1. Herren | Westfalen Blatt (Jörg Manthey) | 28.09.09
Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Mit nettten Worten statt Punkten hat die TSG Altenhagen-Heepen den Soester TV nach Hause komplimentiert. »Das war eine taktische Meisterleistung von euch«, lobte Helmut Bußmeyer seinen Kollegen Ralf Lohse, der die verdutzten Hausherren nach dem Wechsel mit einer fast 30-minütigen Manndeckung überraschte. Dank individueller Klasse spülte die TSG mit 42:36 (19:17) die Punkte sieben und acht aufs Konto und festigte so den Regionalliga-Thron.

Bußmeyers 50. Sieg als TSG-Trainer war ein denkwürdiger. Die etwa 650 Besucher im Heeper Dom durften sich jedenfalls prächtig unterhalten fühlen und sahen 78 Tore. »Das war ein ganz unkonventionelles Handballspiel, wie ich es so noch nie gesehen habe. Die Manndeckung hat es für alle Beteiligten nicht ganz leicht gemacht«, sagte Geschäftsführer Manfred Quermann.

Die erste Hälfte verlief weitgehend »normal«. Soest entpuppte sich als gut eingestellter Gegner und ließ den TSG-Rückraum nicht zur Entfaltung kommen. Der Primus, geschlagen von eigenen Waffen, geriet mit 1:4 ins Hintertreffen (6.). Fortan entwickelte sich ein umkämpftes Treffen mit stets knappen Spielständen. Den 16:17-Rückstand drehte der Primus binnen 53 Sekunden und dreier Tore durch Müller (2) und Ortmann noch in eine 19:17-Pausenführung.

Dann folgte der dramatische Kampf Mann gegen Mann. Die Bielefelder wussten nicht, wie sie sich verhalten sollten. »Ich habe zuletzt in der C-Jugend in Esberg gegen so eine Manndeckung gespielt«, kramte der 30-jährige Henrik Ortmann in seinem Gedächtnis. »Soest hat das gut gemacht. Wir waren darauf nicht vorbereitet. Und eine Auszeit ist zu kurz, um richtige Absprachen zu treffen«. Schnelle Ballpassagen waren rar, die Laufarbeit oft unsortiert; erzwungene TSG-Fehlpässe und technische Fehler die Folge. Die quirligen Soester um die Flügelzange Kevin Bekel (1,70 m) und Tim Luther (1,69 m) waren zudem so flink auf den Beinen, dass nahezu alle Abpraller bei ihnen landeten. Das ungleiche Verhältnis (1:15) demoralisierte die wenig geschlossene TSG-Abwehr zusätzlich.

Beim 26:25 (42.) schnupperte Soest am Ausgleich, doch der sollte gottlob nie fallen. Johnny Dähne, der nun zwischen die Pfosten wechselte, gab seiner Truppe in der entscheidenden Phase den nötigen Rückhalt.

Nach dem 34:32 (52.) wussten Marcel Müller und Co. jedes Mal die richtige Antwort auf Soester Anschlusstreffer. Dähnes achte Parade münzte Müller in das erlösende 40:35 (58.) um – die Entscheidung. Mit einem Kempator – Ortmann setzte Öttking in Szene – beschloss die TSG eine interessante Partie und ließ sich von der Kulisse feiern.

Als die Referees das intensiv geführte Match endlich abpfiffen und die TSG-Spieler ihren lieb gewonnenen »Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey«-Reigen zele-brierten, pustete Carsten Kappelt durch. »Das Spiel war so zerfahren, so voller Tempo; gefühlt hat's 80 Minuten gedauert«.

Bei Helmut Bußmeyer überwog die Erleichterung. »Es kam keine Ruhe rein. Vlado Stenzel hat das mal gemacht, übers ganze Feld gedeckt. Neunzehnhundertsoundso. Ich bin froh, dass wir zu Hause gespielt haben. In Soest hätten wir so ein Spiel wohl verloren. Die kleinen Kampfzwerge haben es uns schwer gemacht. Das war mal eine gute Erfahrung«.

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