1. Herren | Westfalen Blatt | 29.11.11
Von Jörg Manthey
und Arndt Wienböker
Bielefeld (WB). Die TSG Altenhagen-Heepen blickt einem spielfreien Wochenende entgegen. Das heißt freilich nicht, dass die Spieler des Drittligisten nach 5:1 Punkten auch wirklich mal zur Belohnung »frei« haben. Am Samstag soll vielmehr ein zweistündiges Sondertraining eingeschoben werden, um Abläufe weiter zu automatisieren.

Nach seinem ersten Sieg als TSG-Trainer, der noch dazu so überaus souverän ausfiel (»Das hat allen Beteiligten gut getan«), war Pierre Limberg insgesamt zufrieden. Besonders dann, wenn erkennbar »ein schönes, flüssiges Angriffsspiel aufgezogen« wurde. Wenn zu registrieren war, dass durch Laufrotation Lücken in die Ahlener Abwehr gerissen wurden und sich so eine freie Schussbahn für die Rückraumspieler ergab. »Das gilt es kontinuierlich auszubauen.« Limbergs Video-Nachbetrachtung brachte aber auch »noch einige Fehler zutage, an denen wir arbeiten werden. Wir haben Angriffe teils viel zu schnell abgeschlossen oder auch Würfe aus ungünstigen Positionen genommen.«

Der zweite Anzug sitzt
In der Schlussphase durfte der »erste Anzug« der Distanzschützen ganz entspannt von außen applaudieren: Die »Gesetzten« wie Christopher Kunisch, Michael Boy, Henrik Ortmann oder Carsten Kappelt machten Platz für Johannes Krause, Benjamin Richter und Marcel Ortjohann. »Wann sollen sie sonst Spielpraxis unter Wettbewerbsbedingungen kriegen, wenn nicht in solch einem Spiel? Nur so finden sie rein und können sich zeigen«, findet Pierre Limberg. Martin Räber ergänzt: »Ihr schreibt doch auch immer, dass wir in der Breite besser werden müssen. Wir gucken nach vorne und wollen die jungen Leute voranbringen. Das geht am besten im rauen Liga-Alltag.«

Verlässlich ungefährlich
Die lokalen Medien sind inzwischen zum Sarkasmus übergegangen, um die Vorstellungen der Ahlener SG zu formulieren. Nach dem »peinlichen« Debakel in der Seidensticker Halle, das »einem Offenbarungseid« geglichen habe, stand zu lesen, der Letzte habe »die weiße Fahne der Aufgabe geschwenkt« oder sei »verlässlich ungefährlich« gewesen. Bitterböse wird hinterfragt, »ob die Daseinsberechtigung in Liga drei überhaupt nicht gerechtfertigt« sei. TSG-Co-Trainer Martin Räber vermag nach dem 39:30 »nicht so ganz richtig abzuschätzen, wo wir stehen. Unser Maßstab sind jedenfalls andere Mannschaften.« Für ihn trägt das nach der Trennung von Helmut Bußmeyer intensivierte Training erste Früchte. »Es wird wieder mehr aufs Handwerkliche Wert gelegt.«

Heißer Tanz in Ferndorf
Auf die TSG warten nun in Ferndorf (5.) und daheim gegen Edewecht (8.) noch zwei knackige vorweihnachtliche Aufgaben. Diese beiden Gegner trafen am Samstag aufeinander. Ferndorfs 37:26-Heimsieg brachte zwei Fingerzeige. Erstens: In Kreuztal erwartet die TSG am 10. Dezember ein heißer Tanz. Zweitens: Edewecht, eigentlich ein grundsolides Team, zeigt auswärts gerne mal sein zweites Gesicht. »Da rechne ich mir schon was aus«, sagt Limberg. Nun hat der bisherige Saisonverlauf aber auch gezeigt, dass die Bielefelder gegen keine Mannschaft aus der oberen Hälfte bislang punkten konnten. Räber: »Wir haben noch zwei Chancen, das zu ändern.«

Umbruch ?
Der Dezember gilt bei den Handballern jeher als Startschuss für Planungen hinsichtlich der nächsten Spielzeit. Bei der TSG erscheint im Moment allerlei ungewiss; es droht sogar ein erneut gravierender Kader-Umbruch. Studenten stehen vor Praxissemestern, die sie gerne nach außerhalb führen sollen, altgediente Herrschaften liebäugeln mit ihrem Karriereende, andere Spieler werden umworben. »Frühzeitige Entscheidungen bringen Sicherheit«, wünscht sich Limberg kein zähflüssiges Szenario, das Konzentration im Abstiegskampf kostet. »Wir werden unsere Hausaufgaben schon machen«, entgegnet TSG-Chef Heinrich Rödding. Limberg und die TSG wollen die Perspektivarbeit mit Erfolgserlebnissen flankieren. »Wichtig ist, dass wir einen vernünftigen Handball spielen. Alles andere kommt von allein.«

Den Absturz stoppen
»Heimwärts siegen ist schön«, jubelten Riemkes Oberliga-Herren nach dem 31:30 gegen den TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck. Dennis Aufermann schockte die »Jürmker« mit seinem Siegtreffer Sekunden vor Schluss. »So eine Niederlage ist natürlich verdammt bitter und passt ins Bild«, sagte Jöllenbecks Coach Walter Schubert nach der fünften Pleite im fünften Auswärtsspiel. Willkommen im Abstiegskampf: Bis Weihnachten bleiben dem TuS 97 jetzt noch die Partien gegen die Kellerkinder TSV Hahlen, ASV Hamm II und HSG Gütersloh, um den totalen Absturz auf einen Abstiegsplatz zu verhindern. »Wir müssten eigentlich vier bis fünf Punkte mehr haben«, sagt Schubert, der nun volle Konzentration auf das Spiel gegen Schlusslicht Hahlen fordert: »Da müssen natürlich zwei Punkte her – ohne wenn und aber.«

Spannende Landesliga
In der Landesliga, Staffel 1, haben HSG EGB Bielefeld und TuS Brake durch ihre Auswärtssiege den Kontakt zum Spitzentrio hergestellt. Rödinghausen, Spradow und EURo liegen nur noch zwei Punkte vor EGB, die als Tabellenvierter lauern. Durch einen Heimsieg am kommenden Samstag gegen die HSG EURo könnte die Mannschaft von Trainer Matthias Foede einen weiteren Schritt in Richtung Spitze unternehmen, zumal Rödinghausen und Spradow einen Tag später im Spitzenspiel direkt aufeinander treffen. Von dieser Konstellation könnte auch der TuS Brake profitieren, der im Heimspiel gegen Wehe weiter Boden gut machen kann. »Es gibt in diesem Jahr keine Übermannschaft in unserer Liga«, sagt Brakes Trainer Andreas Köckeritz: »Wir könnten auch besser dastehen als Platz fünf, aber noch ist alles möglich.«

von Hollen für Grunow
Falk von Hollen ist wieder da. In den kommenden drei Wochen übernimmt der »Australier« Christian Grunows Posten als Trainer der Bezirksligamannschaft der TSG Altenhagen-Heepen. Beim 25:22 gegen Versmold wirkte er noch mit seinem früheren Zweitliga-Mitspieler im Duo. »Das hat Spaß gemacht. Eine angenehme Truppe, ein guter Zusammenhalt«, freut sich von Hollen auf die Aufgabe. Zuletzt war er 2007 in der Oberliga für die TSG am Ball. Eineinhalb Jahre wirkte von Hollen als Spielertrainer bei der SG OSC Schöneberg-Friedenau II, führte den Berliner Klub in die Verbandsliga. Nach seiner Rückkehr aus Australien versucht der Physiotherapeut und Neurobiologe in Deutschland wieder Fuß zu fassen. »Ich suche eine neue Perspektive. Für die nächsten Monate erstmal in Bielefeld.« Der 32-Jährige sieht sich nicht als Spieler für die 3. Liga. »Definitiv nicht im Augenblick«, erteilt er solchen Gedankenspielen eine Absage.

Halbe Bezirksliga zittert
In der Bezirksliga, Staffel 2, zeichnet sich bereits nach acht Spieltagen ein nervenzehrender Abstiegskampf ab. Die komplette zweite Tabellenhälfte muss als gefährdet angesehen werden. Mit TG Schildesche (6:10 Punkte), HSG Schröttinghausen-Babenhausen (5:11), HT SF Senne und TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck III (beide 4:12) stecken vier Bielefelder Teams mittendrin im Schlamassel. Umso brisanter wird der nächste Spieltag, bei dem die Derbys zwischen Jöllenbeck und den »Schrötties« sowie Senne und Schildesche auf dem Plan stehen. Moralischer Sieger des Wochenendes waren die Senner mit ihrem 35:26-Sieg in Babenhausen. »Senne war einfach viel heißer als wir«, sagte HSG-Trainer Udo Kompa. Sein Gegenüber Ivo Kraft freute sich dagegen über den engagierten, disziplinierten Auftritt seiner Mannschaft: »Das hat richtig gut getan. Am Ende kam auch die Spielfreude zurück. Darauf müssen wir aufbauen, denn dieser Sieg kann nur ein Anfang gewesen sein.«

Schneider verletzt
Rückschlag für Moritz Schneider: Dem früheren TSGer, der mit seinem neuen Klub HSE Hamm den zweiten Platz in der Oberliga belegt und am Wochenende mit 33:29 gegen Augustdorf/Hövelhof einen Verfolger distanzieren konnte, droht eine Pause. »Verdacht auf Ermüdungsbruch im linken Fuß«, meint der Zwei-Meter-Mann zerknirscht. »Ich laufe total unrund.« Sollte sich die vorläufige Diagnose bestätigen, fällt Schneider mindestens fünf bis sechs Wochen aus.

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