1. Herren | Westfalen Blatt (JÖRG MANTHEY) | 30.07.12
Von Jörg Manthey
Ibbenbüren (WB). Ein Erlebnis der besonderen Art: Die Spieler des Handball-Drittligisten TSG A-H Bielefeld steuerten gestern den Kletterwald Ibbenbüren an. Micky Reiners' Überraschungseinheit im Münsterland war ein voller Erfolg. Seine Jungs lernten »Wiewo« kennen, wissen nun, dass Spinnenbisse blind machen können und nehmen sich fortan vor gefräßigen Langohrhaien in Acht


»Moin. In den nächsten vier Stunden befassen wir uns mit Kommunikation, Kooperation, Vertrauen und Wahrnehmung«, begrüßte der Sozial- und Erlebnispädagoge Peter Bostelmann die zwölf TSG-Gäste. Hendrik Peters (krank) und Florian Korte, der seinen Posten als Marketingmanager womöglich in dieser Woche noch hinschmeißt, fehlten.

Als Team individuelle Schwächen und Stärken erkennen, gemeinsam zu Höchstform auflaufen: Trainer Micky Reiners und Physiotherapeut Karsten Keller schauten von außen aufmerksam zu. Es wurde viel geflachst und gelacht. Mit vertrauensbildenden Spielchen leitete Bostelmann die Handballer in ungewohnte Gefilde. Hintersinn: mit einer Portion Spaß nachhaltig eine optimale Teamstruktur zu fördern, vielleicht versteckte Talente zu entdecken, die Identifikation zu erhöhen. Der intensive Austausch, der oft auch nonverbal ablief, dürfte der neuen TSG geholfen haben, den Vertrauensprozess weiter zu formen.

»Denkt an eure absolut liebste Person. Nehmt das Geburtsdatum und stellt euch – aufsteigend ab Januar – der Reihenfolge nach auf. Aber Ihr dürft nicht reden«, forderte Bostelmann. Mit Fingersprache klappte es fast tadellos; Heiner Steinkühler und Tobias Beining hatten einen »Dreher«.

Oder die Spieler mussten in Zweiergruppen durch den Wald spazieren. Einer hatte die Augen verbunden, der andere gab Kommandos. Erst mit, dann ohne Körperkontakt. »Was wart Ihr lieber, blind oder sehend?«, wollte Bostelmann nach einer kurzen Reflektion wissen. Die einen wie Tobias Fröbel gaben lieber Kommandos, andere wie Youngster René Wolff fanden es spannender, die Verantwortung mal abzugeben. Hüne Mathias Geukes, der Pädagoge, wurde schon als Wortführer anerkannt.

Auch Torben Lommel fiel zupackend auf. Das war bei der nächsten anspruchsvollen Aufgabe erkennbar. Binnen 45 Minuten sollte die TSG es schaffen, komplett als Mannschaft von einer auf die andere Seite durch die Felder eines Spinnennetzes (jeder ein anderes) zu wandern, ohne das Netz zu berühren. Und ohne zu reden. Bei Regelwidrigkeiten mussten alle wieder zurück. »Kontakt«, stellte Bostelmann des öfteren fest. »Auswärts-Schiedsrichter«, schnaubte Wolff. Und Daniel Meyer wurde von der Spinne gebissen – Augenklappe, blind!

Nach etlichen vergeblichen Versuchen kletterte Geukes zweieinhalb Minuten vor Ablauf der geforderten Zeit mit einem Urschrei als Letzter durch das Spinnenetz. »Ich sehe Potenzial und Ernsthaftigkeit. Aber der Blick für die andere Position hat mir gefehlt«, hielt Peter Bostelmann fest. »Seid Ihr zufrieden mit dem Lösungsprozess? Welche Note würdet Ihr euch geben auf einer Skala von null bis zehn?« Die TSG entschied auf 6,5, der Pädagoge blieb etwas darunter. »Noch mehr Konzentration auf die Sache« forderte Bostelmann ein. »Es fehlte das klare Konzept. Das war mehr ein Haufen«, vermisste er eine bis ans Ende durchdachte Strategie.

Der Teambuilding-Nachmittag im Kletterwald; er zeigte den Spielern Möglichkeiten einer besseren Kommunikation, einer Steigerung der Selbst- und Fremdwahrnehmung und regte Bereitschaft an, Verantwortung zu übernehmen. . . .

Entscheidend ist jetzt der Transfer ins tägliche Miteinander. Micky Reiners, der solch ein Teambuilding zum ersten Mal machte, wird's schon richten. »Es war wichtig, dass die Jungs mal den Spiegel vorgehalten bekommen haben. Dass Spaß und Clownereien in einer Pause wohl gut sind, aber während der Übung volle Konzentration vorherrschen muss. Ich glaube, dass einige Jungs davon profitiert haben. Diese Maßnahme war absolut sinnvoll. Das wird die Mannschaft auf jeden Fall weiterbringen. Am liebsten würde ich sowas nochmal machen.« Eine gute Idee, fand auch Peter Bostelmann. »Am besten ist es, solch ein Training zwei, drei Tage lang miteinander zu erleben.« Sein Lob an die TSG-Handballer: »Das ist schon eine gute Truppe.«

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