1. Herren | Westfalen Blatt (Bielefeld) | 04.12.12
Von Jörg Manthey
und Arndt Wienböker
Bielefeld (WB). Das erste Türchen hat für die TSG A-H Bielefeld Frostbeulen bereit gehalten. Der Frust in der Nordfrost-Arena sitzt tief. »Das geht auf die Moral«, sagt Trainer Micky Reiners. »Wir haben vier Spiele in Folge verloren. Wenn du erstmal in einem Negativsog bist, ist's eine gefährliche Geschichte.«

Den Glauben an die eigene Stärke hat die Crew des Drittligisten indes nicht verloren. »Die Mannschaft ist weiter intakt«, beteuert Reiners. »Vor dem Spiel wollen die Jungs immer gewinnen. Auch noch im Spiel. Aber wenn dann etwas Unvorhergesehenes passiert, fallen sie in ein Loch. Das kann man auch keinem verübeln. Der Akku ist einfach leer.« Der Trainer ist freilich »fest überzeugt, dass wir mehr als 20 Punkte holen und am Ende die Klasse halten werden.« Reiners hätte gerne gesehen, wie was möglich gewesen wäre, wenn er auf die komplette Mannschaft hätte zurückgreifen können. »Aber das Leben findet nicht im Konjunktiv statt!«

Auf dem Zahnfleisch
»Unser Verletzungspech reicht mindestens für drei Jahre«, sagt Tobias Beining. »Aber sowas schweißt auch zusammen.« Dem Rückraummann wird beim Blick auf die Tabelle nicht mulmig zumute. »Wir gehen zwar auf dem Zahnfleisch, wissen aber auch, was wir können. Wir kommen da unten wieder raus. Im Training ziehen alle voll mit, das wird irgendwann belohnt. Nicht alle Gegner haben Wilhelmshavens Format. Die haben uns gnadenlos ausgekontert.« Beining musste am Jadebusen nach 35 Minuten passen. »Ich bin unglücklich auf dem Fuß eines Gegenspielers gelandet.« Der linke Fuß sei leicht geschwollen. »Ich glaube aber nicht, dass ich länger ausfalle.«

Der Druck wird größer
»Wir haben phasenweise gar nicht so schlecht gespielt. Uns haben die Alternativen gefehlt, um gegen einen klar überlegenen Gegner zu reagieren. Wilhelmshaven konnte durchwechseln, blieb so frisch«, sagt Johannes Krause. Die Saison zehrt merklich an den Kräften. »Ich komme zurzeit nur schwer aus dem Bett«, schmunzelt er. Der Druck auf die TSG werde von Woche zu Woche größer. »Viel hängt davon ab, wie wir aus der Winterpause kommen.«

Etat-Reduzierung ?
Dem Drittligisten steht eine Woche der Entscheidungen ins Haus. An diesem Mittwoch tagt der Beirat im Hotel Mercure, um die Ressourcen für die kommende Saison abzuwägen und entsprechende perspektivischen Entscheidungen zu treffen. Möglicherweise unpopuläre. Denn die Zahlen, die an dem Abend auf den Tisch kommen werden, verheißen nichts Gutes. Obwohl noch »einige Anrufe« (Beiratssprecher Fritz Kölling) ausstehen würden, scheint eine weitere erhebliche Reduzierung des Etats, die letztlich wohl mit Kosteneinsparungen beim spielenden Personal beantwortet werden müssten, unabwendbar.

Kölling pro 3. Liga
Vor Heinrich Rödding, Fritz Kölling, Gerd Fuhrmann, Bernd Kollmeier, Christian Beyer, Günter Kassing, Gerd Niemann und Karl-Heinz Gutmann – Klaus Güse, der Vorsitzende des TSV Altenhagen 03, muss gesundheitsbedingt passen – dürfte ein kontroverser Gedankenaustausch liegen. Derweil kann sich Fritz Kölling mit Planspielen, wie sie vom TuS Wermelskirchen schon öffentlich geäußert worden sind, überhaupt nicht anfreunden. »Ein Rückzug in die Oberliga kommt für mich nicht in Frage. Ich werde mich dafür stark machen, alles zu tun, um weiter in der 3. Liga zu spielen«, versichert der Beiratssprecher. Mit der Einschränkung: »Wenn die sportliche Situation es denn zulässt.« Möglich, dass der amtsmüde Geschäftsführer der TSG-Spielbetriebs-GmbH Manfred Quermann (»Es gibt auch ein Leben abseits des Handballs«) den Beirat informiert, nach dieser Saison kürzertreten zu wollen. Sowieso ist Kölling daran gelegen, hinter den Kulissen »einen Generationenwechsel herbeizuführen.« Bloß: Wo ist diese Generation ?

TuS 97 will 20 Punkte
Oberligist TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck ist dem Anspruch einer Spitzenmannschaft beim souveränen 33:23-Heimsieg gegen die Ahlener SG gerecht geworden. »Es war wichtig, auch in dieser Höhe zu gewinnen. Das gibt uns viel Auftrieb«, frohlockte Rückraumspieler Nils Grothaus. Auch Trainer Walter Schubert war lecker zufrieden mit der Leistung und dem Sprung auf Tabellenplatz zwei: »Das wird uns viel Rückenwind geben. Jetzt ist es unser Ziel, vor Weihnachten die 20-Punkte-Marke zu knacken.« Dazu müssten die Jürmker die Spiele in Menden und daheim gegen Gevelsberg gewinnen – machbare Aufgaben, zumal die gegen Ahlen geschonten Rekonvaleszenten Benjamin Zöllner und Henning Kiel als weitere Alternativen in der Hinterhand sind.

Brake ohne Johannmeier
Bei Landesligist TuS Brake hat sich Linksaußen Jannis Johannmeier am Sonntag nach einem Gespräch mit dem Vorstand verabschiedet. »Der Aufwand mit der Fahrerei zwischen meinem Studienort Hamburg und Bielefeld ist zu groß. Außerdem sind meine eigenen Ansprüche zuletzt nicht erfüllt worden«, sagt Johannmeier. Brakes Trainer Stephan Neitzel akzeptiert die Entscheidung des langjährigen Braker Spielers: »Das ist natürlich schade und ich kann auch verstehen, dass Jannis unzufrieden mit seinen Spielanteilen ist, aber Sebastian Rolf spielt auf Außen einen guten Part und hat es auch verdient, dort zu spielen, zumal er regelmäßig mit der Mannschaft trainiert.«

Top 3 als Ziel
Mit der bisherigen Ausbeute (12:8 Punkte, Platz sechs) zeigt sich Neitzel nicht ganz zufrieden: »Wir haben uns alle ein bisschen mehr erhofft, aber an manchen Stellen fehlt der Truppe noch die Stressfestigkeit.« Hinzu kommt, dass die Mittelleute Lucas Tiemann (Armbruch, erst im Januar wieder dabei) und Jan Ober (Studium in Köln) derzeit gar nicht oder nur bedingt im Training stehen. Dass im Braker Umfeld vor der Saison häufig der Aufstieg als einziges Ziel formuliert worden ist, empfindet Neitzel als »etwas vollmundig«. »Ich habe immer gesagt, dass wir unter die Top 3 wollen. Dazu stehe ich und das ist auch weiter möglich. Wir befinden uns in einem Reifeprozess, können in dieser ausgeglichenen Liga aber jeden schlagen.« Neitzels Zwischenbilanz nach einem halben Jahr als Braker Coach: »Es macht Spaß. Wir haben gute Jungs, und ich bin weit davon entfernt, enttäuscht zu sein.«

Foede fassungslos
Mehr als enttäuscht von dem jüngsten Auftritt bei Landesliga-Schlusslicht Handball Lemgo III (21:25) zeigte sich Matthias Foede, Trainer der HSG EGB Bielefeld. »Das war ein Rückfall in finsterste Zeiten. Ich hatte gedacht, wir hätten diese Phase hinter uns gelassen, aber in der Verfassung vom Wochenende sind wir ein klarer Abstiegskandidat.« Deutliche Worte, die Foede auch an die Mannschaft richten wird: »Das wird eine arbeitsintensive Woche.« Ein Punkt beträgt der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz, im Kellerduell am Samstag gegen den Vorletzten LIT Handball NSM III zählt nur ein Sieg.

TuS 97 II darf träumen
In ganz anderen Sphären schwebt die Reserve des TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck, die nach zehn Spieltagen die Landesliga-Tabelle der Staffel 2 anführt. »Das nehmen wir gerne mit, aber vom Aufstieg spricht bei uns noch keiner«, gibt sich Trainer Eric Husemann zurückhaltend. Platz eins bis fünf hätte die Mannschaft intern als Ziel ausgegeben. »Aber wir wollen natürlich so lange wie möglich da oben bleiben.« Da es in dieser Saison keine Überflieger-Mannschaft wie im Vorjahr TSG Harsewinkel gibt, scheint alles möglich. Husemann: »Die Verbandsliga wäre natürlich eine super Liga, aber daran denken wir wirklich noch nicht.« Auffallend ist die Heimstärke der Jürmker. Alle fünf Heimspiele wurden deutlich gewonnen. Am 15. Dezember steht in Jöllenbeck das Gipfeltreffen gegen Ibbenbüren an. »Es wäre schön, als Erster Weihnachten zu feiern. Dafür müssen wir noch zwei Spiele gewinnen.« Verzichten muss der TuS 97 weiter auf Rückraumspieler Björn Klusmann (Sehnenriss unterm Fuß).

Schockenhoff nach Verl
Torhüterin Katharina Schockenhoff verlässt nach dieser Saison den Verbandsligisten HT SF Senne und kehrt zum Oberligisten TV Verl zurück. Die angehende Juristin spielt ihre zweite Saison in Senne. »Es ist ganz wichtig, dass wir eine gute Torhüterin haben«, freut sich TVV-Trainer Kim Sörensen, während Sennes Teammanager Stephan Quilling bereits auf der Suche nach einer geeigneten Nachfolgerin ist: »Wir hätten Hatti auch gerne behalten, wussten aber seit einiger Zeit, dass es sie nach Verl zurückziehen wird.«

Neuste Galerie

09.02.24: 1. Herren - TV Emsdetten

Weitere 7707 Bilder sind in der Galerie.