1. Herren | Westfalen Blatt (Bielefeld) | 15.01.13
Von Jörg Manthey
und Arndt Wienböker
Bielefeld (WB). Mit Spannung hat die 3. Handball-Liga am Montag in Richtung Bergisches Land geblickt. Nun ist es offiziell: Lars Hepp, Trainer des finanziell klammen Noch-Spitzenreiters TuS Wermelskirchen, hat gestern Abend die erste Trainingseinheit beim Ligarivalen VfL Eintracht Hagen geleitet. Der 34-Jährige hat dort einen Vertrag bis 2015 unterzeichnet.

Neben Hepp wollen die Hagener noch in dieser Woche »zwei, drei Verstärkungen« aus Wermelskirchen präsentieren, kündigt Sportdirektor Jens Pfänder weitere Transfers an. Erstes »Opfer« des runderneuerten Hagener Kaders soll am Sonntag in der Seidensticker Halle die punktgleiche TSG A-H Bielefeld sein. TSG-Trainer Micky Reiners ist mit Hepp befreundet. Ein bisschen neidisch blickt er auf die Hagener Möglichkeiten. »Mit deren Jahresetat könnten wir zwei Spielzeiten sorgenfrei bestreiten.« Die Zeiten, da Anspruch und Potenzial in Hagen weit auseinander klafften, sollen mit Hepps Verpflichtung der Vergangenheit angehören. »Lars passt super nach Hagen. Dort findet er junge, hungrige Leute vor und eine erstklassige Infrastruktur. Bei dem finanziellen Rückhalt wird er es schaffen, den Verein nach oben zu führen – wenn man ihn lässt.«

Auf Hagen lastet Druck
Doch noch weist die Tabelle Hagen als abstiegsgefährdet aus. Ob eine Woche reicht, den Trendwechsel zu erzwingen ? Reiners ist durchaus froh, zu einem so frühen Zeitpunkt auf Hagen zu treffen. »Die Khan-Entlassung ist bei Hagens Spielern nicht gut angekommen. Der Druck bei denen ist enorm. Die müssen. Dort könnte jetzt ein bisschen Unruhe sein. Die beäugen sich gegenseitig. Wir werden auf keine eingespielte Mannschaft treffen. Die neuen Spieler haben ohne Frage eine hohe Qualität, aber die Laufwege sitzen noch nicht.« Reiners kann sich angesichts der aktuellen Entwicklung beim Gegner auf eine Videovorbereitung verzichten. »So erspare ich mir vier Stunden Arbeit. Hagen wird eine Wundertüte für uns und für sich selber sein. Wenn wir Sonntag verlieren, geht die Welt nicht unter. Dann schlagen wir eben Wermelskirchen. Die werden den Aderlass kaum kompensieren können.«

Köhrmann: »unseriös«
Micky Reiners, der ebenfalls ein Kandidat in Hagen war, nennt das Vorgehen zwischen den Nachbarn Wermelskirchen und Hagen »absolut legitim, auch wenn die Sache ein Geschmäckle hat. Aber so ist der Sport.« Christian Köhrmann, Trainer des Tabellenzweiten Wilhelmshavener HV, mochte sich am Sonntag über den 23:20-Auswärtssieg beim Spitzenreiter gar nicht freuen. Der hat die Vorgänge beim Primus scharf verurteilt, als »unseriös« und »schlecht für das Image des Handballs.«

TSG-Angebot für Reiners
Unterdessen hat Micky Reiners ein Angebot des Vereins zur Vertragsverlängerung erreicht, das allerdings noch mit einigen Fragezeichen versehen ist. Vor allem vermisst der TSG-Coach von offizieller Seite ein klares Bekenntnis zur 3. Liga. Der »Fall« Wermelskirchen, die begrenzten wirtschaftlichen Möglichkeiten dort, die Resignation; da macht Reiners durchaus Parallelen zu den Bielefelder Verhältnissen aus. Beiratssprecher Fritz Kölling versicherte gestern auf Anfrage. »Nur wenn wir es sportlich nicht schaffen, spielt die TSG 2013/14 in der Oberliga.«

Heute gegen 2. Liga
Die TSG A-H Bielefeld bestreitet heute Abend ein Vorbereitungsspiel gegen einen Zweitligisten. Der ASV Hamm-Westfalen wird um 20.15 Uhr im Heeper Dom erwartet – der erste offizielle Test der Hammer in der WM-Pause. »Wenn so eine Anfrage kommt, sagt man nicht Nein«, meint Micky Reiners, der für seine A-Lizenz bei Hamms Trainer Kay Rothenpieler hospitiert hatte. Für lange verletzte Spieler wie Cornelius Nolte und Jannik Rauchschwalbe oder solche mit wenig Einsätzen wie René Wolff könne diese Partie als »wichtige Spielpraxis« dienen. »Das Ergebnis ist absolut unwichtig. Ich möchte ein paar Sachen ausprobieren. Ein, zwei Deckungsänderungen, die wir im Wettkampf so noch nicht gezeigt haben.«

TuS 97 hat Alternativen
Bei Oberligist TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck könnte die Stimmung zum Jahresanfang kaum besser sein. Das 27:24 im Derby beim TuS Spenge wurde von allen Seiten als verdient gewertet. »Wir hatten die besseren Alternativen«, freute sich Trainer Walter Schubert. Ein Julian Jahr oder Leon Ludwigs waren im Angriff sofort da, als sie gebracht und gebraucht wurden. Der 3:2:1-Abwehrverbund arbeitete vorzüglich und raubte den Spengern um den Ex-Jöllenbecker Sebastian Kopschek den Nerv. Großer Rückhalt war Torwart Kai Bierbaum, der die Disziplin seiner Mitstreiter herausstellte: »Die Jungs haben sehr geduldig und abgeklärt gespielt.«
Lautstark angefeuert wurden die Jürmker auch von der eigenen Reserve, die während der 60 Minuten kräftig auf die Pauke haute. Ein Dankeschön für die Unterstützung der »Ersten«, die vor Weihnachten im Landesliga-Spitzenspiel des TuS 97 II gegen Ibbenbüren für Stimmung gesorgt hatte.

Halbzeitbilanz ein Hit
Die 20:6 Punkte nach der Hinrunde (Platz zwei) bezeichnet Walter Schubert als »überragend«, um schnell hinzuzufügen: »Darauf dürfen wir uns jetzt aber nicht ausruhen, sondern müssen am kommenden Sonntag in Senden gleich nachlegen.« Nils Grothaus hätte so eine Halbzeitbilanz auch nicht für möglich gehalten: »Die ganze Hinrunde ist eine Krönung, wenn man bedenkt, dass wir mit fast der gleichen Mannschaft im letzten Jahr beinahe abgestiegen wären.«

Mannschaft soll bleiben
Hinter den Kulissen laufen die Planungen für die kommende Saison. Der TuS 97 setzt auf Kontinuität. Walter Schubert hat seinen Vertrag bereits um zwei Jahre bis 2015 verlängert, auch die Mannschaft soll ausnahmslos gehalten werden. »Ich habe bereits ein deutliches Signal gegeben«, sagt »Birne« Bierbaum stellvertretend für viele andere Spieler.

Zöllner wird operiert
Verzichten muss der TuS 97 ab dem 23. Januar auf Benjamin Zöllner. Der Rückraumspieler lässt sich an diesem Tag an seiner lädierten Schulter operieren und fällt danach für den Rest der Saison aus. In der nächsten Serie will Zöllner dann aber wieder im Trikot des TuS 97 angreifen.

Falk »knetet« Australien
Landesligist HSG EGB Bielefeld muss derzeit auf seinen spielenden Co-Trainer Falk von Hollen verzichten. Der Physiotherapeut ist bei der Weltmeisterschaft in Spanien in dienstlicher Mission unterwegs und betreut die australische Spaßmannschaft, die ihr erstes Spiel gegen Kroatien 13:36 verlor. Von Hollen hatte eine Weile in Down Under gelebt und die Australier bereits bei der WM 2011 in Schweden betreut. Der Ozeanienmeister war 1999, 2005, 2007, 2009 und 2011 immer 24. von 24 Teilnehmern.

Müller schlägt Gregorz
Das Niederrhein-Verbandsligaduell zwischen der SG Ratingen und TG Cronenberg führte zwei frühere TSG-er zusammen. Marcel Müller erzielte zwei Tore beim 37:29 der Ratinger, die mit ihrem zehnten Sieg in Folge die Tabellenspitze behaupteten. Hingegen wird die Lage für den von Norbert Gregorz trainierten Gegner, Vorletzter, immer bedrohlicher.

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