Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Die TSG Altenhagen-Heepen tritt in der 3. Handball-Liga weiter auf der Stelle. Die 26:37 (12:18)-Heimniederlage gegen den Meisterschaftsaspiranten Wilhelmshavener HV war sogar eher ein Schritt zurück. 30 Sekunden vor Schluss knickte Carsten Kappelt um – der linke Knöchel schwoll sofort dick an.


Torhüter Pascal Welge fühlte am Samstagabend »einen absoluten Tiefpunkt« erreicht. Was blieb, war Bewunderung für einen stärkeren Gegner. »Die haben uns die Grenzen aufgezeigt«, gestand TSG-Trainer Helmut Bußmeyer ein Resultat ein, dass »auch in dieser Höhe in Ordnung geht.«

Christopher Kunisch nährte mit seinem 1:0 vage Hoffnungen – es sollte die einzige Bielefelder Führung in der gesamten Partie bleiben. Nach acht Minuten (1:5) war ersichtlich, dass der Gegner seine überraschende Heimpleite gegen den TuS Ferndorf abgehakt hatte und nicht schwächeln würde. Jeder TSG-Fehler wurde umgehend mit Gegenstößen bestraft, jede Lücke im Verbund clever geahndet. Für Michael Boy, der wegen »eingeschränkter Bewegungsmöglichkeiten« bloß im Notfall spielen wollte, trat dieser Fall bereits in der achten Minute ein. Der Regisseur quälte sich fortan, konnte aber nicht verhindern, dass der WHV über 11:6 (18.) bis auf 17:11 (28.) enteilte. Auch die Rote Karte für Rico Bonath (27., Foul an Ortmann) schwächte die Nordlichter in keinster Weise, die Kreisläufer Barkow (zehn Tore) mit Zuckerpässen bedienten. Wie es um die Konzentration des TSG-Haufens bestellt war, deckten zwei Minuten schonungslos auf: In zweifacher Überzahl vergab erst Öttking, dann Boy – im Spiel vier gegen sechs traf Vorontsov zum 16:22 und 16:23.

Die Gäste überzeugten mit sehenswerten, schnellen Ballpassagen. Viel zu mühelos wurde die TSG-Abwehr auseinandergenommen. Wilhelmshavens »Co« Christian Köhrmann – Dienstag soll Khalid Khan hauptamtlicher Trainer am Jadebusen werden, wir berichteten – konnte sich ganz auf seine Coachingtätigkeit beschränken und durfte sich eines überragenden Ivo Warneckes erfreuen. »Wir hatten bei der TSG Schwächen im Rückzugsverhalten ausgemacht und wollten das ausnutzen«, so Köhrmann. Das ging auf. Hingegen musste Kollege Bußmeyer einräumen, dass es seinem Team gegen einen kompakten Gegner mit »einer ganz anderen Athletik« überhaupt nicht gelungen sei, Defizite »mit Schnelligkeit und Spielfreude wettzumachen.« So war es jedenfalls geplant.

Der TSG mangelte es an echter Durchschlagskraft aus dem Rückraum. Ein Christopher Kunisch wollte wohl Verantwortung übernehmen, traf aber oft falsche Entscheidungen. »Da werden halbe Chancen genommen, wird dem Torwart der Ball hingerollt«, sagte Kapitän Tobias Fröbel zerknirscht. »Die Konter haben uns das Genick gebrochen.«
Vielleicht sollte sich die TSG bald umtaufen in VSG, Versehrten-Spiel-Gemeinschaft. Neben Pechvogel Kappelt, dem zusätzlich ein Finger eingerenkt werden musste, gingen Jens Limbach (linkes Knie verbunden) und »Aushilfskraft« Henrik Ortmann (Rücken) mit Blessuren aus der Partie. Kappelts Röntgenbild zeigte wenigstens, dass nichts gebrochen ist. Das »Riesen-Ei über dem Sprunggelenk«, so Kappelt, deutet auf eine Bänderverletzung hin.

1:9 Punkte und eine Leistung, die Bußmeyer als »sehr ernüchternd« empfand. Ein altgedienter TSG-Anhänger drückte seine Anerkennung für Wilhelmshavens dynamischen Handball so aus: »Als ob 20-Jährige gegen 50-Jährige gespielt haben.« Bußmeyer appelliert an die TSG-Familie, weiterhin Geduld aufzubringen. »Wir dürfen nicht auf den Boden gucken, werden hart arbeiten und bald anfangen zu punkten.«

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