vom Vorletzten TSG entfernt und Aurich, jetzt Sechster, zwei Punkte nah. »Die 1 in der Spalte der Siege tut gut«, bekennt Tobias Fröbel, der das 28:23 aber schon abgehakt hat. »Jetzt gilt es am Samstag gegen den TV Korschenbroich mit einer erneut starken Leistung vor heimischem Publikum nachzulegen.« Ob Marcel Ortjohann dabei mitwirken kann, erscheint fraglich. »Wird eng«, meinte der Linkshänder und zeigte auf seinen geschwollenen rechten Knöchel samt einem fetten Bluterguss. »Das ist fünf Minuten vor Trainingsende passiert. Ich bin bei der Landung umgeknickt.« Auf dem Röntgenbild war gestern nichts zu erkennen; heute steht für Ortjohann in der Röhre ein MRT-Termin an.

Schubert sieht Potenzial
Oberligist TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck ist für das Derby am Freitag (20 Uhr) gegen den TuS Spenge gerüstet. Der 28:22-Sieg beim ASV Senden hat den Jürmkern, die auf Platz zwei vorgeprescht sind, weiteres Selbstvertrauen eingeflößt. »Die Jungs sind auf einem guten Weg«, freut sich Trainer Walter Schubert, der aber noch viel Potenzial schlummern sieht. So seien Benjamin Zöllner, Hermann Hippe oder Christian Niehaus nach ihren Verletzungspausen noch lange nicht am Limit. Rekonvaleszent Julian Jahr könnte im Oktober wieder zum Kader stoßen und eine weitere Alternative für den Rückraum bieten. Der vor der Saison aus Lemgo gekommene Malte Unkel (Studium in Leipzig) hat dagegen am Sonntag sein letztes Spiel für den TuS 97 bestritten. Tim Grothaus (Praktikum in Hamburg) wird gegen Spenge auf jeden Fall noch dabei sein. »Danach müssen wir weitersehen«, so Schubert.

Passend zum Derby hat auch Spenge in die Erfolgsspur gefunden. Mit dem 35:30 gegen Volmetal feierte der TuS den ersten Sieg. »Noch eine Niederlage vor dem Derby in Jöllenbeck wäre eine Katastrophe gewesen«, sagte ein erleichterter Dennis Mathews.

»Otto« kündigt Ende an
Wie die »Erste« liegt auch die Jöllenbecker Reserve nach drei Spieltagen in der Landesliga auf Platz zwei. Dabei muss das Team von Trainer Eric Husemann personelle Ausfälle verkraften. Daniel Bruelheide hat ein Studium in Wien aufgenommen. Sascha Vogelsang hat nach seinem erneuten Kreuzbandriss, der Mitte Oktober von Dr. Eckhard Jungmann operiert wird, sein Karriereende angekündigt. »Ich hatte eine schöne Zeit, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich noch einmal aufs Handball-Parkett zurückkehre. Das war´s wohl«, meint »Otto«.

Die drei Ansorges
Bei Landesligist HSG EGB Bielefeld standen beim 27:26-Sieg in Ibbenbüren gleich drei Ansorges im Kader. Neben Tim und Marc musste auch Vater Bernd Ansorge als zweiter Keeper aushelfen, da Tobias Trautmann fehlte. Der Bielefelder »Torwart-Dino« rückte bei zwei Siebenmetern für Fabian Schmidt zwischen die Pfosten. »Einen hätte Berni fast gehabt. Innenpfosten, Körpertreffer, drin. Schade«, schmunzelte EGB-Trainer Falk von Hollen.

Neuste Galerie

09.02.24: 1. Herren - TV Emsdetten

Weitere 7707 Bilder sind in der Galerie.