Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Derbysiege machen schon mal übermütig. Nach dem 26:22 (14:8) beim TuS Spenge, mit dem die TSG Altenhagen-Heepen den Tabellenthron der 3. Handball-Liga festigte, legte Trainer Helmut Bußmeyer seine bislang geübte Zurückhaltung ab. »Jetzt gucken wir nach oben und greifen an. Der erste Platz ist ein lohnenswertes Ziel«.

Vor gut 900 Zuschauern hatte der Unterschied einen Namen: »Torminator« Johnny Dähne lief an früherer Wirkungsstätte zu Hochform auf. Von den insgesamt acht Siebenmetern, die Spenge zugesprochen bekam, konnte lediglich Christoph Mylius einen seiner drei Versuche verwandeln (12:16, 37.). Hingegen scheiterten Mathews (3) und Kolios (2) an Dähne oder Latte. Der 28-Jährige konnte sich an seinem Sahnetag mit insgesamt 26 Paraden nicht erinnern, jemals solch eine geniale Quote gehabt zu haben. »Ich hab' ja kein Tor geworfen und nicht allein gewonnen. Die Abwehr stand gleich super und ich damit nicht unter Dauerfeuer«, gab Dähne jedes Kompliment bescheiden weiter. Der Spenger Albtraum räumte ein, schon in der ganzen Woche wie elektrisiert gewesen zu sein. »Das ist halt eines dieser besonderen Spiele, die ein paar Prozent mehr 'rauskitzeln«.

Sieben auf einen Streich: Dähnes Märchenstunde am Samstag war nicht die einzige Premiere. Zum ersten Mal in dieser Saison reichten der TSG lediglich 26 erzielte Treffer zum Sieg, auch 22 Gegentore bedeuteten eine neue Bestmarke. Das lag zum einen an der vor allem in der ersten Halbzeit aufmerksamen Deckung. Allerdings fehlte es dem Gegner spätestens ab der zehnten Minute an Kreativität und Durchschlagskraft, als Haupttorschütze Johannes Ebbinghaus mit Verdacht auf Kreuzbandriss ausschied.

Auch die TSG musste kurzfristig auf Rechtsaußen Jens Limbach verzichten, der sich im Training eine Fersenbeinprellung zugezogen hatte und an Krücken durch die Halle humpelte; mindestens zwei Wochen Pause. Dennoch besorgten Christopher Kunisch (2/1) und Michael Boy mit spielerischer Leichtigkeit eine frühe 3:0-Führung, die nicht mehr hergegeben werden sollte. Nach Till Orgels Überzahltor zum 5:4 preschte die TSG über 9:4 bis auf sieben Treffer von dannen – 14:7. »Die erste Hälfte war sehr unterkühlt. Da waren beide Mannschaften nicht so richtig auf dem Platz«, fand Helmut Bußmeyer. Doch das Duell sollte noch an Hitze gewinnen, wer an eine Vorentscheidung geglaubt hatte, sich getäuscht sehen. Denn nach dem Wechsel drängte der TuS Spenge mit neuem Mut auf die Wende, belohnte seine forschen Bemühungen erst mit dem 10:14 (33.) und schaffte tatsächlich den Anschlusstreffer – 15:16 (Orgel, 40.). »Da waren wir zu passiv in der Deckung«, ärgerte sich Helmut Bußmeyer. »Gottseidank haben wir uns wieder reingesteigert«. Psychologisch hatte der Gastgeber nun Oberwasser bekommen und die Halle hinter sich. Bußmeyer antwortete mit der Hereinnahme Henrik Ortmanns, der Boy in der Rückraummitte ablöste. Zugleich das Ende des Zitterns. Mathews' 17:19 sollte für neun Minuten Spenges einziger Treffer bleiben. Beim 25:17 (Kunisch, 55.) war die Hierarchie wieder hergestellt.

»Johnny hat sich an seinen Siebenmetern hochgezogen. Das habe ich noch nicht gesehen«, strahlte Bußmeyer. Er hatte vorher aus dem Bauch heraus entschieden, welcher seiner beiden Torleute anspielen soll.

Wieder nicht vollends überzeugt, gleichwohl clever aufgetreten und souverän gewonnen. Die TSG konnte sich einmal mehr auf ihre individuelle Klasse verlassen. Nach diesem »Zubrot« wollte Helmut Bußmeyer seinen niedergeschlagenen Kollegen Heiko Holtmann aufzubauen (»Wir gehören beide in die 3. Liga«), doch der war untröstlich. »Nur 20 Minuten in der zweiten Halbzeit war's ein richtig gutes Derby«. Der Bielefelder Evergreen »Hey, hey, Spitzenreiter, Spitzenreiter . . .« hallte höhnisch durch die Spenger Halle, und Carl-Moritz Wagner philosophierte launig: »Derbys müssen nicht schön sein. Sie müssen nur gewonnen werden«.

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