1. Herren | Westfalen Blatt | 05.10.11
Von Jörg Manthey,
Arndt Wienböker und
Alexander Bernhardt
Bielefeld (WB). Es gibt Ereignisse im Sport, die rücken Spielausgänge oder Tabellenstände in den Hintergrund. Heiko Holtmanns sofortiger Rücktritt fällt in diese Kategorie. Der Rückzug des ausgebrannten Spenger Trainers war ein Gesprächsthema von Helmut Bußmeyer und Holtmann-Nachfolger Achim Frensing bei deren sonntäglicher Radtour nach Minden.

»Das nimmt einen mit. Ich habe Heiko gleich gesimst, dass ich das gut nachvollziehen kann«, sagt Helmut Bußmeyer betroffen. Er hat selbst genügend Baustellen bei der TSG Altenhagen-Heepen. Ihm würde es ja schon reichen, wenn jeder seiner Spieler das Leistungsvermögen aus der Vorsaison erreicht. Die größten Bedenken bereitet ihm die Abwehr, »wie schnell sie sich auseinanderdividieren lässt«. Zum vierten Mal kassierte sie eine Gegentorquote jenseits der 30-er Marke. »Die waren saustark. Die Punkte müssen wir woanders holen«, sagte Linksaußen Florian Öttking, der sich den linken Flügel am Samstag wieder mit Daniel Meyer teilen muss. Der trägt sich mit dem Gedanken, trotz seines gerade gerichteten Nasenbeinbruchs bei der HSG Varel-Friesland wieder mitzuspielen, auch ohne Maske.

»Es kommt nichts«
Die Fahrt ins Friesenland erlitt am Sonntag den ersten Rückschlag. Als Pascal Welge sich im Heeper Dom aus dem Internet die aktuellen Spieltagsergebnisse besorgte und geschockt einen Zehn-Tore-Sieg des Gegners beim TuS Ferndorf registrierte. »Es passt bei uns im Moment einfach nicht, sagt der Keeper. »Jeder will sein Bestes geben, aber es kommt nichts.« Dass Henrik Ortmann untrainiert eine Verstärkung darstellte, sei »erschreckend genug«, sagt Trainer Bußmeyer nachdenklich.

Kappelt fällt aus
Der nächste Spieler auf der Ausfallliste heißt Carsten Kappelt. Der TSG-Linkshänder zog sich gegen Wilhelmshaven nach erster Diagnose eine Stauchung und eine starke Bänderdehnung im Sprunggelenk zu. »Ich hoffe, dass ich nur zwei bis drei Wochen ausfalle«, sagt Kappelt, der die derzeitige Situation so umschreibt: »Momentan läuft es einfach in allen Bereichen nicht. Die demnächst anstehenden Spiele gegen die direkten Konkurrenten müssen wir gewinnen - egal, wie.«

Abgespeckte 2. Liga
Physisch wie spieltaktisch stellte der Wilhelmshavener HV am Samstag eine andere Liga dar. Bußmeyer: »Wir trainieren dreimal in der Woche, die achtmal. Inzwischen sollte jeder registriert haben, dass wir uns in einer abgespeckten 2. Liga bewegen und unsere Möglichkeiten nur begrenzt sind.« Oder in Tobias Fröbels Worten ausgedrückt: »Wir müssen einfach cleverer spielen. Es gibt in diesem Jahr keine einfachen Gegner.« Das Problem: »Keiner der TSG-er weiß, was Abstiegskampf wirklich bedeutet.«

Müller ist Jugendtrainer
Marcel Müller, langzeitverletzter Regisseur der TSG Altenhagen-Heepen, trainiert ab sofort zusammen mit »Co« Dorothea Eilzer die weibliche A-Jugend des Vereins. Vorgänger Christian Schrutek hat es beruflich nach Karlsruhe verschlagen, ebenso hat Claudia Schlepper-Thören ihren Dienst quittiert. »Ich hab ja Zeit«, sagt Müller und setzt schmunzelnd nach: »Das ist eine echte Herausforderung.« Ob der Spielmacher nach seinem Achillessehnenriss nochmal angreift, will er frühestens in drei Monaten entscheiden. »Ich guck mal, wie meine Motivation in der Reha ist.«

Drei Heimspiele in Folge
Nach dem Spiel in Varel-Altjührden hat die TSG drei Heimspiele hintereinander, um einen »goldenen Oktober« zu erzwingen. Gegen Bayer Uerdingen (15.10.), OHV Aurich (22.10.) und OSC Rheinhausen (29.19.). »Das ist eine Chance. Eine Aufforderung an die Jungs, zu zeigen, was sie können«, sagt Heinrich Rödding. »Eine Chance, die wir im Heeper Dom nicht verstreichen lassen dürfen.« Denn auch der TSG-Chef gibt sich nicht der Illusion hin, dass es lediglich am sonnigen Wetter gelegen hat, dass nur enttäuschende 240 Zuschauer die Partie gegen ein Spitzenteam wie den Wilhelmshavener HV sehen wollten.

Antiquierte Torquote
»Mit 15 Toren kannst du nirgends gewinnen.« Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber dass der eigentlich für modernen Handball stehende Oberligist TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck im OWL-Derby bei der HSG Augustdorf/Hövelhof gerade einmal diese antiquierte Torquote aus den 80er-Jahren (15:22) zustande brachte, hätte Trainer Walter Schubert auch nicht für möglich gehalten. »Schlechter kann man im Angriff nicht spielen«, monierte der Ex-Nationalspieler, dessen Schützlinge im Verlauf des Spiels immer mehr den Mut verloren und wie das Kaninchen vor der Schlange agierten. Da zumindest die Abwehr inklusive Torwart Cornelius Nolte einen »normalen Tag« erwischt hatte, fiel das Ergebnis noch erträglich aus. Schubert: »Wir hätten auch 30:15 verlieren können.«

Moderne »Sandhasen«
Es hatte schon fast den Anschein, als hätten die »Jürmker« Angst vor dem Duell mit HSG-Keeper Ronny Krüger, der vor 400 Zuschauern in der Witex-Halle zu großer Form auflief. Krüger gab die Komplimente aber brav an seiner Vorderleute weiter, die den TuS 97-Youngstern mit einer offensiven 3:2:1-Deckung den Schneid abkauften. »So eine Abwehr gab es hier noch nie. Wir kennen eigentlich nur die 6:0, aber irgendwann muss Augustdorf ja auch mal modern spielen«, schmunzelte Krüger, während HSG-Trainer Laszlo Benyei seine lauffreudige, konsequente Deckung in den höchsten Tönen lobte: »So eine Leistung erwarte ich jetzt immer.«

Überraschend sei die offensive Variante des Gegners für seine Mannschaft eigentlich nicht gekommen, betonte Kollege Schubert: »Wir hatten das am Donnerstag noch trainiert, aber im Spiel waren alle Lösungen weg. Vielleicht haben sich meine Jungs davon beeindrucken lassen, wir aggressiv Augustdorf gedeckt hat.«

TuS 97 droht Fehlstart
Mit 4:4 Punkten rangiert der TuS 97 nun im breiten Mittelfeld der Tabelle und die nächsten Gegner sind nicht von Pappe: VfL Gladbeck, TuS Spenge, HSE Hamm, HSG Menden-Lendringsen. »Wir müssen eine Schippe drauflegen, ansonsten kann es sein, dass wir uns die Tabelle in vier Wochen von unten angucken müssen«, warnt Schubert.

Spenge sucht Nachfolger
In Spenge hat unterdessen die Suche nach einem Nachfolger für Heiko Holtmann begonnen. Der Trainer, der nach dem 28:25-Heimsieg gegen Teutonia Riemke aus gesundheitlichen Gründen (»Burn-Out«) zurückgetreten war, hinterlässt eine große Lücke beim Drittligaabsteiger. Bis ein neuer Coach gefunden ist, übernimmt Spenges Sportlicher Leiter Achim Frensing das Kommando.

Frauenteams im Umbruch
Im Bielefelder Frauenhandball stand am Wochenende das Verbandsliga-Duell zwischen dem TuS 97 Jöllenbeck-Bielefeld und HT SF Senne im Blickpunkt. Das Duell entschied die TuS 97-Crew von Trainer Sebastian Cuhlmann knapp mit 17:16 für sich. Beide Mannschaften befinden sich noch in einer Umbruchphase. Langjährige Leistungsträgerinnen verließen den Verein oder hängten ihre Handballschuhe an den Nagel. Während Jöllenbeck aus drei Spielen vier Zähler errungen hat, steht bei den HT-Damen noch kein zählbarer Erfolg zu Buche. »Wir befinden uns noch im Anfangsstadium der Entwicklung. Das Abwehrverhalten ist schon sehr gut. An den spielerischen und taktischen Elementen der Offensive arbeiten wir zielstrebig«, analysiert HT-Trainer Björn Piontek.

Cuhlmann-Sieben »reifer«
Insbesondere das Positionsspiel strahlte im Derby wenig Souveränität aus. Die Sennerinnen ließen sich häufig in Zweikämpfe verwickeln und wählten schlecht vorbereitete Wurfsituationen, so dass der Spielfluss litt. Reifer wirkte dagegen die Spielanlage der Jöllenbecker Damen. Schnelles Umschalten bei Ballgewinnen und flüssig vorgetragene Konzeptionen hatten Anteil am Erfolg. »Es läuft momentan sehr gut. Auch bei der Niederlage gegen LIT, wo wir ersatzgeschwächt angetreten sind, haben wir eine sehr ordentliche Leistung gezeigt«, berichtet »Seppl« Cuhlmann. Beide Teams setzen auf junges, entwicklungsfähiges Personal. Das Potenzial ist da, um den Bielefelder Damenhandball über die Stadtgrenzen hinaus erfolgreich zu vertreten.

Herbstcamp fast voll
Auch im Kalenderjahr 2011 bietet der Handballkreis Bielefeld-Herford in den Herbstferien wieder ein fünftägiges Camp für Jungen und Mädchen an. Untergebracht sind die Teilnehmer im Jugendgästehaus der Stadt Bielefeld. Teilnahmeberechtigt sind jeweils 40 Jungen und Mädchen der Geburtsjahrgänge 1997 bis 2000 (C-/D-Jugend). Das Camp der Jungen (24. bis 28. Oktober) ist bereits ausgebucht. Bei den Mädchen (29. Oktober bis 2. November) gibt es noch Restplätze. Anmeldungen bei Barbara Förster-Grintz, E-Mail: lehrstab.grintz@handballkreis.de

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