1. Herren | Westfalen Blatt (JÖRG MANTHEY) | 20.03.13
Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Die Trennung erreichte ihn am Dienstagmittag per E-Mail, mit lieben Grüßen: Micky Reiners ist nicht mehr Trainer des Handball-Drittligisten TSG A-H Bielefeld. »Wir nehmen deinen angebotenen Rücktritt mit sofortiger Wirkung an«, schrieb Geschäftsführer Manfred Quermann. Ein Duo übernimmt bis zum Saisonende: Kapitän Michael Boy fungiert fortan als Spielertrainer, unterstützt von Tobias Fröbel.

Diese interne Variante sei bereits am Sonntag beim Mannschaftsessen im Runkelkrug aufgekommen. »Wir waren zu dem Zeitpunkt der Meinung, dass Micky zurückgetreten ist«, erklärt Tobias Fröbel. »Einhelliger Tenor ist, dass wir uns am eigenen Kopf aus dem Sumpf ziehen wollen.«

Eine Teamsitzung am Montag, erst ohne Manfred Quermann und Heinrich Rödding, dann mit Geschäftsführer und Vereinsboss, hatte Reiners' Aus besiegelt. »Es war eine tolle Aussprache«, fand Quermann, »auf einem guten Niveau sehr konstruktiv, sehr differenziert geführt. Jeder hat sich eingebracht.« Diese gewonnenen Eindrücke sowie die zahlreicher Telefonate seien erst reflektiert, dann nochmal eine Nacht drüber geschlafen worden. Die 13-Zeilen-Mail an Reiners war das Ergebnis. »Die Pressekonferenz nach dem Gladbeck-Spiel war ein einziger Eklat und ist vom Umfeld als irreparabel empfunden worden. Niemand hat Micky Reiners' Ausraster verstanden«, erklärt Manfred Quermann.

»Trotz des fehlenden sportlichen Erfolges haben wir dem Trainer nichts vorzuwerfen und ihn niemals in Frage gestellt. Das hat er am Sonntag selbst getan, und wir haben seinem Rücktrittswunsch entsprochen«, ergänzt Heinrich Rödding. Der TSG-Chef ist nun gespannt auf die Reaktion der Mannschaft und erwartet mindestens ein »von außen deutlich erkennbares« erhöhtes Engagement. »Unser Umfeld ist sensibel. Das Allerwichtigste ist, dass die Mannschaft zeigt, dass sie will. Wir müssen das Vertrauen zu unseren Fans von Grund auf neu aufbauen.« Das geschieht in Heepen. Die ursprünglich in der Seidensticker Halle terminierten Heimspiele gegen Gummersbach II und Wilhelmshaven werden zurück in den »Dom« verlegt.

»Wer jetzt nicht mitzieht, ist fehl am Platz«, nimmt Michael Boy den kompletten Kader in die Pflicht. »Wir hatten mal größere Ziele und haben auch schon richtig gute Spiele gezeigt. Wir wollen aöllen zeigen, dass wir die Qualität haben, in der 3. Liga mitzuhalten. Auch wenn jetzt lauter Kracher kommen.« Es sei gut, findet Tobias Fröbel, dass die Oster-Spielpause den Akteuren zum einen die Möglichkeit biete, »den Kopf frei zu kriegen. Die Jungs sind doch arg niedergeschlagen.« Zum anderen könne, da normal weitertrainiert wird, einiges erarbeitet, gezielt an ein, zwei Stellschrauben gedreht werden. Ganz intensiv werde sich dem Deckungsverhalten gewidmet. »Das Gladbeck-Spiel hat unsere Defizite nochmal deutlich aufgedeckt«, sagt Michael Boy und plant, bis zum nächsten Meisterschaftsspiel am 6. April bei Bayer Dormagen zwei Trainingsspiele einzustreuen. Auch, um Marcel Ortjohann Spielpraxis zu schenken. »Sein Mitwirken wird uns einen Schub geben.« Das Comeback des Linkshänders kommt wie gerufen. Jannik Rauchschwalbe, wegen Schulterproblemen in der »Röhre«, droht länger auszufallen.

Manfred Quermann ist sicher, dass das Duo Boy/Fröbel die volle Akzeptanz der Mannschaft genießt und die »zwingend um Wiedergutmachung bemüht ist. Alle wollen die Saison vernünftig beschließen.« Reiners hat die sportliche Verantwortung für 1:11 Punkte in Serie übernommen. Tobias Fröbel dankt dem Trainer fürs Engagement. »Micky hinterlässt ein gutes Fundament.« Und schiebt hinterher: »Niemand ist ihm böse.«

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