Interview mit Pascal Welge: Torhüter will Ex-Klub mit »spezieller Motivation« ärgern. Ein Publikumsliebling kehrt zur TSG A-H Bielefeld zurück – allerdings nur kurz. Pascal Welge (30) hütet am Freitagabend das Tor des Gegners SF Loxten, wenn der Spitzenreiter der Handball-Oberliga im letzten Meisterschaftsspiel des Jahres gegen Loxtens »Frösche« alles dransetzen wird, auf dem Aufstiegsplatz zu überwintern.

Herr Welge, Sie sind in dieser Saison schon oft als Zuschauer bei TSG-Heimspielen in der Seidensticker Halle gewesen und wissen demnach um die bundesligataugliche Atmosphäre, die sie dann empfängt. Freitag könnte Ihnen auf dem Parkett eine Hauptrolle zukommen. Wenn Sie den Pfosten-Posten morgen so leidenschaftlich interpretieren wie in Ihren besten TSG-Tagen, können sie zu einem gewaltigen Ärger-Faktor für die Bielefelder Schützen werden.

Pascal Welge: Es ist nun mal faktisch so, dass ich jetzt in Loxten spiele und mit meiner Mannschaft jedes Spiel gewinnen möchte. Für mich steht die Leidenschaft am Handball im Vordergrund, der Spaß. Loxten ist eine super Mannschaft. Ich kann viel von meiner Erfahrung weitergeben und habe den Wechsel auf keinen Fall bereut. Natürlich hänge ich noch mit Herzblut an meinem alten Verein, das ist eine spezielle Motivation für mich. Die Motivation, beim Tabellenführer zu gewinnen, noch größer. Wir liegen hinter unseren eigenen Erwartungen zurück. Da kann so eine Sensation Wäsche reinwaschen.

Sie verfolgen das TSG-Projekt bestimmt interessiert. Wie empfinden Sie das, was da gerade entsteht?

Welge: Ich bin nach wie vor ein großer TSG-Fan und finde einfach großartig, was seit ein paar Monaten passiert. Christian Sprdlik investiert viel Knowhow und Herz, um die Strukturen auf ein neues Level zu hieven. Als Fan wünsche ich der TSG, dass sie aufsteigt. Als Sportler sehe ich das anders.

Wo sehen Sie die Stärken der TSG?

Welge: Die TSG hat als Mannschaft schon gut zusammengefunden, verfügt aber vor allem über individuelle Klasse. So kann sie hochkarätige Ausfälle gut wegstecken. Ein Arne Kröger, der bisher mehr zur zweiten Reihe gehört hat, wirft mal eben zehn Tore gegen Augustdorf, wenn es drauf ankommt. Til Kirsch ist für mich ein ungeschliffener Rohdiamant, auch wenn er nur wenig Spielanteile bekommt. Ich kenne und schätze seine Qualitäten.

Wie hat der Verein Ihrer Meinung nach die Nachfolge der Ära Welge im Tor gelöst?

Welge: Max Kroll und Felix Hendrich passen gut zusammen. Max ist ruhig und abgeklärt, eine optimale Ergänzung zum starken Mittelblock. Felix ist eher das improvisierende Gegenteil. Mit seinen verrückten Bewegungen kann er die gegnerischen Spieler täuschen.

Was hat Loxten, was es in Bielefeld nicht gab? Und was kann sich noch entwickeln?

Welge:Zeit, um junge Spieler zu entwickeln. Trainer Thomas Lay nimmt sich diese. Die TSG will aufsteigen. Da braucht man fertige Spieler, davon mindestens sieben gestandene Handballer mit Drittligaformat. In Loxten ist eine Basis vorhanden. Ob es wirklich mal reicht, um um den Aufstieg mitzuspielen, hängt auch an den Sponsoren. Die TSG und Spenge zeigen ja gerade, welchen Aufwand sie für ihre Ziele betreiben. Da liegen zu Loxten Welten dazwischen. Zudem muss ein Team dann mit Hingabe an den Sport alles andere unterordnen.

Wagen Sie einen Tipp. Wie wird das OWL-Derby am Freitagabend ausgehen?

Welge: Wir sind ein sehr ausgeglichenes Team. Es muss vieles gut laufen, damit wir in der Seidensticker Halle etwas holen können. Jeder muss über sich hinauswachsen. Schaffen wir es, über 60 Minuten eine gute Leistung abzurufen und unsere Fehlerquote gering zu halten, fahren wir vielleicht nicht mit ganz leeren Händen zurück. Wir dürfen uns keine schnellen Gegenstöße fangen. Die TSG muss gewinnen, wir genauso. Ich tippe auf ein 27:27.

Zur Person

Pascal »Calli« Welge (30) hat mit seiner TSG große Erfolge gefeiert, etwa den Gewinn der Westdeutschen Meisterschaft 2005 mit der A-Jugend oder den Regionalliga-Aufstieg in der Saison 2008/09. »Das war die schönste Zeit. Wir hatten viele besondere, aber auch spezielle Persönlichkeiten in der Mannschaft.« Zwischen 2005 und 2017 – dazwischen gab’s einen dreijährigen Abstecher zu GWD Minden II inklusive zweier Einsätze in der 1. Liga – absolvierte Welge 238 Spiele im TSG-Kasten und erzielte drei Tore. Damit ging der Keeper vor dieser Saison als einer der Dienstältesten in der Vereinshistorie gen Loxten, um eine neue Herausforderung zu suchen.

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