Von Jörg Manthey

Bielefeld (WB). Das Staunen hallt nach. Heinrich Rödding verspürt nach dem 36:23-Kantersieg über ART Düsseldorf sogar »eine gewisse euphorische Stimmung.« Der verblüffte Chef der TSG A-H Bielefeld: »Diese Leistung war weitab von dem, was uns im Vorfeld als Stellenwert zuerkannt worden ist.«

13 Tore Differenz. Es war nicht unbedingt die Höhe des Erfolges, die gegen den viel zu ARTtigen Gegner verwunderte, sondern wie flüssig, fast spielerisch leicht die Düsseldorfer Demontage zustande kam. Das war kein Hauruck-Handball, da war ein System erkennbar. »Die Mannschaft hat ihr Programm zusammen, diszipliniert und konzentriert abgespult«, lobte Rödding den temporeichen Auftritt. »Ich habe Substanz erkannt. Dieser Sieg war keine Zufallsproduktion. Das macht mich zuversichtlich. Auch im Umfeld ist die Stimmung nun ganz anders.«

36:23 – einen besseren Rückenwind für die laufende Sponsorenakquise gibt es nicht. Eine Mannschaft hat sich selbst überrascht. »Auch wenn es vielleicht nicht so aussah: Das war echt harte Arbeit«, stellte der starke Johannes Krause fest. Der Blick auf die Tabelle der 3. Liga West nach dem ersten Spieltag ist eine Momentaufnahme zum Genießen. Klar ist: Es dürften noch andere Zeiten auf Bielefelds Platzhirsch zukommen, und dieses Resultat war »nur« ein erstes beruhigendes Ausrufezeichen im Abstiegskampf. 29 weitere Möglichkeiten zum Bestätigen verbleiben. »Wir wollen weiter aus eigener Kraft zeigen, dass wir in diese Liga gehören. Doch wegen dieses Sieges werden wir am Samstag in Hagen keinen Vorsprung kriegen«, mahnt Trainer Micky Reiners.

In der Kabine sprach Reiners auch Sachen an, die nicht so gut waren. »Ich weiß, das war Quängeln auf hohem Niveau«, lächelte er. »Es handelte sich wirklich nur um Kleinigkeiten, Absprachen. Es gab etwa Momente, da haben wir nicht gut gegen den Kreis verteidigt.« Egal: Reiners' Rechnung für ein Happyend hat sich nun auf »23 Punkte plus X« reduziert.

Unter den 810 in der Seidensticker Halle weilten auch Ex-Spieler wie Florian Öttking, Moritz Schneider, Pascal Welge oder Christopher Kunisch. Die beiden Letztgenannten hatten mit GWD Minden II ihr Auftaktduell in der 3. Liga Nord gegen HL Lemgo II mit 26:31 verloren. »Das war eine super TSG-Leistung, eine klasse Abstimmung in der Abwehr«, schnalzte Welge, dessen Herz weiter für Altenhagen und Heepen schlägt, mit der Zunge. »Ein Spiel fürs Selbstvertrauen. Auch die Fans sind mitgegangen und werden bestimmt wiederkommen.«

TSG-Schatzmeister Karl-Heinz Gutmann hat jedenfalls eine schlüssige Erklärung für die starke Leistung. »Ich habe mir letztens von Anfang bis Ende ein Training angeguckt. Was die Jungs machen, ist der Wahnsinn. Sowas habe ich hier in den letzten Jahren nicht gesehen.« Die Moral: Es gibt keine Wunder – nur Training.

Pechvogel Marcel Ortjohann war am Sonntag im Krankenhaus Gilead unter Narkose die rechte Schulter wieder eingerenkt worden. Gestern konnte er schon wieder nach Hause entlassen werden. Wie lange der Linkshänder pausieren muss, lässt sich erst nach dem MRT in dieser Woche sagen. Physiotherapeut Karsten Keller geht aber davon aus, dass Ortjohann selbst im besten Falle vier Wochen lang ausfällt.

Gestern Abend stieg auch Florian Korte, nach seinem Kreuzbandriss im Januar wieder schmerzfrei, ins Mannschaftstraining ein. »Ende Oktober, Anfang November will ich auf dem Feld mithelfen können«, hat sich der Halblinke zum Ziel gesetzt. Er reihte sich am Sonntag ein in die Phalanx der positiv Überraschten. »Das sah richtig gut aus. Die TSG hat Düsseldorf vor unlösbare Aufgaben gestellt. Der Gegner war überfordert. Unsere Körpersprache hat Lust auf mehr gemacht.«
Heute wird ein Kreisläufer zum Probetraining erwartet.

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