Bielefeld (WB). Mit einer positiven Grundstimmung sieht Micky Reiners dem Saisonanpfiff am Sonntag (17 Uhr, Seidensticker Halle) gegen Neuling ART Düsseldorf entgegen. Der Trainer des Handball-Drittligisten TSG A-H Bielefeld blickt im Interview mit Sportredakteur Jörg Manthey wohl auf eine »schwierige Vorbereitung« seines dezimierten Kaders zurück, glaubt aber auch: »Es hat Klick gemacht.«

Wie sind Sie mit dem Verlauf der Vorbereitung zufrieden? Freuen Sie sich, dass es Sonntag ernst wird? Oder wäre Ihnen noch eine Woche Training lieber?

Micky Reiners: Nee, es soll endlich losgehen. Ich bin absolut zuversichtlich. Zwischenzeitlich hatte ich mal ein ungutes Gefühl. Unser kleiner Kader wurde durch eine Reihe von Verletzungen zurückgeworfen. Wir hatten schwierige zehn Tage zu überstehen, als ich nur mit sechs Leuten trainieren konnte. Das hatte ich noch nie. Wir mussten sogar das Turnier in Ladbergen absagen. Das war ärgerlich, eine heftige Unterbrechung. Doch das Turnier in Barnstorf hat eine Trendwende erzeugt. Seither wissen wir, dass wir aus eigener Kraft Spiele gewinnen können. Die Mannschaft hat gesehen, was sie investieren muss, um erfolgreich zu sein. Sie ist nicht auf einen schwarzen Tag des Gegners angewiesen. Es hat Klick gemacht. Ich hatte gehofft, das kommt eher.

Was ist denn die größte Qualität der Mannschaft?

Reiners: Uns zeichnet ganz klar die mannschaftliche Geschlossenheit aus. Die Jungs kämpfen, halten zusammen und geben niemals auf. Diese Tugend wird uns hoffentlich den einen oder anderen Punkt retten. Wir werden 60 Minuten schwer zu bespielen sein.

Und wo tut sich noch die größte Baustelle auf?

Reiners: Es sind Kleinigkeiten. Das große Ganze funktioniert eigentlich ganz ordentlich. Was fehlt, ist der Feinschliff, die Abstimmung, das letzte blinde Vertrauen. Da wäre ich gerne ein Stück weiter.

Wo machen Sie derzeit das größte Verbesserungspotenzial aus?

Reiners: Vor allem im Umschaltverhalten der Deckung. Unser Abschlussverhalten ist schon deutlich besser geworden. Es ist klar, wie wir Dinge spielen wollen. Wir treffen immer weniger falsche Entscheidungen, lassen Lustschüsse oder Verlegenheitswürfe weg.

Wie ist der aktuelle Stand der noch nicht abgeschlossenen Personalplanungen?

Reiners: Ich gehe davon aus, dass Florian Korte in der nächsten Woche ins Mannschaftstraining einsteigt. Wir müssen sehen, wie schnell er nach seinem Kreuzbandriss wieder in Tritt kommt. Drei Wochen ohne Kontakt Training, drei Wochen mit Kontakt; ab der sechsten Begegnung könnte er vielleicht für uns einsatzbereit sein. Seine Präsenz wird unserem Spiel sicher neue Impulse aus dem Rückraum geben. Es macht keinen Sinn, ihn zu früh zu bringen. Flo hilft uns nur, wenn er bei 100 Prozent ist.

Und wie sieht's mit einem neuen Kreisläufer und einem Rechtsaußen aus?

Reiners: In der kommenden Woche wird ein Kreisläufer aus der Oberliga zum Probetraining erwartet. Was die Rechtsaußen-Position anbelangt, so sind wir in guten Gesprächen mit einem jungen Mann, der mit einem Doppelspielrecht ausgestattet werden soll. Ich hoffe, dass wir diesbezüglich schon sehr bald Vollzug melden können.

Ein Wort zu ihrem Aushilfs-Kreisläufer Thorben Lommel.

Reiners: Es ist natürlich nicht seine erklärte Lieblingsposition am Kreis. Aber Thorben ist ein Teamplayer. Es ist ihm egal, ob er selber gut aussieht, wenn es der Mannschaft hilft. Müsste er ins Tor, würde er sich auch dahin stellen. Er ist ein Kämpfer, treibt das Team voran mit seinem Ehrgeiz. Darum ist er auch Vize-Käpt'n.

Es ist klar, dass Sie Tobias Fröbel zehnmal lieber auf dem Feld hätten. Aber nun haben Sie zwei Augen mehr auf der Bank.

Reiners: Tobis Ausfall ist ein herber Verlust für uns. Er wird mich unterstützen, Statistik führen und mir so im Spiel wichtige Hinweise geben können. Auch in der Vorbereitung auf den Gegner bringt er sich ein, wertet Videos aus, schneidet Material für die Torhüter zusammen.

Der Klassenverbleib ist das erklärte Ziel. Welche Mannschaften schätzen Sie als ebenfalls gefährdet ein?

Reiners: Die Liga ist ganz schwer einzuschätzen. Ich werde an dieser Stelle kein gegnerisches Team herabwürdigen. Es ist mir völlig egal, wer hinter uns steht. Hauptsache, drei Teams. Ich möchte 25 Punkte plus X sammeln – egal, gegen wen.

Am liebsten schon gegen ART Düsseldorf . . .

Reiners: Klar. Und dazu sind wir auch in der Lage. Ob mit einem Tor oder mit fünf oder dank eines berechtigten Siebenmeters in der Schlusssekunde. Aber die haben im DHB-Pokal mal eben auswärts in Tarp-Wanderup gewonnen – ohne Leistungsträger wie Matthias Lenz oder Henning Padeken eingesetzt zu haben. Bei einer Mannschaft, die den Aufstieg in die 2. Liga anstrebt. Das zeigt Qualität. Ein schwieriger Gegner. Bei uns ist Marcel Ortjohann angeschlagen, Einsatz fraglich. Jannik Rauchschwalbe und Tobias Beining werden im rechten Rückraum in die Bresche springen.

Der Gegner: ART Düsseldorf

Der Nachfolger des insolventen Ex-Bundesligisten HSV Düsseldorf hat sein erstes Erfolgserlebnis schon genießen dürfen: In der ersten Runde des DHB-Pokals wurde Gastgeber HSG Tarp/Wanderup mit 30:28 (15:15) besiegt. Als elffacher Torschütze glänzte dabei Markus Neukirchen.

Zweitrundengegner ist am 26. September SC DHfK Leipzig. Der Rather Trainer Benny Daser kann auf 13 Feldspieler und drei Torhüter zurückgreifen. Nummer eins ist der zweitligaerfahrene Matthias Lenz (vom DHC Rheinland). Aus der A-Jugend von TuSEM Essen kam Henrik Schiffmann. Eine bekannte Größe ist Rückraumshooter Henning Padeken vom OHV Aurich; zurzeit mit einer Handverletzung gehandicapt. Rückkehrer Patrik
Ranftler, Rechtsaußen mit großem Wurfrepertoire, spielte zuletzt beim OSC Rheinhausen. Ebenfalls neu: Kreisläufer Patrick Janduda (SV Schermbeck).

Der Gast hat einen prominenten Berater: den 71-maligen Nationalspieler Richard Ratka. Der findet: »Ich bin sicher, dass der freie Fall des Düsseldorfer Handballs erst einmal aufgefangen werden kann.« Eine neue Ära ist eingeläutet.


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