Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Der Mann, der schneller ist als sein Schatten: Daniel Meyer (25) spielt seine beste Saison für den Handball-Drittligisten TSG A-H Bielefeld. Nach zehn absolvierten Spieltagen steht das Torekonto des effektiven Linksaußen bei 74/33 – viertbeste Marke der 3. Liga West.

»Die Tore geben mir recht. Ich bin glücklich, wie es zurzeit läuft«, sagt Daniel Meyer, der auch am Samstag in Gummersbach seine Qualitäten wieder in den Dienst der Mannschaft stellen möchte. Trainer Micky Reiners registriert das Leistungs-Hoch des Sparkassen-Mannes mit Vergnügen und hat zwei Erklärungen parat. »Daniel hat im Abstiegskampf der Vorsaison richtige gute Leistungen gezeigt. Er war ein Garant für den Drittligaverbleib. Dieses Selbstvertrauen hat er mit in die neue Serie nehmen können.« Ein zweiter Grund heiße – Thorben Lommel.

»Jetzt hat er einen neuen, einen ehrgeizigen Konkurrenten auf dieser Position. Einen, der in der Abwehr varibaler einsetzbar ist als er.« Und einen, den der Trainer aus Hamm »mitgebracht« hat. »Das stachelt Daniel an. Er weiß, dass er mehr tun muss, als er vorher getan hat. Er will es dem Trainer zeigen«, sagt Micky Reiners vergnügt; froh, zwei völlig unterschiedliche Spielertypen auf dem linken Flügel zu haben. »Natürlich profitiert er auch davon, dass Thorben am Kreis aushelfen muss.«

Daniel Meyer ist nach einem Saisondrittel der beständigste TSG-Spieler – und mit 33 verwandelten Siebenmetern in dieser Statistik sogar Rekordhalter der Weststaffel. Seinen Mut, seine eiserne Nervenstärke von der Marke hat er sich selbst anerzogen. »Bis vor zwei Jahren durfte ich keine Siebenmeter werfen. Dann habe ich es einfach mal versucht. Jedes Tor bringt mich nach vorne«, so der Blondschopf. Nein, nervös sei er wirklich nicht. »Ich versuche jedes Mal mit einem klaren Kopf zu werfen, unabhängig vom Spielstand. Da laufen in mir gewisse Rituale ab. Und am Ende werfe ich dorthin, wohin ich will. Und nicht dahin, wo der Torwart es gerne hätte.«

Auch wenn der 1,88 Meter große Bursche (»Schon in der C-Jugend war ich so groß wie jetzt. Da habe ich im linken Rückraum gespielt und konnte einfach über die anderen rüberwerfen«) ursprünglich beim TV Werther spielte, in früheren Jugendtagen erst beim TuS Spenge und zwei Jahre auch bei GWD Minden eine Förderung genoss – seit B-Jugendtagen ist er ununterbrochen ein TSG-er und somit der einzige aus dem aktuellen Kader, der das Prädikat »Eigengewächs« verdient hat. Seit 2006 hat er in 143 Herrenspielen 474 Treffer markiert.

Dass eine engagierte und strukturierte Handball-Nachwuchsarbeit gerade in Zeiten spärlich gefüllter Kassen ein wertvolles Juwel sein kann und süße Früchte trägt, hat Bayer Dormagen erst am Samstag vorgemacht. Drittligist TSG A-H Bielefeld verlor 30:37 gegen eine Bande von 17- und 18-Jährigen. Bei der TSG Altenhagen-Heepen schlägt die Jugendarbeit im Erwachen langsam die Augen auf. Anders als bei Mitbewerbern wie Bayer Dormagen, VfL Gummersbach II, ART Düsseldorf (alle Bundesliga) oder Eintracht Hagen (Oberliga) spielt der A-Jugendunterbau der TSG allerdings bloß in der Kreisliga. Die Zeiten, da der eigene Talentschuppen im Land eine große Nummer war, liegen weit zurück. 2005 wurde die A-Jugend unter Trainer Martin Räber Westdeutscher Meister. Jan-Henrik Werner, heute TSG II, war der Kapitän dieses Ensembles. Auch Rückkehrer Florian Korte saß damals mit auf dem Meister-Trecker. Treuestes »Relikt« dieses meisterlichen TSG-Jahrgangs ist aber Daniel Meyer.

Die TSG-Hoffnungsträger von Morgen heißen Albert Kreismann, Fynn-Ole Wöstenfeld oder Bjarne Franz. Auf der männlichen B-Jugend, trainiert von Christian R. und »Co« Ingo Franz, ruhen große Hoffnungen der TSG. Einigen ist mal der Sprung in die 3. Liga zuzutrauen – wenn ihnen rechtzeitig diese Perspektive eröffnet wird; vor den nimmermüden Spähern aus Minden oder Lemgo.

Das bislang starke Abschneiden in der Oberliga dürfte jedenfalls heute Abend im Rahmen der Jahreshauptversammlung mit einem gebührenden Applaus bedacht werden.