1. Herren | Westfalen Blatt (JÖRG MANTHEY) | 18.03.13
Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Micky Reiners ist heute womöglich Ex-Trainer der TSG A-H Bielefeld. Unmittelbar nach der desolaten Leistung gegen den VfL Gladbeck, die am Abend in ein 25:39 (15:22) -Heimdebakel sowie den Fall auf Platz 13 gipfelten, hat der zutiefst frustrierte Coach des Handball-Drittligisten Geschäftsführer Manfred Quermann seinen Rücktritt angeboten.


Dem obligatorischen Mannschaftsessen hinterher im Runkelkrig blieb Micky Reiners fern. »Ich lege das Votum, ob es bei der TSG mit dem Trainer Reiners weitergeht ober eben nicht, in die Hände der Mannschaft. Ich bin gespannt auf die Reaktion«, sagte der Münsteraner nach der gruseligsten Heimvorstellung der Saison.

Nach 54 Minuten, beim aussichtslosen Stand von 24:36, ließ Reiners seine Aggressionen an einer Plastik-Wasserflasche aus. Es ging aber auch alles schief, derweil der VfL Gladbeck die vielen Nachlässigkeiten der TSG mit Tempospiel und Gegenstößen ahndete. Bei der Pressekonferenz mit Trainerkumpel Holger Krimphove platzte der ganze Frust aus ihm heraus. »Ihr habt die Chance zu zeigen, dass Ihr meine Mannschaft seid«, lautete Reiners' eindringlicher Appell vor der Partie. »Wenn dann sowas bei rauskommt, stimmt etwas nicht. Da muss ich mich fragen, ob ich die Mannschaft noch erreiche«, machte er seinem angestauten Groll und seiner tiefen Enttäuschung in einer Wutrede Luft. »Es ist null von dem umgesetzt worden, was wir im Training gemacht haben. Der Sieg ist auch in der Höhe verdient. Ich übernehme die volle Verantwortung für 1:11 Punkte in Folge.«

Angesichts der andauernden Minusserie fällt sein Blick nach vorn überaus nachdenklich aus. »In den Spielen, die jetzt noch kommen, haben wir in der Hinrunde 0:12 Punkte geholt.« Der vom Rücktrittsgesuch überrumpelte Quermann bat den geladenen Coach, nochmal eine Nacht über solch eine Entscheidung zu schlafen. »Emotionen gehören zum Handball. Solch eine Entscheidung tut man nicht direkt hinterher öffentlich kund. Da wird sich erst mal eine Weile abreagiert, und meintwegen kann er mir solche Überlegungen im stillen Kämmerlein mitteilen«, zürnte Quermann ob Reiners' Rücktrittsangebot via Mikrofon.

Bis zum 10:12 (18., Boy) war die TSG ein ernstzunehmender Sparringspartner, ehe der spielerisch überlegene Gegner mit Leichtigket auf 16:10 (22.) enteilte und sein Torepolster über 24:15 (31.) und 31:19 (44.) kontinuierlich ausbaute. Auch eine dreifache Manndeckung der verzweifelten Hausherren ab Minute 50 brachte keine Besserung. »Jetzt steht es eins zu eins«, knuffte Krimphove seinen Freund an. »Im Hinspiel hat bei uns nur wenig funktioniert. Wir hatten uns für das Wiedersehen viel vorgenommen. Neun von zehn Sachen haben gut funktioniert. Unser Tempospiel hat den Unterschied ausgemacht.«

Die Art und Weise, wie Gladbeck die TSG nach allen Regeln der Kunst demontierte, rief bei manchen Pfiffe hervor, bei anderen Sprachlosigkeit und bei TSG-Chef Heinrich Rödding großes Unverständnis. »Dieses Spiel war eine Frechheit. Ich habe keine Spannung, keine Eigenmotivation gesehen. Das war sowas von lustlos und leblos; darüber wird noch zu reden sein. Alles, was man beim Handball nicht sehen will, hat die Mannschaft heute abgerufen.«

Mit Beginn der Osterpause hängt beim Handball-Drittligisten der Haussegen gewaltig schief. Da war es vielleicht sogar von Vorteil, dass statt der erhofften 1000 plus bloß etwa 400 Besucher da waren. Präsident Dr. Jörg Zillies führte eine Delegation des Kooperationspartners DSC Arminia an, zu der noch der Fanbeauftragte Christian Venghaus sowie die beiden Profis Pascal Testroet und Stephan Salger zählten. Fußballfans in erhöhter Anzahl waren nicht auszumachen. Angesichts der Marketingoffensive im Vorfeld eine Ohrfeige für die TSG-Bemühungen, Bielefelds Schmuckkästchen mit Leben zu füllen. Die Konsequenz: »Wir werden in dieser Saison keine Heimspiele mehr in der Seidensticker Halle austragen«, kündigte Manfred Quermann an.

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