1. Herren | Westfalen Blatt (JÖRG MANTHEY) | 30.08.12
Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Auch wenn Tobias Fröbel (Kreuzbandriss) eine einjährige Handballpause einlegen muss – der Kreisläufer wird dem Drittligisten TSG A-H Bielefeld seine Energie auf andere Weise überstülpen. Als Einpeitscher auf der Bank, als neue Kraft für den Marketingbereich.

»Erstmal nur auf kleiner Flamme«, beschwichtigt der 24-Jährige. »Der Verein liegt mir am Herzen. Ich möchte Manfred Quermann und Kiki Grunow beistehen. Es wird eine Herausforderung, die Seidensticker Halle mit Leben zu füllen. Jeder spielt lieber vor 1 500 Leuten als vor 350.« Der Tenor vor dem Heimauftakt am Sonntag (17 Uhr) gegen ART Düsseldorf: Die TSG möchte durch Leistung überzeugen, auch wenn es in der Vorbereitung nicht immer rund lief. Kapitän Michael Boy versichert: »Die Stimmung in der Mannschaft ist richtig gut. In den vergangenen beiden Wochen hat sich viel getan. Die Aktionen passen immer besser zusammen. Das Turnier in Barnstorf war eine gelungene Generalprobe.«

Gleichwohl, so der Mittelmann weiter, müsse jedem klar sein, dass nur der Klassenverbleib das Ziel sein könne. »Ich hoffe, das gelingt uns eher als in der Vorsaison. Ich habe keine Lust, bis zum letzten Spieltag gegen Uerdingen im Mai 2013 noch bangen zu müssen.« Um vorzeitig gerettet zu sein, sei es unerlässlich, »jedes Mal 100 Prozent zu geben. Mit einem Ausreißer nach oben von ein, zwei Spielern. Wir müssen immer an unserer Obergrenze spielen.« Wo die TSG A-H Bielefeld aktuell steht – Boy vermag es nicht einzuschätzen. »So geht es sicher einigen Mannschaften. Aber klar ist, dass ART Düsseldorf wohl zu der Kategorie Gegner gehört, die wir schlagen können und müssen. Ein erstes Erfolgserlebnis würde unseren Wachstumsprozess sicher beschleunigen.«

Mehr Gemeinschaft, mehr Spielwitz: Abwehrchef Matthias Geukes sieht stetig mehr Rädchen inein-ander greifen. »Wir schließen seltener blöd ab und warten auf die Chance. Absprachen klappen immer besser. Das macht ein gutes Gefühl.« Die Lücke am Kreis werde von Thorben Lommel versiert gestopft. »Er macht das echt gut, spielt einen absolut robusten Part«, lobt Regisseur Boy. Und weil der Neuzugang, eigentlich Linksaußen, so eine »super Figur abgibt« (Geschäftsführer Manfred Quermann), werde es schwer, »jemanden zu finden, der es besser machen kann.«

Der Herr der Zahlen über den Sachzwang des Hallenwechsels: »Wir brauchen einen ausgeglichenen Etat. Den müssen wir uns noch erkämpfen, und das gelingt nur in der Seidensticker Halle.« Außerdem, fügt Manfred Quermann an, sei die TSG ja nicht ganz aus Heepen weg. »Wir haben eine junge, entwicklungsfähige Mannschaft mit viel Potenzial für die Zukunft. Sie hat eine Chance verdient, sich zu bewähren.«

Um die Arena möglichst vierstellig zu füllen, sind einige Maßnahmen ausbaldowert worden. Einladungen sind an zehn Vereine aus der Nachbarschaft erfolgt, Schulen haben Freikarten erhalten, und mit einer Flyeraktion wirbt die TSG für ermäßigte Tickets. Nach dem Eröffnungsspiel wird die Sponsorenschaft zum »Smalltalk« in den VIP-Raum der Seidensticker Halle eingeladen.

»Wir müssen das so hinnehmen und es schaffen, die Seidensticker Halle zu einer zweiten Heimspielstätte zu machen«, erklärt Michael Boy. »Denn es ist klar, dass zu Hause der Grundstein für den Klassenerhalt gelegt werden muss. Idealerweise gelingt es uns mit gutem Handball, die Leute in die Halle zu locken. Wir als Mannschaft würden uns jedenfalls total freuen, wenn die Neugier auf das neue Team so groß ist, dass eine tolle Kulisse hinter uns steht. Wir brauchen den achten Mann.«

Matthias Geukes' Empfehlung: »Die Leute sollen erst beim Heeper Ting richtig feiern und dann gut gelaunt zu uns kommen.« Tobias Fröbel hofft nach dem ersten wichtigen Schritt in Barnstorf auf den nächsten. »Wir wollen allen und vor allem uns zeigen, dass wir in der 3. Liga mithalten können. Dass ich dabei nicht aktiv mithelfen kann, ist für mich superschwer. Es kribbelt. Ich werde trotzdem ganz dicht am Team sein und kann vielleicht als Spiegel hilfreich sein. Indem ich meine Leidenschaft vorlebe.«

Kommentar
Die Marketingmaßnahme, mit der Umbenennung in TSG A-H Bielefeld neue Geldquellen erschließen zu wollen, hat den Vorzeigehandballern aus Altenhagen und Heepen bislang nicht das Portemonnaie gefüllt. Mutig bis wagemutig ist die zweite Konsequenz, insgesamt acht der 15 Heimspiele in der Seidensticker Halle auszutragen. Dieser Knicks vor der Sponsorenschaft könnte sportlich einen hohen Preis kosten; der Heimvorteil wird weitgehend aufgegeben. Die hitzige Atmosphäre des Heeper Doms hat die TSG-Mannschaft in der Vorsaison zu manchem Punkt beflügelt.

Bei 500, 600 Zuschauern verpufft in der großen Arena an der Werner-Bock-Straße die Wucht von den Rängen. Somit ist das Team sogar zu einem guten Start verdammt, um mit dem Argument des Erfolges dringend benötigte Eigenwerbung zu betreiben – und für einen nachhaltigen A-H-Aha-Effekt zu sorgen. Jörg Manthey

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