1. Herren | Westfalen-Blatt (Jörg Manthey) | 17.12.13
Verhängnisvoll paradox. Gegen die Topteams der 3. Handball-Liga zeigt die TSG A-H Bielefeld oft Topleistungen, zumeist ertragslos. Die Halbzeitbilanz gegen die Gegner der unteren Tabellenhälfte hingegen: mickrige 1:13 Punkte! Auswärts geht gar nichts. Funktoniert der Angriff, klaffen hinten Löcher. Rührt die TSG Beton an, hapert´s mit dem Treffen.

Diese seltsamen Teilmengen in eine harmonischere Mischung zu bringen, ist Michael Boys vorrangige Aufgabe für 2014. »Die Qualität dafür ist da. Sie muss aber auch von allen an jedem Spieltag abgerufen werden; und der ein oder andere mal über sich hinauswachsen«, sagt der TSG-Trainer, dessen feine Erfolgsbilanz nach seiner Inthronisierung (3:1 Punkte) inzwischen auf 3:5 Zähler abgeflacht ist. »Wichtig bleibt, dass wir weiter als Team funktionieren und nicht zu Einzelkämpfern mutieren. Aber da habe ich keine Sorge.« Teammanager Matthias Geukes, der entgegen seinem ursprünglichen Bekunden doch am Kreis aushalf, resümiert nachdenklich, dass »wir ein bisschen mehr Tiefs als Hochs haben.« Er baut aber ebenfalls auf den Charakter der Spieler. »Es ist ein herzliches Miteinander. Alle identifizieren sich mit dem Verein und kämpfen für die Sache – auf und auch neben dem Platz.«

Nach dem überraschenden Saisoneröffnungspunkt, dem 25:25 gegen den Leichlinger TV und Position sieben, setzte die Abwärtsspirale ein. Seit zehn Wochen leuchtet die Rote Laterne der 3. Liga West im Heeper Dom. Mithin ist Platz 16 mehr als nur eine Momentaufnahme und wohl doch Ausdruck des Bielefelder Potenzials. »Die Probleme sind vielschichtig«, erläutert Ex-Interimscoach Tobias Fröbel, der zum Ende der Vorbereitung nach der Trennung von Bernd Schramme in die Bresche sprang. »Wir sind nicht beständig genug. Uns fehlt einfach das Grundniveau, um in jedem Spiel länger als 40 Minuten für zwei Punkte in Frage zu kommen.«

Hoffnung auf Besserung soll nicht zuletzt der bevorstehende Transfer Carl-Moritz Wagners bringen. »Da vertraue ich unserem Vorstand voll, dass das funktioniert. Er wäre ein ganz wichtiger Baustein für unsere Deckung«, sagt Tobias Fröbel, der am Sonntag bei Wagners Umzug von Düsseldorf nach Schildesche half. »Zu was er in der Lage ist, hat er leider am Samstag gegen uns gezeigt«, erzählt Michael Boy. »Calle ist ein wichtiger Antreiber. Er kann andere mitreißen, die vielleicht nicht mehr so recht dran glauben.«

Die Weihnachtspause tut allen gut, um Wehwehchen auszukurieren und den grauen Alltag abzuschütteln. Bleibt zu hoffen, dass Boys Erfahrungsschatz nicht weiter anwächst. »Wenn du denkst, eine Baustelle ist geschlossen, geht auf der anderen Seite eine neue auf, mit der du nicht gerechnet hast«, seufzt er. Der restliche Saisonteil sei nicht zuletzt Kopfsache. Boys Appell, um neuen Zugriff zu bekommen: »Was war, muss raus aus den Köpfen.«

Vorgänger Fröbel, nach seinem Kreuzbandriss-Comeback ein Zugewinn am Kreis, wünscht sich, »dass wir eine spielerische Lockerheit bewahren können. So ein Gefühl, als wenn du ständig lächelnd durch die Halle läufst.« Matthias Geukes´ macht »in ganz weiter Ferne« schemenhaft das Abstiegsgespenst aus. Sein Weihnachtswunsch: »Dass wir wieder dahin kommen, mit großer Leichtigkeit Vollgas zu geben.«

Kommentar
Schon in den beiden Vorjahren hatte die TSG unverhoffte Schützenhilfe benötigt, um die Drittklassigkeit zu bewahren. Ein Mal waren's zwei Punkte am »grünen Tisch« aus Lemgo, ein Mal half das leere Portemonnaie des TuS Wermelskirchen, der sein Team abmelden musste. Bis zum Mai ist ja noch ein bisschen Zeit vielleicht passiert ja erneut etwas Unerwartetes . . .
Oder es kristallisiert das kleine Wunder, dass der Letzte frech aufmuckt, siegt und siegt und sich wirklich noch aus eigener Kraft aus dem Keller buddeln kann. Auch wenn mancher dieser TSG das Potenzial zum Klassenverbleib längst abgesprochen hat: Der Faktor Zeit, er spielt dieser jungen und willigen Mannschaft weiter in die Karten und steht Pate beim anspruchsvollen Prozess des Zusammenwachsens. Es fehlen einzig ablesbare Erfolgserlebnisse. Vor der TSG liegen 15 Möglichkeiten, dies zu ändern.

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