Von Jörg Manthey
und Arndt Wienböker
Bielefeld (WB). Normalerweise gibt ihm am Spieltag sein »Bauchgefühl« recht untrügliche Hinweise, wohin die Reise geht. Am Sonntag war das anders. Micky Reiners, Trainer der TSG A-H Bielefeld, wähnte sich angesichts der unbekannten Kräfte im Kader »hin- und hergerissen.« Bis er spürte, wieviel Herzblut die Neuen ad hoc investierten.

»Die Jungs wollten unbedingt. Das ist ein verschworener Haufen, eine Mannschaft ohne Diven. Alle nehmen den Kampf an. Aber solche Kraftakte können wir nicht ständig wiederholen«, sagte Micky Reiners nach dem 27:25 des Drittligisten. »Der Schlüssel zum Sieg war, dass wir die Achse Ciupinski/Görden ruhig halten konnten.« Dank des beeindruckenden Zusammengehörigkeitsgefühls ist der Coach (»Wir haben Big Points gemacht«) seinem Wunschdenken, in diesem Jahr noch auf »14 bis 16 Punkte« zu kommen, einen weiteren Schritt näher gekommen.

Beeindruckt von »Ötti«
Eine wichtige Basis für den Streich sei das gemeinsame Donnerstag-Training mit dem Oberligisten HSG Augustdorf-Hövelhof gewesen. »In dieser sehr guten Einheit konnten wir Sechs gegen Sechs spielen. Das war richtig gut. Auch, dass Janni Werner und Henrik Ortmann dabei waren.« Ortmann kannte er bislang nur als Gegner-Trainer. Am Samstag war er froh, nach Johann-David Starcks Ausfall dessen Brachialgewalt auf seiner Seite zu wissen. »Ötti« ging wie einst im Mai auf die Nahtstellen und riss wertvolle Löcher. »Er hat uns in dieser Phase mit seiner Art sehr gut getan. Und der hat richtig Spaß daran. Ich bin beeindruckt von der Art und Weise, wie Ötti sich eingebracht hat.« Werner, obwohl als einziger nicht eingesetzt, habe »positive Stimmung auf der Bank verbreitet.«

Selbstbewusster Peters
Mit Torwart-Kennerblick staunte Martin Räber angesichts der erneut überragenden Vorstellung von Keeper Hendrik Peters. Ob Siebenmeter oder Gegenstoß: Der vor Selbstbewusstsein strotzende Peters war schon da, als der Ball das TSG-Gehäuse passieren wollte. »Ich versuche nur das umzusetzen, was wir uns im Training erarbeiten«, meinte er bescheiden und würdigte vielmehr die Verschiebearbeit seiner Vorderleute, die lediglich 25 Gegentore zuließen – zweitbeste TSG-Marke nach dem 36:23 gegen Düsseldorf. »Genau dafür bin ich ja zurückgekommen, um solche Sachen mitzuerleben«, schmunzelte Johann-David Starck nach dem begeisternden TSG-Kampfsieg. »Wenn wir die Gegner mit zehn Toren abschießen, ist's doch langweilig für die Fans. Wir haben über Kampf und Spaß reingefunden.«

Reiners zum Trauzeugen
Das kommende Gastspiel der TSG A-H Bielefeld beim Aufsteiger VfL Gladbeck – für Trainer Micky Reiners beinhaltet es eine prestigeträchtige Note. Mit Gladbecks Trainer Holger Krimphove, der ja auch eine Jöllenbecker Vergangenheit aufweist, verbindet ihn ein besonders herzliches Verhältnis: Krimphove ist Reiners' Treuzeuge; die Freunde tauschen logischerweise eng ihre Drittliga-Erfahrungen aus. Der Drittletzte steht am Samstag unter Zugzwang und ist gegen die TSG schon fast zu einem Heimsieg verdammt.

Lazarett lichtet sich
In Gladbeck dürfte wohl Michael Boy wieder die Fäden im Rückraum ziehen. »Die Schwellung aus dem Knie ist raus«, gibt Boy auch ohne MRT-Siegel Entwarnung. »Gegen Korschenbroich wäre ein Einsatz noch zu riskant gewesen.« Die Spielpause tat ihm fraglos gut. Auch Tobias Beining (Band angerissen) könnte im Idealfall am Samstagabend wieder mitwirken. »Ich kann schon wieder auftreten und auch Fahrrad fahren.« In dieser Woche möchte Beining ins Mannschaftstraining einsteigen. Zudem hat Janni Werner seine grundsätzliche Bereitschaft erklärt, trotz beruflicher Beanspruchung, die ein regelmäßiges Training nicht zulässt, der »Ersten« weiter als Joker zu dienen. »Ein Anruf genügt.«

Grunows Sorgen
Sollten Ortmann und Werner in Gladbeck auf dem Spielberichtsbogen erscheinen, wären sie »oben« festgespielt, was für die Bezirksliga eine zweiwöchige Sperre zur Folge hätte. TSG-Reservetrainer Christian Grunow hat bereits zugesichert, »nicht im Wege zu stehen, sollte es der Wunsch der Spieler sein, der Ersten nochmal zu helfen. »Wir haben die Qualität und die Quanität, das zu kompensieren.« Trotz namhafter Besetzung ist die »Zwote« in der Bezirksliga bislang aber nur Mittelmaß. »Uns fehlt einfach die Konstanz.« Eine einleuchtende Erklärung dafür ist in der extrem unbefriedigenden Trainingssituation zu finden. »Mir fehlt die Möglichkeit, übers gesamte Feld trainieren zu können. Wir haben bloß eine halbe Halle, mittwochs sogar nur ein Drittelfeld«, benennt Grunow das unbefriedigende Übel. »So treten wir auf der Stelle und entwickeln uns nicht weiter. Änderung ist leider nicht in Sicht.«

TSG-Trikot-Flohmarkt
Der Förderverein des TSG-Nachwuchshandballs ist immer bemüht, Geld in die Kasse zu holen. Mithelfen soll ein Trikot-Flohmarkt am Samstag, 24. November, beim Heimspiel gegen den VfL Edewecht. Zudem beteiligt sich der Förderverein wie etliche andere Bielefelder Klubs auch an der Aktion »1000 Euro für 1000 Vereine« der Bank ING-DIBa, die noch bis zum 6. November läuft (www.ing-diba.de/ueber-uns/aktionen/). »Ich würde mich freuen, wenn alle unseren Förderverein mit ihrer Stimme unterstützen«, wirbt Vorsitzender Thomas Brilka um Abstimmungs-Klicks.

Der schlaue »Michel«
Dank Schlitzohr Christian »Michel« Niehaus hat Oberliga-Spitzenreiter TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck seine weiße Weste gewahrt. Niehaus verwandelte den entscheidenden Siebenmeter zum 32:31-Sieg in Bergkamen noch vor Ertönen der Schlusssirene und überraschte damit TuRa-Keeper Mathias Massat. »Ich warte auf den Pfiff, dann war der Ball drin. Der Schiedsrichter hat den Siebenmeter nicht angepfiffen«, schimpfte Massat. Jöllenbecks Trainer Walter Schubert bezeichnete die Szene als kurios: »Alle dachten wohl, dass Michel erst die letzten Sekunden runterlaufen lässt, aber dann hat er das Ding zum Glück vorher reingemacht, wobei der Wurf noch nicht mal gut war.«

Günstiger Spielplan
Der optimale 10:0-Punkte-Start gibt den Jürmkern weiteres Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben. Im Heimspiel gegen Ligaschlusslicht Eintracht Hagen II soll die Bilanz weiter ausgebaut werden. »Unsere Hausaufgaben müssen wir erledigen«, sagt Walter Schubert, der den Start noch nicht überbewerten will: »Wir profitieren bislang auch von dem Spielplan. Die dicken Brocken kommen erst noch.«

Zöllner fällt weiter aus
Verzichten muss Jöllenbeck weiterhin auf Benjamin Zöllner. Der Rückraumspieler laboriert an einer schmerzhaften Kapselverletzung in der Schulter, die nun konservativ behandelt wird. Schubert: »Die nächsten vier Spiele wird Benni wohl noch ausfallen. Wir hoffen, dass er die Probleme in den Griff bekommt und keine Operation notwendig wird.«

Verl holt Stöckmann
Jens Klöpping sowie Yannik Sonntag verletzt, Sören Hohelüchter nicht mehr voll belastbar und Mittelmann Thomas Fröbel per Zweitspielrecht vor dem Wechsel zum Zweitligisten ASV Hamm: Verbandsligist TV Verl hat auf seine Personalprobleme im Rückraum reagiert und Max Stöckmann (HSG Löhne/Obernbeck) verpflichtet. Der 19-Jährige ist allerdings bis zum 12. Januar 2013 gesperrt. »Ich traue Thomas Fröbel den Sprung in die 2. Liga durchaus zu. Bei uns kann er nur kleine Schritte machen. In Hamm hingegen trainiert er auf einem ganz anderen Niveau und kann viele für seine Entwicklung tun«, sagt TVV-Trainer Jasmin Gojacic.

Alexandra Wend fällt aus
Herber Verlust für Frauen-Verbandsligist HT SF Senne: Rückraumspielerin Alexandra Wend hat sich im Training ohne Fremdeinwirkung einen Kreuzbandriss zugezogen und fällt für den Rest der Saison aus. HT-Trainer Björn Piontek hofft den Ausfall einigermaßen kompensieren zu können. »Gleichwertig ersetzen können wir Alex aber natürlich nicht. Gut, dass wir schon 8:0 Punkte auf dem Konto haben«, sagt Sennes Teammanager Stephan Quilling. Helfen sollen dem Handballteam aus dem Bielefelder Süden auch Außenspielerin Annika Mund (HSG Marburg/Cappel) und Kreisspielerin Lina Middelmann vom Bezirksligisten TSV Oerlinghausen II, die sich den Sennerinnen angeschlossen haben. Middelmann ist aber erst ab Dezember spielberechtigt.

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