1. Herren | WB - Artikel vom 27.03.2009 | 27.03.09
Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Es flößt schon Respekt ein, wenn Moritz Schneider seine zwei Meter am eigenen Kreis aufbaut und kompromisslos die Arme wie zwei Windmühlenflügel ausklappt. Dass der Neuzugang von der TG Schildesche auf Anhieb zum Herzstück in der 6:0-Deckung der TSG Altenhagen-Heepen mutieren sollte, »damit hat wohl keiner gerechnet. Ich auch nicht«, bekennt der 26-Jährige.

Ein kleines Handballmärchen: Schneider kehrte einem Absteiger in die Bezirksliga den Rücken und klopft ein Jahr später ans Tor zur Regionalliga an. Auch wenn sich sein handfestes Wirken in der stabilsten Deckung der Liga mitunter immer noch anfühlt »wie ein kleiner Kulturschock«. Schließlich war Moritz Schneider bei der TG Schildesche der Haupttorschütze im linken Rückraum. In der Oberliga taucht er lediglich in homöopathischen Dosen vor dem Kasten des Gegners auf. »Ich möchte auch bei der TSG noch im Angriff Feuer geben und zeigen, dass ich aufs Tor werfen kann«, kündigt er tapfer an. Trainer Helmut Bußmeyer schätzt Schneider als »sehr spielintelligenten Mann« und weiß um dessen Allrounderqualitäten. »Er kann alles«. Da mit Carl-Moritz Wagner lediglich ein Kreisläufer im Kader steht, war der Neue in der Vorbereitung auf dieser Position angelernt worden.

Moritz Schneider freut sich auf sein zweites Stadtderby am Abend (20 Uhr, Seidensticker Halle). »Wir haben keine Angst, aber Respekt«, sagt er artig. »Die werden nichts abschenken. Wenn der TuS 97 einen guten Tag erwischt, wird's extrem schwer«. Als Schneider im Hinspiel »das erste Mal im Leben einen Bruelheide-Wurf geblockt« hatte; das war ein gutes Gefühl. Inzwischen hat der Hüne seine »interne Kopfliste der besten Torschützen der Oberliga, die mit mir Bekanntschaft gemacht haben«.

In den Vorjahren stand Moritz Schneider zweimal vor einem Wechsel zum TuS 97, trainierte dort auch eine Zeit lang mit, um dann die Option nicht wahrzunehmen und der TG Schildesche weiter die Treue zu halten. »Wir halten ihn für keinen Schlechten, sonst hätten wir nicht versucht, Moritz für uns zu gewinnen. Damals war ihm der Aufwand zu hoch«, sagt der Sportliche Leiter Frank Brennecke. Beide verbindet eine SCB-Vergangenheit.

Ende des Jahres beendet Moritz Schneider seinen Master-Studiengang Sportmanagement an der Uni Bielefeld. Die wachsende zeitliche Belastung, die ein Aufstieg mit sich bringen würde, könne er verkraften. »Ich schiebe ja schon Überstunden«, berichtet der Abwehrrecke von zusätzlichen Einheiten. »Ich habe einiges tun müssen, um die konditionelle Grundlagen für die Oberliga zu legen. Schließlich habe ich mich einer Truppe mit Zielen angeschlossen«. Schneiders Achillesferse ist das Knie, daher absolviert er mit Sporttherapeut Ruben Kamminga fleißig Stabilisations- und Kräftigungs-maßnahmen.

Der kurze Flirt vor dieser Saison mit dem TuS Spenge endete, als die TSG ins Spiel kam. Moritz Schneider weiß, dass er mit diesem Wechsel alles richtig gemacht hat. »Es gibt keine Hahnenkämpfe untereinander. Ich fühle mich in dieser tollen Mannschaft wohl und persönlich wie sportlich akzeptiert. So oft werde ich nicht in die Regionalliga aufsteigen«.

Moritz Schneider glaubt, dass der Handball in Bielefeld eine hohe Akzeptanz genießt. »Wir wollen's am Freitag pushen. Ein schönes Derby der klassenhöchsten Vereine vor würdiger Kulisse kann mithelfen, diese Akzeptanz zu festigen«. Schneider drückt dem heutigen Spielpartner die Daumen, dass es nicht gar so lange dauern möge, bis in der 3. Liga weiterte Stadtduelle anstehen. »Die 97-er sind im nächsten Jahr mit ihrer älteren Herrenmannschaft gut aufgestellt«.

Schneiders unangenehmster Widerpart in dieser Spielzeit war übrigens Henrik Thielking vom TSV Hahlen. »Ich weiß nicht, wie der es immer geschafft hat, an mir vorbei zu werfen. Das hat mich richtig fuchsig gemacht. Aber es gibt ja noch ein Rückspiel . . .«. Moritz Schneider: jetzt schon der TSG-Aufsteiger der Saison!

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