Bielefeld (WB).
Seine Zeit für den 60-Meter-Sprint liegt unwesentlich über 7,6 Sekunden. Ruben Kamminga (34) dürfte damit der schnellste Physiotherapeut der Handball-Regionalliga sein. Gewesen sein. Denn der Kinesio Taping Therapeut, Trainer für Sportrehabilitation, Trainer für Leistungsdiagnostik, Nordic Walking Guide, zertifizierte Fitnesstrainer und Dorn & Breuss Therapeut hat sich nach knapp fünf erfolgreichen Jahren von der TSG Altenhagen-Heepen verabschiedet. »Mit großem Wehmut. Das ging mir schwer ab. Es war so, als ob ich meine Familie zu Hause lasse«, beteuert Kamminga, der sein Wirkungsfeld seit dem Wochenende nach Zentralanatolien verlagert hat, 450 Kilometer von Ankara entfernt. »Argentinien kann doch jeder«, schmunzelt er.

Trainer Helmut Bußmeyer hat den erfahrenen Physiotherapeuten angesichts der vielen Zipperlein seiner Schützlinge nur ungern ziehen lassen. »Helmut hat mal gesagt, dass diese Mannschaft einen Physio dringender benötigt als einen Trainer. Das ist wohl ein Körnchen Wahrheit dran«. Fortan macht Ruben Kamminga als Reha- und Konditionstrainer dem türkischen Fußball-Erstligisten Sivasspor schnelle Beine. Der Verein ist Vorletzter in der türkischen Superliga. Ein äußerst lukratives Angebot und ein spannendes Abenteuer, das er für sich als »einmalige Chance« interpretiert. »Da konnte ich nicht Nein sagen«.

Die Kontakte waren durch seine Tätigkeit beim Deutschen Behinderten-Sportverband zustande gekommen, deren Mannschaft er bei der Europameisterschaft betreut hatte. »Ein türkischer Kollege hatte mich empfohlen«. So wurde er von Sivasspors Co-Trainer Telat Üzüm, einem früheren Bundesligaspieler (1. FC Köln, Karlsruher SC) angesprochen. Am Samstag absolvierte Kamminga sein erstes Training mit dem Team, am Sonntag im Heimspiel gegen Besiktas Istanbul (0:1) übernahm er das Warmmachen.

Mit der TSG und seinem Arbeitgeber hat er sich zunächst über eine zweiwöchige Probezeit dort geeinigt. »Wenn es nicht passt, kann ich in zwei Wochen wieder problemlos in beide Bereiche zurückkehren«. Sollte Sivasspor sich aber als Volltreffer erweisen, ist der Kontrakt vorerst befristet bis Juni 2010. Im Derby wurde er von Alexander Buchwald vertreten. Der Badmintonspieler des Verbandsligisten TuS Eintracht hatte im Dezember 2008 im Sport- und Gesundheitszentrum Sportlife in Milse seine eigene Praxis eröffnet.