Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Typisch Henrik Ortmann. Knallt an die Latte, wirft vorbei, visiert den Pfosten an oder macht mal einen Schrittfehler, bleibt sich trotz derlei Schnitzer binnen Minuten aber jederzeit selbst treu und vertraut stur auf seine Fähigkeiten. »Öttis« radikale Wucht war in der Schlussphase beim 31:31 in Nordhemmern der große Trumpf der TSG Altenhagen-Heepen.

Als Ortmann vom Siebenmeterpunkt Kai Bierbaum zum 29:27 (54.) überwand und Pascal Welge im Gegenzug Sieger über Karsten Gerling blieb, durfte zaghaft von einem Auswärtssieg geträumt werden. Schade, dass Johannes Krause nun ein Schrittfehler unterlief. »Hätten wir den Angriff erfolgreich abgeschlossen, wäre die Messe gelesen gewesen«, grämte sich Kapitän Tobias Fröbel ein bisschen über den verpassten Drei-Tore-Vorsprung.

Neu-Trainer Pierre Limberg prangerte nicht nur wegen der letzten neun Sekunden mangelnde Cleverness seiner Crew an. »Nordhemmern darf gar nicht mehr in die Situation kommen, überhaupt noch ausgleichen zu können.«

Als Michael Boy nach dem 29:29 ein Stürmerfoul provozierte, übernahm Henrik Ortmann zweimal die Verantwortung und sorgte jeweils für die 30:29- und 31:30-Führung. Karsten Gerling hatte indes die bestmöglichen Antworten parat und stellte so ein Remis her, das angesichts der stattlichen Fehlerquote auf beiden Seiten – unter anderem ließ jedes Team vier Siebenmeter aus – absolut gerecht erscheint. »So viele technische Fehler im Überzahlspiel haben wir schon lange nicht mehr gemacht«, monierte Teammanager Martin Räber.

Apropos Ortmann: Der hat seine »Entwicklungshilfe« bislang ja bloß bis Weihnachten zugesagt. Das wären noch drei Partien. »Ohne Ötti hätten wir den Pukt nicht geholt«, sagt Räber und glaubt zuverichtlich: »Er sieht doch, dass es ohne ihn nicht reicht und dass wir erheblich geschwächt wären, sollte er er aufhören. Ich denke, wenn wir ihn richtig fragen, macht er bis zum Saisonende weiter.«

Die Freitagabend-Puzzlelei im Innenblock macht erneut deutlich, dass das Herzstück des 6:0-Verbundes, egal in welcher Formation, alles andere als sattelfest wirkt, taktische Absprachen der Abwehrposition zwei bis vier problematisch sind. »Das ist seit Saisonbeginn unsere Baustelle. Es bringt nichts, daran festzuhalten, wenn Fortschritte ausbleiben.« Pierre Limberg überlegt laut, spätestens in der Weihnachtspause eine andere Variante als Standard auszuprobieren, vielleicht mit einem verschobenen vorgezogenen Deckungsspieler.

Jens Limbach wurde in der 36. Minute umgerannt und lag fortan mit einem leichten Schleudertrauma und einer provisorischen Halskrause, die Beine hoch, an der Bank. »Der Hals ist ein bisschen steif. Ich konnte mich nicht rühren und habe mir von unserem Phaysiotherpeuten Karsten Keller immer sagen lassen, wie es steht.« Limbos Ausfall sei »nicht ohne« gewesen, bedauerte Michael Boy. Folge war, dass Marcel Ortjohann auf den rechten Flügel ausweichen musste und fortan drei Rechtshänder im TSG-Rückraum standen. »Limbo ist einer, der auch für den Halbspieler verteidigt. Er hatte vorher gute Eins-gegen-eins-Situationen und wäre vielleicht noch für den einen oder anderen Gegenstoß gut gewesen«, registrierte Martin Räber ebenfalls eine Schwächung.

Das TSG-Glas scheint nach dem 31:31 eher halb voll denn halb leer. Die Mannschaft hält ihr Schicksal in der eigenen Hand. »Meinetwegen kann die Saison jetzt abgepfiffen werden«, sagte Michael Boy am Samstag, als die Drittliga-Tabelle die TSG auf dem rettenden 13. Rang auswies. »Es ist schwer zu sagen, wie viele Punkte man am Ende haben muss, um drin zu werden. Aber 19, 20 sollten es schon sein.«

Die kommenden zwei sind »absolute Pflicht« (Limberg), auch wenn das Heimspiel gegen den Tabellenletzten Ahlener SG am Samstag, 26. November (19 Uhr), in der Seidensticker Halle ausgetragen wird und Trainer Limberg erneut nur von außen einwirkt. Dafür sollen Carsten Kappelt und Jens Limbach dann wieder mit von der Partie sein.

Gesagt ist gesagt
»Ich habe vorher fünf Partien von LIT auf Video gesehen. Das gegen uns war wohl deren bislang bestes Saisonspiel.«

»Einen Siebenmeter in der entscheidenden Phase werfe ich Richtung Kopf, da muss ich ein Schwein sein. Entweder, der Torwart ist ein Großer und hält den Kopf hin, so wie bei uns Florian Ostendorf, oder er zieht ihn weg.«
(Pierre Limberg, Trainer)

»Die verworfenen Siebenmeter ziehen sich wie ein roter Faden durch die Saison und spiegeln auch ein bisschen unsere Verunsicherung wider.«
(Michael Boy, Regisseur)

»Es war zu sehen, dass unsere Probleme nach dem Trainerwechsel die gleichen geblieben sind. Eine 180-Grad-Kehrtwende war ja auch nicht zu erwarten. Dennoch hatte ich mir eigentlich mehr erhofft.«
(Heinrich Rödding, Chef)

»Direkt nach dem Schlusspfiff überwiegt der Ärger über einen verlorenen Punkt. Aber vielleicht hilft uns der gewonnene am Ende der Saison weiter.«
(Tobias Fröbel, Kapitän)

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