Bielefeld (WB). »Definitiv nicht!« Florian Korte schließt kategorisch ein über-rsaschendes Comeback am Samstag gegen den TV Korschenbroich aus. Jenem Klub, für den der verletzte Rückraummann der TSG A-H Bielefeld in den Serien 2010/11 und 2011/12 spielte – und bei dem er sich im Januar den Kreuzbandriss zuzog, der ihn seither zum Zuschauen zwingt.

Kortes mehrstündiges Wingwave-Einzelcoaching in Köln – ein intensives psychologisches Stressmanagement, das mittels kinesiologischer Methodik punktgenau emotionale Druckzustände oder Traumaauslöser aufspürt und löst (wir berichteten) – hat wie gewünscht angeschlagen. »Ich bin da ohne große Erwartungen hingefahren. Aber das war richtig klasse. Schon am Tag danach habe ich im Training richtig befreit aufgespielt«, schildert der 26-Jährige. Hatte er zuvor eine »deutliche Eingeschränktheit« durch Ängste im Kopf gespürt, so sei jetzt es jetzt wirklich nur noch das Knie, das sich irgendwann bemerkbar mache. »Der Kopf ist frei.

Die mentale Blockade ist weg. Ich fühle mich wieder als Handballspieler, und das tut ungemein gut.« Gleichwohl sei die Zeit zur Rückkehr noch nicht reif. »Es wird dauern, bis ich zu alter Stärke zurückgefunden habe. Micky Reiners hat mich gefragt, ob ich am 27. Oktober beim VfL Gladbeck schon mitspielen könne. Das habe ich für mich verneint«, so Florian Korte, der Zweifel in sich trägt, ob ein Einsatz im HVW-Pokalspiel am 1. November in Hombruch sinnvoll ist. »Wenn ich spiele, möchte ich der Mannschaft auch weiterhelfen können. Am 10. November gegen Bayer Dormagen II wäre für mich ein guter Termin.« Die Pikanterie: »Gegen Dormagen II hatte ich mir damals auch meinen Kreuzbandriss zugezogen.«

Samstag-Gegner Korschenbroich hatte, den Anforderungen der eingleisigen 2. Liga geschuldet, frühzeitig angekündigt, sich aus finanziellen Erwägungen in die 3. Liga zurückzuziehen. »Korschenbroich hat einen größeren Etat als die TSG«, sagt Korte. »Wir Spieler waren damals ziemlich enttäuscht von der Entwicklung und konnten das nicht richtig nachvollziehen.«

Das Team verstreute sich nach dem Abstieg in alle Winde. Das Nachfolgemodell wurde so zur »Wundertüte«. Mit dem verbliebenen Rechtsaußen-Urgestein Matthias Deppisch, Polizist, verbindet Florian Korte noch immer eine Freundschaft. »Er wird hinterher auch bis Sonntag in Bielefeld bleiben.« Da der Gast ebenfalls über eine überschaubare Bank verfüge, sei der erste Heimsieg im Heeper Dom trotz des TSG-Minikaders keine Utopie. »Wir müssen dran glauben und mit allem kämpfen, was wir haben; und irgendwie das Spiel gewinnen.«

Trotz der beispiellosen Verletzungsspirale, die es in dieser geballten Form bei der TSG seit vielen Jahren nicht gegeben hat, traut Florian Korte der Mannschaft weiterhin den Klassenverbleib zu. »Die Jungs haben doch schon gezeigt, dass sie in der Lage sind, andere Mannschaften zu schlagen. Drei werden wir ganz gewiss hinter uns lassen können.«

Schließlich kämen die Verletzten nach und nach zurück, und zudem könne so eine belastende Pechsträhne auch die Qualität entwickeln, dass »es zusammenschweißt und wir gestärkt aus der misslichen Situation kommen. In der Rückrunde werden die Karten neu gemischt.«
Hoffentlich dann noch mit Florian Korte. Der 1,98 Meter große Hoffnungsträger hat sich vertraglich die Option festschreiben lassen, im Winter bei einem guten Angebot den Verein verlassen zu können. Gelingt es dem »Halblinken« also tatsächlich, mit exzellenten Leistungen die TSG aus dem Keller zu ballern, klopft in zwei Monaten womöglich höherklassige Konkurrenz an. Kann sein, muss aber nicht. Denn: »Ich fühle mich wohl bei der TSG. Micky Reiners macht ein super Training, das mich weiterbringt, und von Trainer und Mitspielern wird kein Druck aufgebaut. Wichtig ist, dass ich gut reinkomme.«

Heute wird Oberligist HSG Augustdorf/Hövelhof zum gemeinsamen Training erwartet. Überhaupt sei die Stimmung im TSG-Lager trotz der bekannten Nöte und des um Tobias Beining und Michael Boy erweiterten Lazaretts nicht depressiv. Korte: »Wir haben Spaß. Aber vielleicht ist's ja auch nur Galgenhumor.«

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