Von Jörg Manthey (Texte)
und Thomas F. Starke (Fotos)

Bielefeld (WB). Die TSG Altenhagen-Heepen schiebt Frust. Nach der 28:29 (14:15)-Heimniederlage gegen den TuS Ferndorf und Hagens gleichzeitigem 28:25-Sieg bei der HSG Lemgo II fällt die Entscheidung über Klassenverbleib oder Abstiegsrelegation in der 3. Handball-Liga erst am letzten Spieltag.

TSG-Kapitän Tobias Fröbel machte mit betretener Miene »eigene Dämlichkeit« als Ursache aus. Dabei deutete für das verkorkste letzte Heimspiel vor der enttäuschenden Kulisse von 710 Besuchern in der Seidensticker Halle lange Zeit einiges auf ein Happyend hin. Die griffige Abwehr und ein gut aufgelegter Pascal Welge stemmten sich dem Spitzenreiter entgegen. Nach ausgeglichenem Verlauf bis zum 5:7 (13.) folgte die stärkste Phase des Gastgebers: Zehn Minuten wurde Ferndorf nun kein Tor gegönnt. Christopher Kunisch, Florian Öttking (7m), Marcel Ortjohann (2), Johannes Krause und Tobias Fröbel besorgten mit sechs Treffern in Folge – gestützt auf zahlreiche Welge-Paraden – einen 11:7-Vorsprung, der bis zum 14:10 (26.) Bestand hatte.

Die TSG-Auszeit beim 14:12 (27.) sollte nicht helfen, die Abwärtsspirale zu bremsen. Ferndorfs Gegenstöße saßen gnadenlos. »Wir haben denen die Bälle reihenweise geschenkt, zu viele falsche Entscheidungen getroffen und sind ins offene Messer gelaufen«, grämte sich Fröbel, derweil Marcel Ortjohann nach dem Konter-Feuerwerk seufzte: »Dass wir nach Führungen den Kopf verlieren, ist uns in dieser Saison ja schon oft passiert.«

Beim 14:15-Pausenstand war weiter alles drin; Lemgo lag zur Halbzeit gegen Hagen mit 14:13 vorn. Daniel Meyer, wegen Erkältung zum Zuschauen verurteilt, verzweifelte. Die Bielefelder Fehlerquote häufte sich, unnütze Zeitstrafen gegen Henrik Ortmann und Jens Limbach (wegen Meckerns) taten ein übriges. Als Hilger in doppelter Überzahl Ferndorfs 19:16-Führung erzielte (40.) und auch Hagen in Lemgo mit 18:17 vorn lag, deutete sich das Malheur einer verunglückten ostwestfälischen Nachbarschaftshilfe schon an.

Beim 19:21 (Kunisch, 47.), 20:22 (Fröbel, 48.) und 21:23 (Kunisch, 51.) war die TSG noch in Schlagdistanz, stand aber kontinuierlich mit eigenen Nachlässigkeiten Pate dafür, dass nach dem 23:29 (57.) der Fehlschlag perfekt war. Der schlampige Angriff machte mit teils haarsträubenden Aktionen all das zunichte, was die Abwehr an Chancen ermöglichte. Ferndorf gab nach kurzer Powerhandballeinlage gegen die TSG-Manndeckung nahezu widerstandslos das Feld auf, doch die Uhr tickte erbarmungslos. Henrik Ortmann, Florian Öttking, Christopher Kunisch, Michael Boy und Johannes Krause stellten den 28:29-Anschluss her – und da war die Zeit um.

»Ferndorf hatte nicht 100-prozentig konzentriert angefangen. Das wäre unsere Chance gewesen«, bedauerte Pascal Welge, von seiner weiblichen Fangemeinde hinterher mit einem besonderen T-Shirt (»Schwiegermutters Traum«) bedacht. Der Westdeutsche Meister brauchte nur auf die Fehler der TSG zu warten. »Die haben alles sofort bestraft. Darum steht Ferndorf da oben und wir unten«, trauerte Michael Boy verpassten Möglichkeiten hinterher.

Hoffentlich rächt sich die eigene Erwartungshaltung nicht noch. Denn: »Wir hatten uns für dieses Spiel viel vorgenommen und sind entsprechend tief enttäuscht«, hofft Pierre Limberg, dass er und Martin Räber die Mannschaft binnen einer Woche wieder aufrichten können. Tobias Fröbel meinte wohl, die TSG könne mit einer Gegentorquote von unter 30 gegen den Westdeutschen Meister zufrieden sein. Aber der Ertrag dafür blieb aus – die erhoffte Handball-Party blieb aus. »Wir sind jetzt in einer Alles-oder-Nichts-Situation«.

Tschüss: 1198 Einsätze und 3566 Tore für die TSG

Das Ende einer Ära: 1198 Einsätze und 3566 Tore für die TSG Altenhagen-Heepen, verteilt auf zehn Spieler, sind am Samstag vor dem Spiel verabschiedet worden. Pierre Limberg, Florian Öttking, Benjamin Richter, Henrik Ortmann, Marcel Müller, Pascal Welge, Carsten Kappelt (hinten von links) sowie Christopher Kunisch, Jens Limbach und Florian Ostendorf (vorne von links) marschierten in Shirts mit dem Aufdruck »Danke Tönti« in die Halle. Auf dem Rücken die Zahl 400. Eine Würdigung für Betreuer Heinz König, der ebenfalls für sein 400. Spiel geehrt wurde. Den gebürtigen Düsseldorfer Marcel Müller zieht's offenbar zurück in die Heimat, zum Landesligisten SG Ratingen. Dort wird er bereits als Neuzugang vermeldet und als »torgefährlicher Spielmacher« gefeiert. Fix sei das aber noch nicht, betont Müller: »Nur für den Fall, dass ich nach Düsseldorf gehe, habe ich Ratingen zugesagt.«

Fahrt nach Ulm droht

Relegation am 28. Mai
Bielefeld (WB/jm). Gut ist, dass die TSG Altenhagen-Heepen ihr Schicksal weiter in eigener Hand hat. Zwei Punkte Vorsprung auf Eintracht Hagen – da reicht am kommenden Samstag in Edewecht ein Unentschieden für den direkten Klassenverbleib. Die psychologisch günstigere Ausgangsposition dürfte inzwischen auf Hagener Seite liegen. Im Heimspiel gegen den VfL Gummersbach II sollte kaum etwas anbrennen. Die TSG darf sich keine weitere Niederlage leisten, da Hagen den besseren direkten Vergleich aufweist. Ein immenser Druck, der auf den Enttäuschten lastet.

Sollte die TSG noch durch die Mühle der Abstiegsrelegation müssen, stünde am Pfingstmontag, 28. Mai, um 17 Uhr in der Seidensticker Halle ein Heimspiel gegen den 14. der 3. Liga Süd an, die TSG Söflingen. Das Rückspiel in der Kuhberghalle Ulm ist für den 2. Juni angesetzt. Im Siegesfalle würde es am 7. und 9. Juni im Relegationsfinale gegen den Gewinner des Duells der 14. aus den Staffeln Ost (HSG Pohlheim) und Nord gehen. Da treffen die beiden in Frage kommenden Teams SG Achim/Baden und DHK Flensborg am letzten Spieltag aufeinander. Diese Saisonverlängerung kann sich die TSG ersparen – mit einer Energieleistung in Edewecht!

»Der Angriff hat versagt«

Pierre Limberg, Spielertrainer: »Wir haben in den ersten 23 Minuten sehr gut gespielt. Die letzten Minute vor der Pause waren dann fünf Schritte zurück. Wir haben zu schnell abgeschlossen und sind nervös geworden. Nach dem Wechsel wollten wir mit unserer 5:1-Abwehr Ferndorf aus dem Konzept bringen. Das ist uns phasenweise gut gelungen, aber wir haben vorne versagt. Wenn du so viele Freie liegen lässt und dir so viele technische Fehler leistest, kannst du gegen eine Mannschaft wie Ferndorf nicht gewinnen.«

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