Von Jörg Manthey
und Arndt Wienböker
Bielefeld (WB). Am Spieltag der Auswärtssiege in der 3. Handball-Liga scherte die TSG A-H Bielefeld aus der Reihe. Sechsmal gingen die Gäste als Sieger vom Feld – die TSG verweigerte in Rheinhausen. »Die Chance war da«, sagt Trainer Micky Reiners. »Auswärts haben wir nicht die Konstanz wie zu Hause.«

OSC-Trainer Jörg Förderer findet seine 7:1 Punkte und Platz zwei »einfach unglaublich.« Ähnlich ergeht es rückblickend Micky Reiners mit dem 4:4-Konto der TSG. »So doof es sich anhört – wir hätten komplett ohne Niederlage starten können.« In Rheinhausen hätte eine Führung gereicht, den Gegner zu knacken. »Stattdessen bauen wir den OSC mit drei Blackouts auf. Wenn ich mir unsere Fehler angucke, wird mir schwindelig.« Die technischen Mängel verbucht er unter »Anpassungsschwierigkeiten. Das ist Nervensache. Da merkt man, dass einige unserer Jungs noch nie in der 3. Liga gespielt haben.«

Jetzt zwei Heimspiele
Nun folgen zwei Heimspiele hintereinander, gegen OHV Aurich und DJK Adler Königshof. Beides machbar. Reiners guckt eigenen Angaben nach »nur auf Platz 13 und den Punkteabstand zu Platz 14.« Den mehrmonatigen Ortjohann-Ausfall quittiert der Trainer mit einem säuerlichen: »Florian Korte, Tobias Fröbel, Marcel Ortjohann – uns fehlen damit drei Spieler aus unserer ersten Sechs. Das tut weh.« Weiteren Ärger erzeugt der TV Emsdetten, der sich plötzlich seines Rechtsaußen Mike Schulz erinnert. Der 21-Jährige war in beiden Zweitspielrecht-Einsätzen für die TSG mit jeweils sieben Treffern Haupttorschütze. Patrik Liljestrand, Trainer des Zweitligisten, ist hocherfreut über dessen Entwicklung und schenkte ihm beim 25:17 gegen Ferndorf Spielanteile. Getroffene Absprachen wegen Schulz' Trainingsabstellungen für die TSG werden nicht mehr eingehalten. Reiners ist arg verstimmt.

Aus für Rademacher
In der 3. Liga gibt es den ersten Trainer-Rücktritt: Jörg Rademacher ist nicht mehr Coach der HSG Varel-Friesland. Der 45-Jährige trat nach der 18:27-Heimpleite gegen den VfL Gummersbach II und einem langen Gespräch mit dem Vorstand zurück. Rademacher möchte mit diesem Schritt »die Mannschaft wachrütteln«.

Noch keine Euphorie
Drei Spiele, 6:0 Punkte, Platz eins: Oberligist TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck freut sich über einen optimalen Saisonstart. Das ist aber noch lange kein Grund, in Euphorie zu verfallen. »Es ist schön, dass wir den ersten Platz verteidigen konnten, aber wir haben uns auch gegen Soest ziemlich schwer getan und noch Luft nach oben«, bilanzierte Trainer Walter Schubert. Positiv sei, dass seine Mannschaft auch in kritischen Momenten oder bei Rückständen nicht mehr die Nerven verliert: »Das hat sich deutlich gebessert. In der Abwehr kriegen wir die Probleme im Laufe eines Spiels in den Griff, aber vorne fehlt uns noch die Effektivität und die Eingespieltheit. Da sind wir häufig nicht clever genug.«

Schulter zwickt
Auffällig ist, dass der ausgeglichen besetzte TuS 97-Kader genug Alternativen bietet, um Spiele zu drehen und zu einem Happyend zu führen. Und das, obwohl gegen den – allerdings ersatzgeschwächten Soester TV – längst nicht alles perfekt lief. Linkshänder Torben Pieper (Knieprobleme) konnte gar nicht spielen, Rückraummann Benjamin Zöllner plagt sich mit einer Entzündung in der Schulter herum. »Eigentlich wollte ich ihn gar nicht bringen, aber Benni hat zum Glück auf die Zähne gebissen«, sagte Schubert in Bezug auf den Kurzeinsatz des Halblinken in der zweiten Halbzeit, den Zöllner mit zwei wichtigen Toren krönte.

Habbe kommt an
Verlass scheint auf das neue Gespann zwischen den Pfosten zu sein. Kai Bierbaum erwischte gegen Soest keinen guten Tag, dafür sprang Daniel Habbe in die Bresche. In der zweiten Halbzeit parierte der 24-Jährige ein Dutzend Bälle, darunter einen Siebenmeter und mehrere Gegenstöße. Damit hielt Habbe sein Team trotz ständiger Unterzahl (Schubert: »Die Schiedsrichter fand ich ziemlich katastrophal«) auf Kurs. »Ich bin gut reingekommen. In der zweiten Halbzeit hat sich dann auch die Abwehr gesteigert«, freute sich Habbe, der nach einer Blinddarm-Operation erst seit zwei Wochen voll im Training steht. »Darum war das Spiel auch wichtig für mich. Jetzt bin ich richtig in Jöllenbeck angekommen.«
Und das passend zum Spiel gegen seinen Ex-Klub. Wenn der TuS 97 am Sonntag in Nordhemmern antritt, stehen Habbe und Bierbaum im Fokus. »Ein besonderes Spiel für Birne und mich. Ein echte Standortbestimmung.« Walter Schubert bezeichnet das Spitzenspiel des Vierten gegen den Ersten als »große Herausforderung«. Der TuS 97-Coach: »Das wird ungleich schwerer, aber wir haben zwei Torhüter, die sich in Nordhemmern bestens auskennen. Das kann ein wichtiger Faktor werden.«

Spenge bleibt dran
Neben LIT (26:25 in Bergkamen) haben auch Ahlen und Spenge nach drei Spielen 5:1 Punkte auf dem Konto und sind ärgste Verfolger des TuS 97. Spenge kämpfte sich zu einem 25:21-Sieg beim HSE Hamm. Linkshänder Sebastian Kopschek war mit sechs Toren erfolgreichster Werfer für das Team von Trainer Achim Frensing. Die HSG Augustdorf/Hövelhof kassierte dagegen gegen Aufsteiger ASV Senden mit 27:28 eine überraschende Pleite. Während sich Sendens Coach Diethard von Boenigk an ehemaliger Wirkungsstätte über den zweiten Saisonsieg und den »Mäusehammer« von Jan-Henrik Franetzki , der sieben Sekunden vor Schluss zum Siegtreffer traf, freuen durfte, haderte HSG-Trainer Uwe Landwehr: »Ich hoffe, dass das Favoritengerede jetzt endlich vom Tisch ist.«

AG mit HV Westfalen
Nachdem Betreiber Gatecom zum Jahresende den Lizenzvertrag mit dem Handballverband Westfalen für die Internetplattform SIS, über die der Spielbetrieb in den Amateurligen komplett organisiert wird, gekündigt hat, tut sich eine Alternative auf. Der HV Westfalen gehört demnach zu den sieben Gründungsmitgliedern einer Handball4all AG (100 000 Euro Grundkapital, Verwaltungssitz in Stuttgart), die als Alternative in den Startlöchern steht. Aufsichtsratsvorsitzender soll Ulrich Copar sein, Vizepräsident Finanzen des HV Westfalen. Die kleine Aktiengesellschaft soll Entwicklung, Pflege und den Betrieb einer für den Handballsport spezifischen Software gewährleisten. Verhandlungen mit Gatecom und dem Präsidium des Handballverbandes Westfalen sind laut einer Amtlichen Bekanntmachung für den Herbst vorgesehen. Am Wochenende war der Zugriff auf die SIS-Plattform zum wiederholten Male kaum möglich, da der Server scheinbar überlastet ist.

Goalcha in der Pause
Eine Anregung für Bielefelder Sportlehrer wie Helmut Bußmeyer oder Michaela Viererbe: In Lemgo wird inzwischen in den Schulpausen Goalcha gespielt, eine trendige Handballvariante aus Skandinavien. Streethandball auf ein Tor mit gelben Knautschbällen. Körperlos. »Das soll Kreativität, Fantasie und Ballgefühl fördern«, sagt Lehrer Leif Anton vom Regionalligisten HL Lemgo II. Einer der deutschen Goalcha-Pioniere ist Namenserfinder Stefan Kretschzmar.

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