Bielefeld (WB/jm). Am Jadebusen begegnen sich am Samstagabend zwei Welten der 3. Handball-Liga: Gastgeber Wilhelmshavener HV, gut bestückter Ex-Zweitligist, und eine TSG-AH Bielefeld, die auf dem Zahnfleisch kriecht. »Bei unserer personellen Decke müssen alle, die da sind, funktionieren. Einen Ausfall können wir uns nicht leisten«, sagt Trainer Micky Reiners

Die gemeinsame Trainingseinheit mit dem TuS Spenge am Dienstagabend war einmal mehr sehr fruchtbar. Einziges Manko neben vielen Lerneffekten: Die TSG konnte keinen Drittliga-Torhüter aufbieten; Tobias Ehlentrup aus der »Zwoten« gab sein Bestes. »Wir haben mehr als eine Stunde Sechs gegen Sechs über das ganze Feld spielen können. Das lief super«, freut sich Reiners. Oberligist Spenge simulierte mit seiner offensiven Deckung mögliche WHV-Formationen, die TSG testete Angriffsvarianten dagegen.

Die Bielefelder werden es mit einer versierten offensiven Abwehr zu tun bekommen. Wilhelmshaven praktiziert einen schnellen Handball. Die rechte Seite mit René Drechsler und Evgeny Vorontsov dürfte zu den stärksten Duos der Liga gehören. Die Hausherren zeigen sich auch in Unterzahl hellwach. Gerne wird die Strategie gewählt, für den Torwart einen sechsten Feldspieler einzuwechseln.

»Wilhelmshaven hat eine super eingespielte erste Sechs mit einem Teufelskerl Christoph Dannigkeit dahinter«, lobt Micky Reiners, der drei Videoaufzeichnungen des Gegners studiert hat. Abwehrchef Georg Auerswald, der Ex-Mindener, »stopft Löcher. Der schont sich nicht und andere auch nicht. Eine Maschine – hart, aber fair.« Der WHV verfüge »über gute Angriffsmittel mit verschiedenen Lösungen. Das Erkennen der Situation zeichnet sie aus. Die haben's im Blick, wo der Gegner Fehler machen kann, und nutzen entstandene Lücken sofort aus.« Und davon gibt es bei der TSG reichlich. »Unsere Deckung ist nicht so gefestigt, wie ich mir das wünsche. Das Übernehmen und Übergeben funktioniert noch nicht so.«

WHV-Spielertrainer Christian Köhrmann zeigt gleichwohl Respekt vor dem Kellerkind, insbesondere vor Daniel Meyer und dem Ex-Wilhelmshavener Johannes Krause. »Sie alleine können ein Spiel entscheiden.«

Reiners fordert: »Wir dürfen im Angriff nicht die Geduld verlieren. Es muss uns gelingen, ins gebundene Spiel zu kommen, wenig Gegenstoßtore zu kassieren. Das war zuletzt unsere große Schwäche.« Der Trainer nimmt in diesem Zusammenhang seinen zuletzt kritisierten Mittelmann in die Pflicht. »Michael Boy ist der erfahrenste Spieler. Er muss der Chef im Ring sein, das Spiel in die Hand nehmen und lenken. Das erwarte ich von ihm. Was er zuletzt gebracht hat, war mir zu wenig.« Boy weiß, dass seine zurückliegenden Leistungen unbefriedigend waren. »Ich kann es besser. Kritik ist berechtigt. Sie gehört dazu, ich kann damit umgehen«, sagt der Kapitän, der seinem Team eine Sensation zutraut. »Das ist nicht unmöglich. Doch es muss alles passen. Wir müssen geschlossen am Limit spielen.« Der kranke Matthias Geukes (Nasennebenhöhlen) hat in der Woche nicht trainiert. Thorben Lommel beißt trotz einer Rippenprellung auf die Zähne. Ob Zweitspielrechtler Mike Schulz (TV Emsdetten) mitreist, entscheidet sich erst am Spieltag. Reiners' Wunschkandidat Henrik Ortmann wird wohl passen müssen. Dafür sollen Janni Werner und Jan Cedric Hiller aus der »Zwoten« mit im Bus sitzen.

Wir haben keine Chance, also nutzen wir sie: Dieses Motto machte sich in der Nordfrost-Arena der zurückliegende TSG-Jahrgang zu eigen. Der gänzlich unerwartete 27:26-Streich im Februar diesen Jahres bescherte der TSG den nötigen Auftrieb, um weitere 5:1 Punkte in Folge einzuheimsen. Gegen eine Wiederholung hätte Micky Reiners nichts einzuwenden, aber: »Mit vollem Kader wäre es schon schwer. In unserer Besetzung haben wir da keine Chance.«

Der Gegner: Wilhelmshavener HV

Bielefeld (WB). Der Tabellendritte hat erst ein Heimspiel in der Nordfrost-Arena verloren, gleich am ersten Spieltag gegen Primus TuS Wermelskirchen (21:22). Seither musste sich die Truppe von Spielertrainer Christian Köhrmann nur noch im Nord-Derby in Edewecht beugen. 13:1 Punkte in Serie zeugen davon, dass die »Nordlichter« einen guten Lauf haben. Die Strukturen aus Bundesligazeiten konnten weitgehend aufrecht erhalten werden. Rechtsaußen Evgeny Vorontsov ist mit 92/26 Treffern der zweiterfolgreichste Liga-Torschütze. Zugänge vor der Saison: Abwehrchef und Kreisläufer Georg Auerswald (GWD Minden II), René Drechsler (1. VfL Potsdam), Christoph Trinks (HSV Hamburg), Maurice Dräger, Yannick Dräger (beide HC Bremen) und Frederick Lüpke (eigene Jugend).

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