Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Wenigstens haben sie ihren Humor nicht verloren bei der TSG Altenhagen-Heepen. Vor dem Auftritt in Wermelskirchen überreichte Medienwart Hans-Ulrich »Hucky« Starck dem früheren Spieler Carl-Moritz Wagner symbolisch einen gefüllten Blumentopf mit TSG-Aufkleber. »Außer einem Blumentopf kannst du heute eh nichts gewinnen«, witzelte Starck in Geberlaune.

Es sollte ein gelungener Scherz bleiben, die TSG-Handballer zusätzlich ihre Gönnerlaune nicht ablegen. Drittens machte Wermelskirchen aus Spaß Ernst, jedenfalls bis zum 17:33. »Wir wussten, dass wir die TSG über Tempo und Kondition knacken können. Doch nach der hohen Führung hätten wir uns cleverer verhalten müssen. Wir haben unerklärlicherweise die Zügel schleifen lassen. Die TSG war letztlich mit der Zehn-Tore-Niederlage wirklich noch gut bedient«, meinte TuS-Kreisläufer Calle Wagner, der ja vor dieser Saison 18 Jahre lang im TSG-Dress gespielt hatte. »Dieses Spiel war ein besonderes für mich. Ich bin total glücklich. Kompliment an meine Mitspieler, die mich nicht im Stich gelassen und von Anfang an solide und hart gedeckt haben.«

Bielefelds Angriffsmittel waren gegen Wermelskirchens funktionerende 6:0-Deckung von den Halbposition limitiert, und auch für die Kreisläufer machten Wagner/van Walsem die Schotten zu. TSG-Trainer Helmut Bußmeyer war aber noch enttäuschter, dass sich seine Abwehr eine Woche nach dem 24:19-Sieg über Rheinhausen als Torso präsentierte. »Ich kenne das aus eigener Erfahrung, wenn kein Zusammenhalt da ist. Dann siehst du deinen Nebenmann nicht. Der ist gefühlte 100 Meter weg. Wir haben in der Anfangsphase keinen Angriff aufhalten können. Der Gesamtkomplex Deckung/Torwart war nicht gut.« Auch angesichts der Athletik der TSG-Spieler scheint eine Schließung der Dauer-Baustelle in weiter Ferne. Pierre Limberg (Achillessehne), der gar nicht richtig laufen kann, und Tobias Fröbel (Knie) sind nun mal nicht fit. »Auch Siggi Kappelt hat seit Wochen nicht trainiert. Wie sollen sie in der 3. Liga die Kohlen aus dem Feuer holen?«, fragt Bußmeyer.

Den TuS Wermelskirchen empfang er »eine Klasse besser als wir. Die haben ganz normal Handball gespielt, aber eine Niveaustufe höher als wir. Die waren körperlich präsenter, und der Ball lief schneller.« In der Phase nach dem 16:20, als Lars Hepp mit einer Auszeit den TSG-Schwung bremste, wuchs die Unkonzentriertheit im Angriff. »Wir haben mit unseren Abschlüssen und unserem Passspiel förmlich Einladungen ausgesporchen«, musste Bußmeyer registrieren, wie Wermelskirchen auf 29:16 davonpreschte. Nach der Roten Karte gegen Daniel Meyer (50.) wechselte Michael Boy auf den linken Flügel, und Henrik Ortmann übernahm die Regie. »Ötti hat dann einiges gemacht. Hochachtung, was er in seinem körperlichen Zustand noch für Akzente setzen kann.«

Unter den Zuschauern in Wermelskirchen weilte auch Moritz Schneider, der so seine Verbundenheit zu den Ex-Mitspielern ausrückte. Die »dritte Halbzeit« musste allerdings ohne ihn steigen – bei der HSE Hamm war am Samstagvormittag eine Trainingseinheit angesetzt. So bezogen hinterher nur Michael Boy, Marcel Ortjohann, Pascal Welge, Tobias Fröbel, Florian Ostendorf und Florian Öttking Quartier in Wagners 40 Quadratmeter-Appartment und machten nach einem gemeinsamen Essen die Düsseldorfer Altstadt unsicher. Am Samstag stand sogar noch eine »vierte Halbzeit« an. TSG-Physiotherapeut Carsten Keller, der den Abend seines 34. Geburtstages in der Schwanenhalle zu Wermelskirchen verbrachte, hatte zur WG-Party geladen.

»Ich wünsche der TSG, dass sie an ihre eigene Stärke glaubt und jetzt einen Lauf startet«, sagt Carl-Moritz Wagner. »Es ist noch nichts entschieden. Doch jetzt kommen drei Gegner, die in Reichweite liegen. Wobei ich vor Eintracht Hagen warne – die haben bislang unter ihren Möglichkeiten gespielt.« Das 34:34-Unentschieden des VfL gegen den amtierenden Westdeutschen Meister TuS Ferndorf stützt die These, dass die TSG im Kellerderby am Freitagabend in Heepen eine unangenehme Stunde durchleben dürfte.

»Wir werden uns dann ganz gewiss anders präsentieren«, hofft Bußmeyer auf eine erfolgreiche Abwehrschlacht. »Einen Schönheitspreis wird es in diesem Spiel nicht zu gewinnen geben.«

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