Bielefeld (WB). Handball-Torhüter sind ein Volk für sich. Bekommen aus kurzer Distanz Bälle mit 100 km/h um die Ohren gehauen, werfen sich der Gefahr ohne Rücksicht auf ihren Körper entgegen und jubeln sogar noch, wenn ihre Synapsen erschüttert sind. Drecksarbeit. Pascal Welge gehört zu den Besten seiner Zunft, doch der Torminator der TSG Altenhagen-Heepen hat schon glücklichere Tage erlebt.

»Wenn du jedes Mal 36 Gegentore reinkriegst, zieht dich das immer wieder runter. Damit kann ich nicht zufrieden sein. Dass wir schon 275 kassiert haben, fällt auch auf den Torwart zurück«, sagt der 24-Jährige streng. Die Problematik: Die Zeiten, da er sich blind auf seinen Abwehrblock verlassen konnte, sind Vergangenheit.

»Ich brauche die ersten beiden Bälle. Wenn ich die halte, bin ich im Spiel«, ist für Pascal Welge die Startphase bedeutungsvoll. Was ein gut funktionierendes Wechselspiel zwischen Torwart und Abwehr ausrichten kann, war in der Vorwoche in der ersten Hälfte schön zu sehen, als ein Vier-Tore-Tore-Rückstand in eine Sieben-Tore-Führung gedreht wurde. »So eine Phase über einen längeren Zeitraum durchhalten, am liebsten 60 Minuten. Das reicht, um den Kopf wieder auf die Schulter zu kriegen«, sagt Interimscoach Martin Räber, der endlich TSG-Spieler sehen möchte, die sich freudetrunken in den Armen liegen.

Um ein Happyend zu erzwingen, fordert Welge ein Umdenken im Kopf. »Alle Leute sehen, dass wir kämpfen. Doch wir müssen auch wirklich bis zuletzt an den Sieg glauben. Eine Führung ins Ziel bringen, das würde uns Sicherheit geben.« Die Trainingswoche der Bielefelder startete wenig vielversprechend. Der üppige Verletzten- und Krankenstand führte dazu, dass bloß vier TSG-Mohikaner voll einsatzbereit waren. »Das demotiviert automatisch«, klagt Welge, der eine professionelle Einstellung vorlebt.

Gegen Rheinhausen sollen Michael Boy (Grippe), Jens Limbach (Antibiotika-Kur beendet) und Pierre Limberg (Achillessehnenprobleme) mitwirken können. Auch mit Christopher Kunisch (umgeknickt) wird gerechnet. Ungewiss ist, inwieweit Marcel Ortjohann (erneut umgeknickt) und Carsten Kappelt (Sprunggelenk) belastet werden können. Trainer Helmut Bußmeyer, der ein zweites und letztes Mal mit einem Tribünenplatz Vorlieb nehmen muss, wird sich mit kritischen Augen wieder auf die Abwehrarbeit seiner Mannen konzentrieren.

Der Gast bekam in der Vorwoche vom TuS Ferndorf die Grenzen aufgezeigt (26:34), hielt aber bis zum 20:21 den Anschluss. Ohnehin fühlen sich die »Olympischen«, bislang 8:8 Punkte, in dieser Saison auswärts wohler. Davon zeugen schon drei erkämpfte Auswärtssiege. Rheinhausens Tobias Bochwitz kommt mit besonders breiter Brust. Er ist mit der Mannschaft des Duisburger Polizeipräsidiums erstmals NRW-Meister geworden, zudem mit 17 Treffern zum Torschützenkönig des Turniers gekürt.

Die TSG-Punkteausbeute zwischen dem 11. und 29. November wird entscheidende Aufschlüsse geben, ob der angestrebte Klassenverbleib in der 3. Liga machbar bleibt. Nacheinander geht es gegen die drei Gegner, die am Ende hinter der TSG stehen sollen: Nordhemmern, Ahlen und Hagen. Für Pascal Welge die Knackpunkt-Spiele. »Es ist ein hohes Risiko, nur auf diese Karten zu setzen«, mahnt Räber, dem wohler wäre, möglichst schon gegen Rheinhausen Zählbares zu holen. »Dann sieht die Welt wieder ganz anders aus.«

1:15 Punkte, das rettende Ufer inzwischen drei Punkte fern und die Aussicht, dass es noch schlimmer kommen kann, lassen niemanden bei der TSG von der Politik der ruhigen Hand abweichen. Weder trägt sich Helmut Bußmeyer mit Rücktrittsgedanken, noch gibt es konkrete Planungen, einen Reizpunkt zu setzen und den Trainer auszutauschen. »Das ist Fußballer-Mentalität«, sagt Bußmeyer leicht verächtlich.

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