Von Jörg Manthey
Minden (WB). »Wir haben im Angriff genau das gemacht, was wir nicht wollten«, klagte Kreisläufer Carl-Moritz Wagner nach ebenso hilf- wie ideenlosem Anrennen der TSG Altenhagen-Heepen. GWD Minden II war im intensiv geführten Handball-OWL-Derby der 3. Liga einfach eine Spur schneller im Kopf und auf den Beinen und gewann absolut verdient mit 35:30 (16:14).

Christopher Kunisch, der sich von Beginn an einer Manndeckung »erfreute«, wurde gegen seinen früheren Klub bereits nach zwei Minuten ausgebremst, als er einem Gegenspieler auf den Fuß trat und abrutschte. Erst nach 15-minütiger Behandlung durch TSG-Physiotherapeut Karsten Keller kam er zurück, blieb jedoch in der Sporthalle Minden-Süd unter seinen Möglichkeiten. Hinterher donnerte er frustiert eine Wasserflasche gegen die Hallenwand; diese Leistung schmerzte besonders.

Wie Trainer Helmut Bußmeyer insgeheim befürchtet hatte: Unter den Augen von GWD-Zweitligacoach Ulf Schefvert »brannten« die Gastgeber in der düsteren Sporthalle Minden-Süd. Insbesondere der flinke Linksaußen Gerrit Bartsch dürfte nächtens in so manchem Bielefelder Albraum vorgekommen sein – er alleine erzielte 14/6 Treffer.

Die TSG-Angriffsbemühungen waren insgesamt zu forsch vorgetragen und dabei zu durchsichtig. Es wurde nicht genug Sinn investiert; Bußmeyer hätte sich mehr »situationsangepassteres Agieren« gewünscht. »Wir haben's läuferisch nicht auf die Reihe gekriegt, Mindens offensive Abwehr zu knacken«, vermisste Co-Trainer Martin Räber passendes Laufverhalten ohne Ball, um die vielen freien Räume effektiver zu nutzen. Immer wieder rannten sich die Angreifer fest. TSG-Überraschungsmomente tauchten bloß homöopathisch auf. Dass sich Ortmann und Co. mehr auf individuellen denn auf mannschaftstaktische Qualitäten verließen, wurde mit Gegenstößen en masse bestraft.

»Als wir unsere innerliche Ruhe noch hatten, sah es gar nicht so schlecht aus«, fand Helmut Bußmeyer. Carsten Kappelt markierte die 1:0-Führung, und fortan legte der Gast immer wieder vor. Bis zum 9:6 (14.) dominierte die TSG klar, sah sich jedoch zunehmend im Rückraum eingeschränkt. Bis zum Ende des ersten Abschnitts blieb es recht ausgeglichen.

Mit der letzten Aktion erhielt GWD-Mann Markus Fuchs eine dumme Rote Karte. Er wollte einen direkten Freiwurf netterweise abschenken, warf Moritz Schneider den Ball dabei unabsichtlich ins Gesicht.

Nach dem 15:18 (34.) kam die TSG in Überzahl zurück und konnte mehrfach ausgleichen, zuletzt beim 22:22 (41.). Die schwindende Konzentration im Bielefelder Angriff und Häufung der technischen Fehler nutzte GWD Minden II, um vorentscheidend auf 29:23 davon zu preschen (49.). »Wir haben zu früh geworfen«, kritisierte Florian Öttking, der zum Ende der ersten Halbzeit seine Kontaktlinsen verlor und danach länger auf der Bank schmorte. Der Rückstand wuchs bis auf acht Treffer an.

Kurzzeitig stemmten sich die »Roten« vehement gegen ein Debakel, verkürzten zwischen der 54. und 58. Minute von 25:33 auf 30:33. Als Johnny Dähne nun einen Bartsch-Siebenmeter abwehrte, hegte der zahlenmäßig stattliche TSG-Anhang zarte Hoffnungen auf einen Punktgewinn. Doch in zweifacher Unterzahl waren die Möglichkeiten beschränkt. Mindens 17-jähriger A-Jugendlicher Artjom Antonevitch machte den frustrierten Gästen mit einem Doppelschlag den Garaus – für GWD der sechste Streich in Folge.

»Wir haben in allen Mannschaftsteilen Fehler gemacht und GWD in die Karten gespielt«, sagte Carl-Moritz Wagner zerknirscht.

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