1. Herren | Westfalen Blatt (Bielefeld) | 16.04.13
Vier Spieltage vor Serienende mit 17 Punkten den Klassenverbleib gesichert – der Rückzug des TuS Wermelskirchen aus der 3. Handball-West macht's möglich. Gleichwohl hat die TSG A-H Bielefeld nach Erreichen des Minimalziels im Heeper »Runkelkrug« keine große Sause veranstaltet.

Doch die Stimmung beim Essen war endlich mal wieder ausgelassen. »Die Saison ist noch nicht vorbei. Wir wollen noch ein paar Punkte holen«, ist Spielertrainer Michael Boy bemüht, die Spannung hoch zu halten. Was ein Sieg doch ausmacht. Die TSG-Akteure haben den Spaß wiederentdeckt und frisches Selbstvertrauen getankt. Das Topteam des VfL Edewecht soll die neue Bielefelder Ärgerlust am Samstag zu spüren bekommen. Auch wenn dann Benjamin Richter und Henrik Ortmann definitiv fehlen und bei Marcel Ortjohann abgewartet werden muss, wie sich dessen Hüftbeugerzerrung entwickelt. Tobias Fröbel, der für seine Mecker-Zeitstrafe von der Bank ebenso in die Mannschaftskasse einzahlen muss wie Michael Boy für die nur 19 Gegentore, verspürt ein gewisses »Euphoriegefühl. Wenn wir auf diesem Niveau weiterspielen, wird sich noch der ein oder andere Punkt einstellen.« Das 37:19 offenbarte Tobias Beining jedenfalls eine tiefe Erkenntnis. »So einfach kann Handball sein.«

2,05-Hüne aus Minden
Interessierter Besucher des TSG-Spiels war Gordon Gräfe (19). Der 2,05-Meter-Hüne aus der A-Jugend GWD Mindens, ein »Halblinker«, war zusammen mit dem künftigen TSG-Coach Bernd Schramme da. Der frühere U 19-Nationalspieler, vor seiner Mindener Zeit im Magdeburger Handball-Internat, wird von Frank von Behren beraten. Die TSG hatte dessen Wurfkraft im Dezember 2012 zu spüren bekommen. Beim 21:28 in Minden, dem Aus im HVW-Pokal, traf Gräfe elfmal. »Gordon ist ein echter Perspektivspieler, ein Shooter. Wenn wir einen der Besten seines Alters in Deutschland bekommen können, sollten wir die Chance nutzen«, würde sich Schramme eine Verpflichtung oder ein Ausleihgeschäft des Rückraumspielers wünschen. »Er würde in unsere 6:0-Deckung und auch auch vom Typ her gut zu uns passen.« Dass der Spieler, den zurzeit eine Schulterverletzung peinigt, neben Johannes Krause, Tobias Beining und Julian Stübber die vierte Besetzung für die Königsposition wäre, ficht Schramme nicht an. Der möchte den neuen Kader möglichst breit und variabel aufgestellt wissen und damit entsprechend schwer ausrechenbar. Mit Leon Prüßner aus der A-Jugend der Lemgoer Bundesliga-Talentschmiede scheint zudem ein Linksaußen wechselwillig, macht womöglich bei der TSG für sich ein größeres Entwicklungspotenzial aus als bei den Lemgo Youngsters.

Noch 2013 ist Schluss
Am Montagabend tagte turnusgemäß der TSG-Beirat. Im Rahmen dieser Sitzung wollte Manfred Quermann seinen langjährigen Mitstreitern mitteilen, dass er den Posten des Geschäftsführers der TSG-Spielbetriebs-GmbH in absehbarer Zukunft niederlegen möchte. Seine Ankündigung steht: »Ich werde im Laufe dieses Jahres aufhören.« Den Schritt möchte er in dem Wissen vollziehen, eine schwarze Null übergeben zu können. Quermanns Entschluss ist keine echte Überraschung. In jüngster Vergangenheit hatte der Herr der Zahlen immer öfter eine gewisse Amtsmüdigkeit durchblicken lassen. Die TSG müht sich um eine adäquate interne Nachfolgelösung.

Staxx läuft den Hermann
Der langjährige TSG-Kapitän Johann-David Starck freut sich mit seinem Ex-Klub über den Verbleib in der 3. Liga – und kehrt am 28. April heim. Der Hermannslauf ruft! »Das ist ein guter Grund zur Rückkehr. Ich habe mir aus einer Bierlaune heraus einen Startplatz von einem Kumpel meines Bruders erkämpft«, schmunzelt der Wahl-Hamburger, der allerdings in Sachen Vorbereitung etwas hinterherhinkt. »Ich bin erst ein Mal an der Elbe gelaufen. Zehn, elf Kilometer. Und war hinterher fürchterlich kaputt.« Vor zwei Jahren hatte er gemeinsam mit Bruder Jan den Zielstrich an der Sparrenburg gequert, Platz 1868 nach 2:53,19 Minuten. Allerdings scheint Jan Starck die Herausforderung »Hermann« etwas ernster zu nehmen. Da bahnt sich diesmal ein ungleiches TSG-Bruderduell an. Jan Starck möchte seine Bestzeit aus dem Vorjahr (2:25,34 min) weiter unterbieten. »Er hat mir geschrieben, dass er schon seinen 700. Trainingskilometer absolviert hat. Darauf ist mir bis jetzt keine Antwort eingefallen«, klagt Johann-David Starck vor seiner vierten Teilnahme. »Ich weiß schon, dass ich mir nach zehn Kilometern wieder die Frage stellen werde, warum ich das mache.«

Starcks Handball-Karriere ruht momentan. Neulich war er mit dem Ex-TSGer Ole Quisbrock mal beim Training von dessen 3. Herren der HG Hamburg-Barmbek, einem Landesligisten.

Wagners »Ur-Ruhe«
Apropos Hamburg: Dort weilte am Wochenende Carl-Moritz Wagner. Der Düsseldorfer Doktorand hatte in der Hansestadt ein Seminar und verband dies mit dem Besuch des Final Fours. Beim Pokalfinale traf er zufällig auf Ex-Coach Helmut Bußmeyer und Heiko Ruwe. Handball spielt zurzeit nur eine Nebenrolle in seinem Leben. Die Doktorarbeit genießt oberste Priorität. »Ich bin jetzt in der heißen Phase und möchte die zügig beenden.« Auf der Kreisläuferposition hat die »neue« TSG bis zur vollständigen Gesundung Tobias Fröbels einzig den jungen Malte Krause aus der A-Jugend des TV Bissendorf-Holte im Aufgebot. Die Aussicht, dass Calle Wagner hier in die Bresche springen wird, sei von »vielen Unwägbarkeiten« begleitet. »Handball ist zurzeit nicht die wichtigste Baustelle. Wenn ich mich beruflich neu orientiere und nach Ostwestfalen zurückkomme, ist mein erster Ansprechpartner Altenhagen-Heepen. Da habe ich eine Ur-Ruhe.«

Schulterbruch bei Hippe
Das Verletzungspech beim Oberligisten TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck reißt nicht ab. Beim Auswärtssieg in Ahlen (33:30) erwischte es erneut Linkshänder Hermann Hippe. Der Rechtsaußen wurde in einem Wurfversuch behindert und knallte auf die rechte Schulter. Die bittere Diagnose: Fraktur des Schulterdaches – ein sehr seltener Bruch. Hippe will sich noch in dieser Woche operieren lassen, danach drohen mindestens zwei bis drei Monate Pause. »Zur zweiten Vorbereitungsphase auf die kommende Saison will ich wieder fit sein«, sagt der Jöllenbecker Pechvogel, der sich zudem seit Monaten mit einer komplizierten Bauchmuskelverletzung herumplagt. »Ich habe wirklich die Seuche, aber das kann ich jetzt auch nicht mehr ändern.«

Die Spieler gehen aus
Hermann Hippe ist bereits der dritte Langzeitverletzte nach Julian Jahr und Benjamin Zöllner. Da auch Christian Hoff (Praktikum in Schanghai) bis zum Saisonende ausfällt, gehen Trainer Walter Schubert für die letzten drei Partien so langsam die Spieler aus. »Hauptsache, wir gewinnen am letzten Spieltag das Derby gegen Spenge – und wenn wir nur noch zu siebt auflaufen können«, sagt Hippe mit einer gehörigen Portion Galgenhumor. Sollte der TuS 97 unter diesen personellen Umständen den zweiten Tabellenplatz ins Ziel bringen, wäre das auf jeden Fall ein großer Erfolg.

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