Von Jörg Manthey

Bielefeld (WB). Kein Spiel für Handball-Ästheten: Die TSG A-H Bielefeld hat für eine fehlerhafte und unkonzentrierte Leistung die Quittung bekommen. Mit 21:31 (10:18) gab's gegen den VfL Edewecht die bislang höchste Heimniederlage im Heeper Dom. Die Abstiegszone der 3. Liga ist nach zwölf Durchgängen bedrohlich nahe.

Ein Knackpunkt für den Reinfall war für Trainer Micky Reiners das mangelhaft vorgetragene Überzahlspiel. Der vermeintliche Vorteil entpuppte sich für die TSG am Samstag eher als Nachteil. »Das Überzahlspiel hat uns das Genick gebrochen. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir eines gewonnen haben«, grollte er. »Die Anzahl an einfachen Fehlern war viel zu hoch. Edewecht brauchte ja gar nichts zu machen und bloß darauf zu warten, bis wir den Ball herschenken.« Für die stattliche Quote technischer Mängel wurde ein hoher Preis bezahlt; Edewechts Konter überrollten die Bielefelder.

Die eingespielten Ammerländer waren nach drei Niederlagen hintereinander nicht gewillt, weiteren Boden herzugeben. Entsprechend rustikal trat der Gast auf. Die physische Überlegenheit sollte ein wesentlicher Mosaikstein des klaren Sieges werden. »Wir waren einen Monat ohne Sieg, ebenso deprimierend wie ungewöhnlich«, kommentierte Edewechts Coach Arek Blacha die griffige Vorgehensweise seiner Deckung. »Wir wussten, dass wir Vorteile haben würden, wenn wir die TSG-Werfer aggressiv angehen und bei neun, zehn Metern aufhalten können.«

Dabei begann die Partie verheißungsvoll – insbesondere für René Wolff. Der junge Rechtsaußen trat frech auf und markierte bis zur 5:4-Führung (8.) vier Treffer. »Das hat ihm gut getan«, freute sich Reiners für den Spieler. Bis zum 8:9 (Meyer, 17.) war die TSG ein gleichwertiger Spielpartner, als die Fülle an Fehlern nicht mehr zu reparieren war. In den 13 Minuten vor der Pause legte Edewecht mit einem 9:2-Lauf zum 18:10 den Grundstein für den Streich. »Gefühlt waren wir nicht acht Tore schlechter«, fand Micky Reiners.

Gegen die 5:1-Abwehr wirkte der ausgedünnte Rückraum Boy/Krause/Beining über die komplette Distanz konzeptlos. Stimmung und Druck kam erst auf, als Henrik Ortmann ins Spiel kam (21.) und die Brechstange hervorkramte. Die TSG-Spielsteuerung blieb weiter chaotisch-uneffektiv. »Wir haben viele offensichtliche Baustellen, um die wir uns aber nicht kümmern können, weil wir ein Verletzungspech apokalyptischen Ausmaßes haben«, stellte Micky Reiners die Hauptursache für 0:6 Zähler in Folge heraus.

Insgesamt kam Edewecht viel zu ungehindert zu Torerfolgen. Da Hendrik Peters nach dem Wechsel einige Bälle parierte, konnte die TSG wenigstens nochmal bis auf 17:22 (41., Lommel) und 19:24 (45., Boy) verkürzen. Mit einem listigen Heber erzielte René Wolff in einer insgesamt unansehnlichen Partie das 21. und letzte TSG-Tor zum 21:30 (58.). »Zuhause müssen wir uns anders präsentieren«, war Matthias Geukes mit sich und der Welt nicht zufrieden.

Thorben Lommel konnte nach dem Schlusspfiff immer noch nicht gerade stehen. Er war bei seinem Gegenstoßtreffer zum 17:22 mit Torhüter Bröckerhoff zusammengeprallt und hatte dessen Fuß in den Bauch bekommen. »Es tut höllisch weh- Ich habe zuerst keine Luft mehr bekommen.« Lommel, als giftiger vorgezogener Abwehrspieler ein steter Unruheherd für Edewechts linke Angriffsseite, gönnte sich aber nur eine achtminütige Pause. »Edewecht hat unsere ganz simplen Fehler gnadenlos bestraft. Die mussten dafür gar nicht großartig arbeiten«, meinte der Vize-Kapitän kopfschüttelnd. Möglichkeiten, in schlechten Phasen angemessen zu reagieren, gebe es kaum angesichts der verwaisten Bank. »Ich habe das Gefühl, dass der ein oder andere nicht damit klarkommt, dass er eigentlich sowieso nicht ausgewechselt werden kann.«

Die Drucksituation ist für die TSG weiter gestiegen. »Wir standen bislang zweimal richtig unter Druck, gegen Königshof und gegen Gummersbach. Beide Male haben wir verloren«, sagt Micky Reiners und betont energisch: »Wir brauchen in der Hinrunde von irgendwoher noch zwei Punkte!«

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