Von Jörg Manthey
und Arndt Wienböker
Bielefeld (WB). Sein Bauchgefühl sollte Micky Reiners nicht trügen. »Entweder wir kriegen eine richtige Packung mit acht Toren, oder es wird eng. Etwas dazwischen gibt es nicht«, sagte der TSG-Trainer Minuten vor dem Anpfiff gegen Bayer Dormagen. Alsbald schälte sich - leider - Variante eins heraus.

Micky Reiners sah ein rauschendes Fest des Tempohandballs. Seine TSG wurde mit Waffen geschlagen, die er selbst zu gerne einsetzen würde. Ein guter Torwart hinter einer beweglichen, sehr aggressiven Abwehr. »Das war richtig gut. Nach Ballgewinnen ging es bei Dormagen klack, klack, klack nach vorne. Jeder wusste genau, was zu tun war«, schnalzte der TSG-Trainer mit der Zunge. »Ich hoffe, das gelingt in dieser Form nicht mehr vielen Mannschaften gegen uns.« Er wäre mit »unseren Automatismen auch gerne weiter. Aber das ist im Training mit sechs bis acht gesunden Feldspielern nun mal nicht möglich.«

Schon 321 Gegentore
Eine Stamm-Sechs in der Abwehr einzuspielen, sei genauso problematisch. »Wir sind deckungstechnisch nicht da, wo ich gerne wäre«, gibt Reiners zu, und diese Ansicht wird durch nackte Zahlen belegt. Die 321 Gegentore werden nur von Eintracht Hagen (325) getoppt und bilden nach zehn Spielen sogar den drittschlechtesten Wert aller vier 3. Ligen. »Daniel Meyer, René Wolff und Thorben Lommel müssten die Rückraumspieler simulieren, um unseren Block zu fordern. Noch Fragen?«

Kortes Knie dick
»Wir haben keine Wunderdinge erwartet, und wir haben keine Wunderdinge bekommen«, kommentierte Reiners das erste Mitwirken Florian Kortes nach dem Kreuzbandriss im Januar. »Ihm fehlt natürlich Wettkampfpraxis. Aber man hat gesehen, dass da was ist. Dass Flo eine Alternative sein kann und sein wird.« Im Januar werde der Rückraumspieler so weit sein, »dass er die Lücken gnadenlos ausnutzt.« Micky Reiners überlegt, weitere Testspiele einzustreuen, um den Eingewöhnungsprozess seinen »Halblinken« zu verkürzen. Korte »weiß schon wieder, wo das Tor steht«, sagte er direkt nach dem Abpfiff, doch sein gutes Gefühl sollte gestern wieder getrübt sein: Das linke Knie des 26-Jährigen ist dick geworden. »Fühlt sich nicht ganz gut an«, unkt der Rückraumspieler. Physiotherapeut Karsten Keller hofft, dass sich durch die Belastung einfach nur Verklebungen gelöst haben, die die Schwellung verursachen.

Spieltag der Vielfalt
Wohl dem, der als DHB-Stützpunkt ein (finanzstarkes) Bayer als Namenszusatz tragen darf. Dormagens Coach Jörg Bohrmann kokettierte damit, viele seiner Spieler bereits als D-Jugendliche trainiert zu haben. »Ein Traum. Ich würde auch gerne junge Spieler fördern und formen. Das macht Spaß«, sagt Micky Reiners. »Wenn ich die Chance hätte, einen fertigen Spieler über 30 oder einen talentierten 18-, 19-Jährigen zu verpflichten, würde ich immer den mit der besseren Perspektive nehmen.« Womöglich kommt Micky Reiners ja bald in den Genuss: Die B-Jugendmannschaft der TSG, die sich in der Oberligaspitze gleich hinter den Stützpunkten aus Lemgo und Minden einquartiert hat, bildet ein hoffnungsvolles Reservoir für Morgen. Des Trainers Offerte: »Da ist natürlich noch ein körperlicher Abstand. Doch jeder, der sagt, dass er gerne bei der Ersten mittrainieren und sich zu 100 Prozent einbringen möchte, ist willkommen. Ich schicke niemanden mit Ehrgeiz weg.«
Dormagen, 13:1 Punkte in Folge, hat das kommende Heimspiel am Samstag gegen den OHV Aurich gemeinsam mit dem Integrationsrat der Stadt Dormagen zum »Spieltag der Vielfalt« ausgerufen.

21. Dezember in Minden
Die TSG hat ihr Viertelfinalspiel im HVW-Pokal bei GWD Minden II inzwischen fest terminiert. Am Freitag, 21. Dezember, wird es in Dankersen zum Wiedersehen mit Pascal Welge und Christopher Kunisch kommen. »Das ist gut. So können wir am Samstag in Ruhe unsere Weihnachtsfeier genießen«, freut sich Tobias Fröbel schon auf »Rippchen, Schnitzel und Kegeln.« Gefeiert wird bei Jürg (»Scholli«) Schütz in der Gaststätte »Königskrug« in Lockhausen. Die weiteren HVW-Pokal-Paarungen: Ahlener SG - TuRa Bergkamen, RSV Eiserfeld - TuS Spenge und LIT Nordhemmern/Mdw. - HSG Lemgo II.

TuS 97 mit Luft nach oben
»Wir haben 14:2 Punkte und die Jungs haben sogar noch Luft nach oben«, frohlockte Jöllenbecks 1. Vorsitzender Wilhelm Boeckstiegel nach dem 28:27-Zittersieg gegen HSE Hamm. Einen handballerischen Leckerbissen bekamen die Zuschauer dabei nicht zu sehen, aber dafür brachte der TuS 97 bereits zum dritten Mal in dieser Saison einen hauchdünnen Ein-Tore-Vorsprung ins Ziel. Das ist auch eine Qualität, die für die Entwicklung der jungen Mannschaft spricht. Bestes Beispiel dafür ist Leon Ludwigs. Der 20-jährige Mittelmann (»Ich fühle mich sehr wohl auf dieser Position und bekomme immer mehr Selbstvertrauen«) übernimmt in entscheidenden Phasen mittlerweile Verantwortung. »Das macht er gut, aber das muss er auch machen, schließlich hat die Rückraum-Mitte das Sagen«, betont Trainer Walter Schubert, der sich noch mehr Präsenz von Ludwigs wünscht: »Er muss auf dem Feld noch lauter werden.«

Kaum noch Alternativen
Das Fehlen der verletzten Benjamin Zöllner, der diese Woche wieder leicht ins Training einsteigen will, und Henning Kiel (Mittelhandbruch) führt dazu, dass die Jöllenbecker mittlerweile kaum noch personelle Alternativen im Rückraum haben. Zum Glück konnte Nils Grothaus gegen Hamm trotz einer Platzwunde am Kopf - er bekam einen Turban verpasst - in der zweiten Halbzeit wieder ins Spielgeschehen eingreifen.

»Frech werden«
Nun freut sich der TuS 97 auf das Spitzenspiel Erster gegen Zweiter, das am kommenden Samstag um 19.30 Uhr in Schalksmühle angepfiffen wird. »Dort sind wir auch nicht chancenlos. Der Druck liegt ganz klar bei Schalksmühle. Die wollen aufsteigen, wir können völlig befreit aufspielen«, sagt Walter Schubert und fühlt sich in der Rolle des Außenseiters pudelwohl. Aus den vier Spielen bis Weihnachten (Schalksmühle, Ahlen, Menden, Gevelsberg) wünscht sich der TuS 97-Trainer noch drei Siege: »Dann hätten wir 20 Punkte. Wir dürfen jetzt auch mal ein bisschen frech werden.«

Sascha Grote hört auf
Das Spiel »bester Angriff gegen beste Abwehr« in der Oberliga endete mit einem 31:28-Sieg des TuS Spenge gegen Bergkamen. Trainer Achim Frensing haderte mit dem Auf und Ab des Spiels. »Uns fehlte generell die geistige Spritzigkeit und Frische.« Der 41-jährige Sascha Grote hat seinen Abschied angekündigt. »Nach dieser Saison höre ich zu 99,99 Prozent auf«, meinte der Torwart-Routinier. »Tobi Linke ist so weit.«

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