Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Nur in der ersten Halbzeit konnte der TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck mit der TSG Altenhagen-Heepen Schritt halten. Im zweiten Durchgang scheiterte der Spitzenreiter der Handball-Oberliga an der roten Abwehrwand der Gäste. Die TSG setzte sich in der »Höhle des Löwen« verdient mit 33:25 (15:14) durch. »Mein emotionalster Sieg, seit ich Trainer bin«, gab Helmut Bußmeyer zu.

Zwar führt der TuS 97 (ein Spiel mehr) noch die Tabelle an, doch nach Minuspunkten ist die TSG nun die Nummer eins. »Die Mannschaft, die mehr wollte, hat gewonnen«, fasste TSG-Kapitän Johann-David Starck den dominanten zweiten Abschnitt zusammen. »Wir hatten keine Probleme, die Stimmung aufzunehmen. Das war fast wie ein Heimspiel für uns«.

Henrik Ortmann, der in der fairen Begegnung mit wachsender Begeisterung dorthin ging, wo es gemeinhin weh tut, führte seine Truppe in diesem Prestigeduell zum Sieg. Der dynamische »Halblinke«, der die »Nahtstellen« fand und durchbrach, traf neunmal.

Altenhagens Flügelflitzer Jens Limbach wollte im Spiel der Spiele unbedingt dabei sein ¬ trotz einer Gürtelrose. Zwei Ärzte gaben unabhängig grünes Licht für seinen Einsatz, Sporttherapeut Ruben Kamminga klebte die Risikozone ab. Limbach spielte »auf eigene Gefahr« und steuerte fünf blitzsaubere Tore bei.

Den Auftakttreffer erzielte nach 25 Sekunden Marcel Müller. Ralf Bruelheide glich postwendend aus. Wer nun auf ein offenes Tempospiel gehofft hatte, sah sich getäuscht. Zu nervös agierten beide Teams. Jeder lauerte auf Fehler des anderen. Überraschungsmomente gab es nicht. Man kannte sich halt in diesem Nachbarschaftsduell und spielte mit total offenem Visier. Der TuS 97 vertraute seiner 5:1-Deckung, die Gäste standen mit den Hacken am Kreis. Bis zum 7:7 (13.) konnte keine Mannschaft Vorteile ergattern. Erst als TuS 97-Schlussmann »Moppel« Lehmeier TSG-Rückraumwerfer Marcel Müller mit einer tollen Parade den Schneid abkaufte, war diese Glanztat so etwas wie ein Aufbruchsignal. Husemann und Bruelheide mit zwei Treffern brachten den TuS 97 gegen die kurzzeitig dezimierten Gäste mit 10:7 in Front (17.).

Dass Müller und Wagner in dieser Phase eine Zeitstrafe absitzen mussten, beflügelte allerdings eher die Gäste. Limbach, Öttking per Strafwurf, noch mal Limbach und Ortmann verwandelten den Rückstand innerhalb von vier Minuten in eine 11:10-Führung für die TSG. Zur Halbzeit war noch keine Vorentscheidung gefallen. Der Tabellenzweite führte mit 15:14.

Heinrich Rödding, der Altenhagener Handballchef, wirkte nicht ganz zufrieden. »Das alles sieht ein bisschen gequält aus. Wir machen einfach zu viele Fehler. Aber immerhin spielen wir beim Spitzenreiter.« In der zweiten Halbzeit legte die Bußmeyer-Sieben eine ganze Schippe drauf. Jetzt wurde deutlich, warum die TSG in Sachen Trefferquote zuletzt zum »Nimmersatt« wurde. Der TuS 97 fand kein Durchkommen, leichte Tore blieben aus.

Nach 44 Minuten war bereits die Vorentscheidung gefallen. Altenhagen-Heepen führte mit 21:16 und baute den Vorsprung sogar auf 25:18 aus. Bis zu dieser 50. Minute hatte der TuS 97 gerade mal vier Treffer in der zweiten Spielhälfte erzielt. Das war eindeutig zu wenig. Als Carsten Kappelt innerhalb von zwei Minuten mit drei blitzsauberen Treffern auf 29:21 (56.) erhöhte, war endgültig klar, wer zurzeit im Bielefelder Handball den Ton angibt. Mit stehenden Ovationen feierten die Gästefans ihre Truppe.

TuS 97-Coach Jörg Harke blieb gefasst: »Noch sind wir Tabellenführer.« TSG-Keeper Johnny Dähne (14 gehaltene Bälle) bejubelte eine geschlossene Mannschaftsleistung und dankte seiner »super Deckung«. Am Freitag, 27. März 2009 (20 Uhr), bietet sich dem Verlierer in der Seidensticker Halle die Möglichkeit, das gestrige Ergebnis zu korrigieren. Natürlich wäre es zu schön, wenn die Tabellenkonstellation aus Bielefelder Sicht dann noch so vielversprechend aussieht.

Derbystimmen
Jörg Harke, Trainer TuS 97: In der ersten Viertelstunde der zweiten Halbzeit haben wir nicht getroffen und den Gegner zu Kontern eingeladen. Die TSG hat verdient gewonnen, vielleicht eine Nummer zu hoch. Aber wir sind immer noch Tabellenführer.

Helmut Bußmeyer, Trainer TSG: Die erste Halbzeit war ein bisschen zittrig. Henrik Ortmann hat uns über viele Unwägbarkeiten hinweg geholfen. In der zweiten Halbzeit haben wir uns ohne Ball besser bewegt.

Henrik Ortmann, TSG: Wir hatten vor, einen klaren Sieg zu landen. Ich habe nur meinen Teil dazu beigetragen. In der zweiten Halbzeit haben wir aggressiv gedeckt und keine einfachen Tore mehr zugelassen. Wenn wir ins Laufen kommen, hält uns in dieser Liga niemand.

Marcel Volmer, TuS 97: Wir haben das Spiel in den ersten 15 Minuten der zweiten Hälfte verloren, als wir vorne nicht ganz konzentriert abgeschlossen haben. Die TSG hat uns mit ihren Gegenstößen ausgeknockt. Im Positionsangriff haben wir nicht schlecht gedeckt.

Ruben Kamminga, TSG-Sporttherapeut: Es ist keine Schande, gegen den Meister zu verlieren.

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