1. Herren | Westfalen Blatt (Jörg Manthey) | 03.10.09
Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Ein Déjà-vu-Erlebnis ist ein psychologisches Phänomen, das sich in dem Gefühl äußert, eine völlig neue Situation schon einmal exakt so erlebt zu haben. In der Oberligaspielzeit 2007/08 reiste die TSG Altenhagen-Heepen mit 14:0 Punkten zum TuS Ferndorf, um dort – wie gelähmt – einen 36:40-Rückschlag zu erleiden. Solch ein Déjà-vu-Erlebnis möchte der noch verlustpunktfreie Spitzenreiter der Handball-Regionalliga am Samstagabend (19.30 Uhr) gerne vermeiden.

»Das wird ein erster richtiger Gradmesser für uns. Jetzt können wir zeigen, wie weit wir sind«, schwört Trainer Helmut Bußmeyer seine Eleven auf einen leidenschaftlichen Handballabend »mit Kopf- und Beinarbeit« ein. Das Publikum in der zweifellos ausverkauften Sporthalle Stählerwiese ist so begeisterungsfähig wie kaum ein zweites in der Liga. Bußmeyer sagt verschmitzt: »In Ferndorfs Atmosphäre zu spielen, muss einfach Spaß machen. Vielleicht gelingt es uns ja, die Bude ruhig zu halten«.

Ferndorfs erste, zweite und dritte Phase ist berüchtigt und die Bielefelder 6:0-Deckung gefordert, den Gegner mit Kompaktheit zum Halten zu bringen. Anders als am 3. November 2007. »Seinerzeit war der Ball schon im Tor, bevor unsere Abwehr überhaupt stand«. Erwischen Torhüter und Verteidigung einen Sahnetag, sei schon vieles erreicht. »Wir sind Aufsteiger, die haben schon ein Jahr Regionalligaerfahrung«, beginnt Bußmeyer mit dem Aufzählen der Unterschiede, die dem Vorjahresfünften TuS Ferndorf die Favoritenbürde auflasten sollen. »Ferndorf spielt zu Hause und steht dadurch automatisch mer unter Druck. Und die Qualität der Neuverpflichtungen zeugt ja davon, wohin Ferndorf will«.

Wobei es eine Mär sei, dass Ferndorf sich selbst zum Aufsteiger auserkoren hat, korrigiert Manager Harald Münker. »Ein Journalist hatte unseren Trainer gefragt, was er mit der Mannschaft in dieser Saison erreichen möchte. Caslav Dincic hat darauf getreu seinem Naturell geantwortet: Jedes Spiel gewinnen! Das ist dann fälschlicherweise so weiterverbreitet worden, dass wir den ersten Platz anstreben«.

Richtig sei vielmehr, so Münker, dass die Qualifikation für die 3. Liga das große Ziel sei. Mit den Verpflichtungen von Torwart Hilmar Gudmundsson (Hafnafjördur/ISL), Kreisläufer-Ass Ceven Klatt (TuS Wermelskirchen) und Rückraumspieler Michael Feldmann (HSG Barnsdorf/Diepholz) wurde der ohnehin schon gute Kader breiter aufgestellt.

Noch beseelt vom Schwung des Ferndorfer 43:31 in Spenge, prophezeit Harald Münker viele Tore. »Ein 22:22 wie gegen Rheinbach-Wormersdorf wird es nicht nochmal geben. So schlecht habe ich unser Team seit Jahren nicht gesehen«. Das hatte in Kreuztal eine intensive Analyse und Neuorientierung zur Folge. »22:22 wird vielleicht Samstag das Halbzeitergebnis«, mutmaßt Münker. Schon zu Oberligazeiten zählten die Duelle zwischen der TSG und Ferndorf zu den Saisonhöhepunkten. Dass es eine Spielklasse höher wiederum so ist, zeugt von der Leistungsstärke der Westfalenmeister. Für Münker kommt der gute TSG-Start nicht überraschend. Seine Vorschusslorbeeren: »Für mich ist die TSG ganz klar ein Team, das am Ende unter den ersten Fünf landen wird«.

Ein Sieg im Siegerland, das wär's. »Wir sind in aller Munde. Das kann gerne noch lange so weitergehen«, schmunzelt Helmut Bußmeyer und macht den Dincic: »Wir wollen immer gewinnen«.

Daheimgebliebene haben die seltene Möglichkeit, per Liveticker das Geschehen zu verfolgen:
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