1. Herren | WB - Artikel vom 26.03.2009 | 26.03.09
Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Helmut Bußmeyer hat seine eigene Derby-Zeitrechnung: Seit er Trainer der TSG Altenhagen-Heepen ist, hat er gegen den TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck nicht verloren. An dieser Serie soll sich nach dem insgesamt sechsten Oberligaderby nach Auflösung der einjährigen innerstädtischen Handball-Ehe nichts ändern.

»Wir hoffen, dass es dann 4:2 für uns steht und nicht 3:3«, lächelt TSG-Geschäftsführer Manfred Quermann. Bußmeyer, ganz Pädagoge, mahnt jedoch: »Die Situation ist kritisch«. Verfolger Schalksmühle im Nacken, den Tabellendritten vor der Brust – der Ausgang des Handballfestes am Freitag (20 Uhr) in der Seidensticker gibt Aufschlüsse darüber, welcher Traum ausgeträumt ist. »Für beide steht die Regionalliga auf dem Spiel. Die Spannung ist da, auch wenn die Tabelle das nicht so detailliert wiedergibt«, erklärt Helmut Bußmeyer.

Ausgerechnet jetzt muss der Gastgeber einen personellen Nackenschlag verkraften: Christian Grunow fällt mit einem Meniskusanriss aus und wird heute am Knie operiert. »Das trifft uns in der Deckung«, bedauert Bußmeyer.

Angesichts der eingeleiteten Umstrukturierungen ist »das Spiel für uns etwas in den Hintergrund getreten«, entgegnet Kollege Jörg Harke, der seinerseits Woche für Woche dem Langzeitverletzten Sven-Eric Husemann hinterher trauert. Inzwischen sei einigen Spielern aus der »Ersten« eine Versetzung in die Landesligareserve nahe gelegt worden. Als Konsequenz hätten sich und dies sei am Wochenende angesichts 36 Hammer Gegentoren sichtbar geworden »Nebenschauplätze« aufgetan. »Der Fokus wird nicht nur aufs Derby gelegt«.

Jörg Harke hofft, dass es ihm noch gelingt, Reizpunkte zu setzen. »Ich werde die Jungs ans Hinspiel erinnern; aufzeigen, was wir 40 Minuten lang richtig gemacht haben. Alle müssen sich zusammenreißen«. An jenem 14. November 2008 war der TuS 97 Spitzenreiter, die TSG Zweiter und übernahm mit dem 33:25 in Jöllenbeck selbst die Führung. Das Wiedersehen im Kreispokalfinale zwei Monate später (17:11 für die TSG) untermauerte die Bielefelder Handball-Hierarchie, wie sie sich heuer darstellt. »Wir haben einen Titel zu verteidigen. Stadtmeister!«, erinnert Bußmeyer.

Der TSG-Trumpf in dieser Saison: die leistungsmäßig »breite« Bank. Das, was die Jürmker in all den Vorjahren so stark gemacht hatte. Doch der Vorteil von einst scheint im Norden verflogen. »Wenn ich einwechsle, haben wir einen Qualitätsverlust. Deshalb sind wir nur Dritter. Wir stecken in einem Loch. Ich hätte es gerne spannender gestaltet«, sagt Harke. Sollte sein TuS 97 aber tatsächlich erfolgreich aufmucken, verspricht der Coach einen zweiten Husarenstreich seiner Truppe die Woche darauf gegen Schalksmühle.

»Die Brisanz aus dem Hinspiel fehlt«, gesteht Johann-David Starck ein und will gar Derby-»Abnutzungserscheinungen« registrieren. Wohl selbst erschrocken über diese Wortwahl, beeilt sich der TSG-Linkshänder, die »Restbrisanz« in den Fokus zu rücken. »Es geht auch darum, Bielefeld den Handball schmackhaft zu machen. Alle Beteiligten wollen zeigen, dass es zwei richtig gute Mannschaften in der Stadt gibt«. Der TSG-Kapitän mag die »eindeutige Rollenverteilung« nicht leugnen. »Wer eindrucksvolle 40:4 Punkte hat, ist besser als der Rest«. Die weitere Rechnung liest sich einfach. »Jedes weitere Spiel gewinnen, dann sind wir am Ziel«, sagt der Banker und hat keine Zweifel, dass der erste X-Faktor am Freitag entsprechend weggeräumt wird. »Wenn wir unsere Leistung abrufen können. Erwischt Jöllenbeck aber einen guten Tag und wir haben Ausfälle, trifft das ein, auf das die Leute wohl warten. Dann wird's hoch hergehen, und in den letzten zehn Minuten kriechen alle auf dem Zahnfleisch. Nee, gegessen ist noch gar nichts«.

Gerd Niemann, Geschäftsführer des Baustoff-Centrums Linnenbecker (das beide Vereine finanziell unterstützt), würde zu gerne »Handball in Bielefeld vor mehr als 4000 Zuschauern sehen. Ich habe die Aufstiegsspiele zur 2. Bundesliga 1993 nicht vergessen«.

Solche Kulisse dürfte am Freitag nicht erreicht werden. Welche Strahlkraft ein Regionalligist TSG Altenhagen-Heepen einmal besitzt, muss abgewartet werden. Bis dahin fehlen noch einige Punkte. Das Kopf-an-Kopf-Duell mit Schalksmühle birgt einen Vorteil. Helmut Bußmeyer: »Wir sind gezwungen, wach zu bleiben und vernünftig zu trainieren«.

Neuste Galerie

09.02.24: 1. Herren - TV Emsdetten

Weitere 7707 Bilder sind in der Galerie.