1. Herren | Westfalen Blatt (JÖRG MANTHEY) | 20.03.13
Bielefeld (WB/jm). Lernen durch Schmerz: Das hätte Micky Reiners sich und seiner Mannschaft gerne erspart. »Ich akzeptiere die Entscheidung des Vereins und weiß, dass mir sowas nie wieder passieren wird«, beteuert der Ex-Trainer, der die Quittung für sein Fehlverhalten mit Fassung trägt. Etwas Enttäuschung schwingt gleichwohl mit, wenn er sagt.

»Die ganze Sache tut mir leid. Doch ich hatte gedacht, dass ich mehr Kredit habe. Es ist etwas zu früh zu Ende gegangen, das gut begonnen hatte. Wir haben eine Menge erreicht.« Reiners wäre ein würdigerer Abgang zu wünschen gewesen. Er sei mit den Jungs im Reinen, habe sich mehrfach und öffentlich entschuldigt und werde dies bei passender Gelegenheit auch noch persönlich tun.

Lange wird seine Handballpause nicht dauern. Micky Reiners hat bereits einen Vertrag bei der HSG Menden-Lendringsen in der Tasche. Doch es ist gut möglich, dass der Oberligist in wenigen Tagen ein Problem bekommt. Nämlich dann, wenn Zweitligist Eintracht Hildesheim – Geschäftsführer Gerald Oberbeck fahndet nach einem jungen deutschen Trainer – ihm den Zuschlag geben sollte.

Tritt dieser Fall ein, wird Micky Reiners kurzfristig ein internationales Abenteuer absagen, das mit einer Anfrage der Deutschen Trainer-Vereinigung DHTV begonnen hatte. Nach einigem Mail-Verkehr ist heuer alles eingestilt, dass der Münsteraner Beamte sich für drei Monate beurlauben lässt und einen befristeten Job als Frauen-Nationaltortrainer in Pjöngjang/Nordkorea annimmt. Der A-Lizenzinhaber aus Deutschland soll dort gut dotierte Entwicklungshilfe leisten, das Team für kommende Herausforderungen athletisch, individuell und gruppentaktisch weiterbringen. Reiners' bislang geäußerte Bedingungen, etwa das Mitbringen eines Laptops zum Skypen und eines Mobiltelefons, sind von Kim Kwang Su, Generalsekretär der Korea Handball Association, allesamt akzeptiert worden.

Angesichts der atomaren Drohungen des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-un steht Micky Reiners mit Ruprecht Polenz, Bundestagsabgeordneter der Stadt Münster und Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses, in ständiger Verbindung. »Die Einschätzung von Leuten, die sich auskennen besagt, dass es sich dabei bloß um Säbelrasseln handelt. Meine Frau hat's abgenickt. Ich bin ein abenteuerlustiger Mensch und würde es machen wollen. Es sei denn, Hildesheim will mich.«

Kommentar
Sie haben geschwärmt vom Trainertypen Micky Reiners, die Spieler der TSG A-H Bielefeld. Zutiefst bedauert, als dessen Weggang zur HSG Menden-Len-dringsen bekannt wurde. Nun hat dieselbe Mannschaft ihm nach dem sonntäglichen Ausraster Rückendeckung verwehrt und so dem Vorstand die Vorlage zum Handeln gegeben. Reiners ist Vergangenheit in Bielefeld – und damit gleichfalls ein Alibi. Das TSG-Team hat sich für den Rest der Saison selbst in die Pflicht genommen. Nach der Totalblamage gegen Gladbeck sollte es an Motivation nicht mangeln. Angesichts der Qualität der kommenden Gegner – in der Hinserie fuhr die TSG in den ausstehenden sechs Partien 0:12 Punkte ein – geht es in erster Linie sicher nicht ums Siegen. Sondern darum, mit Willen, Einsatz und Kampf verloren gegangenen Kredit zurückzuholen. Sich und den vergraulten Fans zu beweisen: Wir gehören in Liga drei! Im Vorjahr stand ein Sieg am »grünen Tisch« gegen Lemgo II Pate zum Klassenverbleib, diesmal womöglich der Rückzug Wermelskirchens. Darauf angewiesen sein zu müssen, wäre keine Leistung, auf die diese TSG stolz sein darf.

Neuste Galerie

09.02.24: 1. Herren - TV Emsdetten

Weitere 7707 Bilder sind in der Galerie.