Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Nach mäßiger Vorbereitung hat sich Handball-Drittligist TSG Altenhagen-Heepen mit einer überzeugenden Standort-bestimmung selbst positiv überrascht. Der 32:25 (18:12)-Heimsieg über den Zweitliga-Absteiger Leichlinger TV war auch in dieser Höhe absolut korrekt. »Die einzigen Piraten, die ich in der Halle gesehen habe, waren die Johannisbach-Piraten«, feixte Mittelblocker Moritz Schneider in Anlehnung an den »Künstlernamen« der Gäste. Deren Kapertörn im gut besuchten Heeper Dom währte bloß 25 Minuten – danach wusste Gästetrainer Frank Lorenzet, warum er mit »null Vorfreude« nach Bielefeld gereist war.

Die 6:0-Abwehr inklusive eines starken Johnny Dähne zwischen den Pfosten funktionierte tadellos, und auch der Angriff fackelte nicht lange. »Das hat Spaß gemacht«, grinste Dähne, der 23 Bälle parierte. »Ein typisches Auftaktspiel war das sicher nicht«. Tatsächlich: von Nervosität keine Spur. Stattdessen bildete weitgehend Disziplin den roten Faden. Gerade den beiden »Halben« Christopher Kunisch, der sich des öfteren einer kurzen Deckung »erfreute«, und Carsten Kappelt glückten leichte Tore - bis zum 7:5 (15.) tauchte nur dieses Duo in der Trefferstatistik auf.

Dabei musste die Mannschaft im Abschlusstraining einen Schock verdauen. Nach zwei Minuten war Torhüter Pascal Welge beim Fußballspielen unglücklich umgeknickt – der Knöchel schwoll sofort dick an. »Sowas einen Tag vor der Saison. Ein Horrors-zenario. Ich habe geheult«, gestand der 23-Jährige, der vorerst für zehn Tage krank geschrieben ist. Die Mannschaft spielte am Samstag auch für ihre Nummer eins, und Krückenmann Welge jubelte hinterher »so, als ob ich voll mitgespielt hätte«.

Für Daniel Meyer, der ein bisschen unglücklich agierte, übernahm Henrik Ortmann nach 13 Minuten den linken Flügel. Dessen Dynamik sollte auch Kunisch entlasten. Ein guter Schachzug.

25 Minuten lang entpuppten sich die individuell stark besetzten Leichlinger Pirates als Gegner auf Augenhöhe und kamen schnörkellos auf immer wieder ähnliche Weise zu Erfolgen. Die TSG ließ sich besonders von Kreisläufer Maik Pallach und dem Halbrechten Matthias Aschenbroich lange ärgern und lag dreimal im Hintertreffen (1:2, 2:3, 8:9). Nach dem 13:12 (25.) die vorentscheidende Phase: Neun Minuten vernagelte die TSG ihr Tor, und vorne glückte nun alles. Kappelt (3), Limbach und Müller erzielten fünf Tore auf Reihe. Über den Pausenstand von 18:12 preschten die »Roten« auf 20:12 (34.) davon.

»Wir haben ziemlich schnell zu unserem Rhythmus gefunden«, freute sich Trainer Helmut Bußmeyer. »Nach der Vorbereitung hatte ich mit mehr Gestochere gerechnet«. Er bezeichnete es als »Glück«, gleich im ersten Spiel auf diesen Gegner getroffen zu sein. »Leichlingen ist noch in der Findungsphase und wird oben mitspielen«.

Der Rest war ein offener Schlagabtausch. Weniger als fünf Tore Differenz (22:17, 39.) sollte der Abstand fortan nicht mehr betragen. Es wäre sogar leicht ein deutlicherer TSG-Erfolg möglich gewesen. »Da hätte ich mir in einigen Situationen etwas mehr Abgezocktheit gewünscht«, war denn auch Bußmeyers einziger leiser Kritikpunkt.

Am Ende feierte die Kulisse ihr Team mit stehenden Ovationen. »Mensch, ist das schön«, frohlockte Carl-Moritz Wagner. »Nur 25 Tore gegen diese robuste Truppe zugelassen, das ist doch ein Wort. Wenn wir hier alle Mannschaften unter 30 Toren halten können, haben wir gute Chancen, unsere Heimspiele zu gewinnen«.

Die sattelfeste Bielefelder Deckung erzeugte zunehmend Leichlinger Ratlosigkeit. Deren Hauruckaktionen waren eine fette Beute für Kappelt und Co. Der Linkshänder strahlte: »Schon nach zehn Minuten hatte ich das Gefühl, dass wir nicht verlieren würden. Bei der Videoanalyse des Gegners war nichts Großartiges zu sehen. Wenn wir unsere Leistung abrufen, können wir jeden Gegner schlagen«.

Frank Lorenzet erwies sich als fairer Verlierer. »Man muss anerkennen, dass die TSG die bessere Mannschaft war. Ich bin enttäuscht. Wir hatten uns hier mehr vorgenommen, es aber an allem vermissen lassen, insbesondere an der Aggressivität in der Abwehr. Wir haben nicht die ichtige Einstellung gezeigt, nicht die richtige Körpersprache - in der Somme reicht das nicht gegen eine Mannschaft, die zum erweiterten Favoritenkreis um den Aufstieg zählt«. Diesen Ritterschlag ließ Helmut Bußmeyer unkommentiert, sagte nur: »Der Anfang ist gemacht« .

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