Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Auch fünf vereitelte Siebenmeter des erneut stark haltenden Hendrik Peters haben das Happyend nicht erzwingen können: Handball-Drittligist TSG A-H Bielefeld schenkte ausgerechnet bei seiner Saisonpremiere im Heeper Dom dem robusten Tabellenletzten DJK SV Adler Königshof die ersten Punkte – 30:32 (14:16).

Wobei die Vokabel »geschenkt« durchaus wörtlich zu nehmen ist. Dass diese erste Besudelung der Heimbilanz absolut unnötig war, spürten auch die selbstkritischen Spieler. »Beim Stand von 26:23 müssen wir so schlau sein, das Ergebnis zu verwalten«, meinte »Mister 100 Prozent« Tobias Beining – sieben Würfe, sieben Tore – zerknirscht.

Die personellen Voraussetzungen sahen erneut nicht rosig aus. Mike Schulz (TV Emsdetten) und ebenso »Joker« Johann-David Starck, dessen am Donnerstag per Express verschickter Spielerpass die Passstelle bis Freitag Mittag nicht rechtzeitig erreichte, fehlten. »Ich war noch nie in meinem Leben so wütend. Der Zusteller hat den Briefkasten nicht gefunden. Da bist du so machtlos«, schimpfte Starck über die Deutsche Post. So musste Trainer Micky Reiners wieder nur mit acht Feldspielern auskommen. Thorben Lommel (Rücken) wurde in der ersten Hälfte komplett geschont, also blieb eine Wechselmöglichkeit.

Die TSG begann nervös und leistete sich vorne wie hinten ob schlampiger Aktionen eine hohe Fehlerquote. Der »Halblinke« Fabian Bednarzik steuerte alleine 8/1 Treffer zur 16:14-Pausenführung der Adler bei. Und auch den massigen Kreisläufer Sebastian Bartmann bekam der Mittelblock nie richtig in den Griff; sein Aktionsradius war einfach zu groß. Mit 13 gehaltenen Bällen schenkte Peters seinen Vorderleuten ausreichend Möglichkeiten, die Adler am Boden zu halten, doch die Heimmannschaft konnte den 0:2-Rückstand in den ersten 30 Minuten angesichts mangelhafter Präzision bloß fünfmal egalisieren.

Nach dem 15:18 bahnte sich Unheil an. Doch die TSG, nun auch mit Lommel, ließ sich im intensiv geführten Duell nicht abschütteln. Daniel Meyer (2), Johannes Krause und Tobias Beining glichen bis zur 38. Minute zum 20:20 aus. Oktoberfeststimmung im Heeper Dom, als Youngster René Wolff in Unterzahl für die erste Führung sorgte (39.). Bielefelds 5:0-Zwischenspurt in dem hektischen Treiben kam auch deshalb zustande, weil die offensive TSG-Abwehr mit einer vierfachen Manndeckung griff.

Als die TSG mit 26:23 (Meyers zehnter Treffer, 46.) vorn lag, roch es nach Heimsieg Nummer vier. »Da muss die Spielsteuerung für einen Sieg reichen«, merkte Micky Reiners an. »Aber zu viele Leistungsträger haben nicht das gezeigt, was sie können.« Die eklatante Fehlerrate im Bielefelder Angriff riss nicht ab. Fahrkarten von Boy (2), Krause, Meyer und Steinkühler, dazu eine Zeitstrafe gegen Beining – Adler Königshof nahm die Einladungen dankbar an und drehte nach einer Auszeit die Partie binnen sieben Minuten (5:0) in ein 26:28. Zum Unmut mancher Zuschauer auf der Tribüne beließ es Reiners (»Wir hatten kein Deckungsproblem«) bei der laufintensiven und Kraft raubenden offensiven TSG-Abwehrformation. Seine wenigen Männeken kamen wohl zu Ballgewinnen, doch »die haben wir dann in die Walachei geworfen«, ärgerte sich der Coach über »eine katastrophale Spielsteuerung. Wir haben zu keiner Zeit die richtigen Mittel gefunden.«

Beinings 28:28 (54.) sollte der letztmalige Gleichstand sein. »Uns hat der Biss in der Abwehr gefehlt«, zürnte Thorben Lommel. »Wir haben uns nicht an Absprachen gehalten. Der Kreisläufer war im Zentrum immer frei.«

Gästetrainer Huibert Krouß sah sein gutes Gefühl bestätigt. »Wir hatten aufsteigende Form. Ich war mir sicher, dass wir hier gewinnen.« Kollege Reiners fand in der Kabine deutliche Worte. »Wir haben nur in der 3. Liga eine Chance, wenn jeder 110 Prozent gibt. Auch gegen den Letzten. Einige waren einstellungsmäßig nicht mal in der Nähe von 100 Prozent.« Und Johann-David Starck litt Höllenqualen. »Es kam zu wenig Feuer von der Bank. Das war auch ein Kopfding. Ich hätte gerne geholfen. Es tut mir unheimlich leid.«

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