Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Erleichterung XXL bei der TSG Altenhagen-Heepen: Mit dem 24:19 (10:10)-Heimerfolg über den OSC Rheinhausen hat die TSG das vorerst das Tabellenende der 3. Handball-Liga verlassen. »Das ist super für den Kopf und gibt Kraft. Wir wissen, dass wir es können«, strahlte der sechsfache Torschütze Carsten Kappelt nach dem ersten Saisonsieg. »Die Einstellung stimmte total. Doch das war nur ein erster kleiner Schritt«, mahnte Interimscoach Martin Räber, der fortan wieder ins zweite Glied rückt.

Bloß 19 Gegentore! Für das Schlusslicht, das in den Vorwochen zur »Schießbude« der Liga mutierte, vor 515 Besuchern im Heeper Dom der Schlüssel zum Erfolg. Dabei musste die Mannschaft vorher den Schock verdauen, dass sich Christopher Kunisch kurzfristig verletzt abmeldete. Ein Missgeschick im Abschlusstraining entpuppte sich bei genauerer Diagnose als knöchernder Kapselausriss am linken Zeigefinger. »Das wird wohl vier Wochen dauern«, meinte der Rückraumspieler zerknirscht.

Der TSG-Rückraum fand schlecht ins Spiel. Nach fünf misslungenen Aktionen musste Henrik Ortmann sein einziges Tor war das wichtige zum 21:18 (56.) – das Feld verlassen. Für ihn kam in der elften Minute Johannes Krause, und mit ihm wechselte Räber vermisste Durchschlagskraft aus dem Rückraum ein. Krause avancierte mit sieben Treffern zum erfolgreichsten Distanzschützen. »Jopie«, wie er von den Mitspielern in Anlehnung an Johannes Heesters getauft worden ist, fand den Kampf »ziemlich überragend. Dieser Sieg ist extrem wichtig. Wir haben uns in der Abwehr Sicherheit geholt und konnten so vorne locker aufspielen.«

Carsten Kappelt (»Endlich mal ein Bierchen trinken ohne Frust«) traf bei seiner erstmaligen Rückkehr nach wochenlanger Verletzungspause ebenfalls erst im vierten Versuch (3:4, 13.). Rheinhausen nahm die Bielefelder Offerten, zu den hektischen Ballverlusten gesellte sich das bekannt langsame Rückzugsverhalten, dankend an und lag nach 21 Minuten erstmals mit vier Toren vorn (4:8).

Nach dem 6:10 (24.) sollte sich das Blatt entscheidend blenden. Auch, weil Pascal Welge (insgesamt 14 Paraden) nun wichtige Bälle parierte. Johannes Krause (3) sowie Daniel Meyer vom Siebenmeterpunkt egalisierten zur Pause auf den minimalistischen Spielstand von 10:10. Dass Meyer noch vor der Pause einen Strafwurf vergab, sollte sich nicht rächen, denn die TSG kam mit Dampf aus der Kabine. Kappelt und Öttking rissen mit ihren Toren die Führung an sich, und fortan diktierte die TSG das selbstbewusst Geschehen. Beim 15:15 wurde dem Gegner letztmalig ein Gleichstand zugestanden.

Rheinhausen wechselte in eigener Unterzahl und Ballbesitz bis zur Auftakthandlung konsequent den Torhüter aus. Diese Strategie wurde den Olympischen in der 43. Minute zum Verhängnis, als Tobias Fröbel nach Balleroberung aus der eigenen Hälfte zum 17:15 ins verwaiste Tor traf und damit einen Wendepunkt markierte. Der verunsicherte Gegner leistete sich eine wachsende Zahl an einfachen technischen Fehlern. Henrik Ortmann staunte: »Die hatten die Angst, die wir in den Vorwochen hatten.«

Die TSG erhöhte dank Marcel Ortjohann und Krause in Überzahl (50.) auf 19:15 und zeichnete sich sowieso darin aus, dass die Angriffe clever bis zum Zeitspiel ausgereizt wurden. Als Johannes Krause beim 20:17 (52.) in Manndeckung genommen wurde und Rheinhausen bis auf 21:19 verkürzte (56.), stand das Erfolgserlebnis kurzzeitig auf der Kippe. Doch unter den stehenden Ovationen der Kulisse gaben Pierre Limberg (2), der noch den dritten Siebenmeter (von insgesamt vier) vergeben sollte, und Johannes Krause die bestmöglichen Antworten – 24:19.

»Die letzte Minute war unglaublich. Mein ganzer Körper hat gezittert und gekribbelt. Ein tolles Gefühl, so zu gewinnen«, dankte Pascal Welge seinen engagierten Vorderleuten. »Ich konnte mich heute voll auf sie verlassen. Das war eine mannschaftlich geschlossene Leistung.« Zuschauer Helmut Bußmeyer sprach von einem »schmutzigen Arbeitssieg« und frohlockte: »Calli im Tor ist unschätzbar. Auch Jopi hat ein starkes Spiel gezeigt. Nach so einem Sieg ist alles viel entspannter.«

Rheinhausens Coach Achim Schürmann gratulierte der TSG zu einem verdienten Sieg und würdigte die Moral des Gewinners: »Respekt, wie sich die Mannschaft zurückgekämpft und das Ding verdient umgebogen hat. Ich bin absolut enttäuscht. 19 erzielte Tore sind absolut indiskutabel.«

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