1. Herren | Westfalen-Blatt (Jörg Manthey) | 09.12.13
Keine Bonuspunkte für die TSG A-H Bielefeld. Auch wenn das Schlusslicht der 3. Handball-Bundesliga den Tabellenzweiten TSV Bayer Dormagen anfangs phasenweise etwas ärgern konnte, hieß es am Ende standesgemäß 21:31 (7:12).

»Die Rollen waren klar verteilt. Wir hatten keinen guten Tag erwischt. Mit dieser Leistung konnten wir nicht Paroli bieten«, kommentierte Trainer Michael Boy die erste Niederlage unter seiner Regie. Bei Tobias Beinings 1:0 war die Welt im adventlichen Heeper Dom noch in Ordnung. Dieser Treffer aus der zweiten Minute sollte freilich für eine lange Weile der einzige bleiben. Als Michael Boy in der 14. Minute die erste Auszeit nahm, leuchtete ein 1:4 auf der Anzeigetafel. Acht Fehlversuche aus dem Rückraum standen bis dahin schon zubuche. »Wir haben uns schwer getan gegen die bewegliche Abwehr. Der Gegner hatte augenscheinlich ein aufmerksames Videostudium unserer Wurfbilder betrieben. Torwart Sven Bartmann stand des öfteren schon in der Ecke, wenn unsere Jungs geworfen haben«, sagte Boy.

Der junge Malte Krause wirkte bis dahin zwischen dem kompromisslosen Bayer-Innenblock Eisenkrätzer/Marquardt – an dem sich die Distanzschützen die Zähne ausbissen – ein bisschen verloren; seinen Part am Kreis sollte Julian Stübber übernehmen. Nach dem 2:5 sorgten Stübber in Unterzahl und im Nachsetzen (17., 19.) sowie Ortjohann (19.) für den 5:5-Gleichstand. »Da habe ich gedacht, jetzt kommt ein kleiner Ruck«, meinte Boy. Vergebens. Der abgeklärte Vorjahresmeister setzte sich wieder auf 8:5 und 11:6 ab.

Unpräzise und überhastete Angriffsaktionen sowie Pech mit vier Holztreffern machten die ganze Maloche in der Verteidigung zunichte. Hätte Kevin Becker in der ersten Halbzeit nicht 13 Bälle entschärft; die Entscheidung zugunsten der »abgezockten« Bayer-Buben wäre viel früher gefallen. »Kevin war der Rückhalt, den wir in so einem Spiel brauchen«, würdigte Boy die starke Leistung des Schlussmannes, der wiederum den Gast lobte. Becker: »Eine super Truppe, das muss ich neidlos anerkennen. Die haben souverän ihren Streifen runtergespielt.«

Die Angriffsleistung der ersten Hälfte (7:12) stellte niemanden zufrieden. Marcel Ortjohann, dreifacher Torschütze, gab sich selbstkritisch: »Ich habe nicht den richtigen Abstand zum Gegenspieler gefunden und schlechte Entscheidungen getroffen.« Teammanager Matthias Geukes bemängelte: »Wir haben vieles nicht so umgesetzt, wie es besprochen war.« Bloß zwölf Gegentreffer gegen die kontergewaltigen Tempohandballer aus dem Rheinland bedeuteten indes einen respektvollen Wert für die TSG-Defensive.

Drei Dormagener Tore zum 7:15 direkt nach dem Wechsel zerstörten jegliche kühne Hoffnungen. Fortan ging es darum, das Ergebnis erträglich zu halten. Hierbei marschierte der Kapitän voran. Johannes Krause markierte acht seiner neun Treffer in der zweiten Hälfte, in der die TSG über weite Phasen mit einer 4:2-Deckung agierte und im Hurra-Stil über 12:22 (44.) und 14:25 (48.) bis zum 17:29 (53.) überrollt wurde. Eine bittere Bayer-Pille.

In doppelter Überzahl markierte Thomas Fröbel den 21:31-Endstand. Bayer-Coach Jörg Bohrmann (»Wir waren gewarnt und wussten, was diese TSG-Mannschaft leisten kann«) freute sich, dass sein Team zum Ende der ersten Halbzeit noch »ins Rollen gekommen ist. Wir haben leichte Tore über die zweite und dritte Welle erzielt. Das war unser Ziel.«

Die Nichtabstiegsplätze sind wieder vier Punkte fern. Michael Boy: »Dieses 21:31 muss schnell aus den Köpfen. Am Samstag gegen ART Düsseldorf wird´s ein ganz anderes Spiel.« Bayer Dormagen, für WHV-Präsident Michael Neuhaus »die spielstärkste Mannschaft der 3. Liga«, liegt nur noch einen Punkt hinter Spitzenreiter TuS Ferndorf, der mit 35:42 in Leichlingen patzte.

Einigung mit Reiners
Eine vorweihnachtliche Bescherung gab es dann doch noch. Die für kommenden Mittwoch angesetzte Verhandlung vor dem Bielefelder Arbeitsgericht mit Ex-Coach Micky Reiners findet nicht statt. »Wir haben uns außergerichtlich einigen können«, sagt Geschäftsführer Heinrich Rödding. »Ich gucke nicht mehr zurück. Für uns ist das Kapitel Reiners erledigt.«

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