Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Mit einer spektakulären Flugshow hat Handball-Drittligist TSG Altenhagen-Heepen seine Erfolgsserie auf 15:1 Punkte ausgebaut. Symptomatisch, per Kempa-Tor, besorgte Johann-David Starck in der Schlusssekunde den 29:28 (13:16)-Siegtreffer über den bedröppelten OHV Aurich und verwandelte den Heeper Dom so in ein Tollhaus.

Derweil sich der TSG-Kapitän diebisch über »zwei wichtige Punkte gegen einen direkten Kontrahenten« freute, gab Trainer Helmut Bußmeyer nach wechselvollem Spielverlauf zu: »Wir haben uns von Aurichs Spiel einlullen lassen. Ich wäre ja schon mit einem Remis zufrieden gewesen.«

Henrik Ortmanns Lustwurf zum 27:24 (52.) – sein einziger ins Schwarze – sollte in der hektischen Schlussphase noch keine Vorentscheidung darstellen. Derweil Ladwig nun vom Siebenmeterpunkt verkürzte (52.), scheiterte Florian Öttking von der Marke an Anders. Janssens 27:26 (54.), Christopher Kunischs folgender Fangfehler samt Wurf weit übers Tor bei angezeigtem Zeitspiel spielten Aurich vollends in die Karten: Kress netzte zum 27:27 ein (56.). Alles war wieder offen.

In Überzahl zimmerte Michael Boy den Ball an den Pfosten. Im Gegenzug machte sich OHV-Topschütze Henning Padeken unfreiwillig zum Buhmann – er traf Pascal Welge mitten ins Gesicht! Mit seinem neunten Tor markierte Christopher Kunisch in Überzahl das 28:27. Auszeit Aurich. Die Rückenschauer blieben. Welge entschärfte einen Padeken-Wurf, Öttking scheiterte im Gegenzug. Padekens Siebenmetertor zum 28:28 wurde 21 Sekunden vor Schluss flankiert von einem Auricher Wechselfehler. Die TSG nahm das Geschenk dankend an. Zehn Sekunden vor dem Ende legte Helmut Bußmeyer die grüne Karte auf den Zeitnehmertisch.

»Besprochen war, dass wir den Ball nicht mehr hergeben, Calle eine Sperre stellt und wir Konny suchen«, verriet der Trainer. Doch Kunisch passte rotzfrech den Ball hoch in den Kreis. Johann-David Starck, 2000 Westdeutscher A-Jugendmeister im Hochsprung (2,07 m), hechtete von rechts in die Lüfte und stand wohl schon im Kreis, als der finale Wurf seine Hand verließ. 29:28. Schlusssirene. Der Rest war tosender Jubel. »Im Training klappt es besser«, feixte der überglückliche Siegtorschütze nach seinem einzigen Tor.

Ohne seinen verletzten Spielertrainer Dusko Bilanovic, der von außen verzweifelt immer wieder Spielanzüge ansagte, fehlte dem Gegner im Rückraum die ordnende Hand. Es stand 16:19, als die Hausherren gegen einen Zeit schindenden Gegner in Überzahl neuen Mut schöpften – 19:19 (38.). Fortan nahm der Krimi bis zum Schlussakt seinen Lauf.

Spielerberater Karl-Heinz Tiemeyer kürte hinterher Michael Boy zum Matchwinner. »Er hat entscheidende Dinger gemacht. Mit seinen Fernwürfen hat Aurich nicht gerechnet.« Nachdem die TSG beim 9:8 (16.) die Führung abgegeben hatte, war es in der Tat Boy, der sie mit seinem Tor zum 23:22 (44.) erstmals wieder an sich riss. Auch das 25:24 (47.) ging auf seine Kappe. »Ich habe in der Halbzeit gesagt, dass wir Aurich zeigen müssen, dass wir gewinnen wollen. Wir sind ja nur monoton rauf- und runtergelaufen«, meinte der glückliche Regisseur.

Kempas Erben machen weiter Ernst. Boy: »Wir haben uns das Glück erarbeitet. In der zweiten Hälfte hat jeder mehr gekämpft. Wir müssen jetzt gut regenerieren – dieses Spiel hat Kraft gekostet.«

Aurichs Coach Eric Hettmann gestand der TSG einen »glücklichen Sieg« zu und wunderte sich über die Referees. »Ich bin seit 25 Jahren im Handball unterwegs. Dass diese Bielefelder Abwehr im ganzen Spiel nicht eine einzige Zwei-Minuten-Strafe bekommen hat, gibt's auch nicht jeden Tag.«

27 Punkte geben Sicherheit. Bußmeyer resümierte: »Der Funke ist lange nicht übergesprungen, und es hat nicht alles geklappt. Über weite Strecken war die Lockerheit nicht da. Aber das Ergebnis stimmt.« Derweil gehen die TSG-Planungen weiter: Spenges Johannes Ebbinghaus soll ein konkretes Angebot vorliegen haben.

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