Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Der Ball spielt dieser Tage eine untergeordnete Rolle bei der TSG A-H Bielefeld. Stattdessen nehmen die Spieler des Handball-Drittligisten die gemeinhin als lästig empfundene Schufterei im Grundlagenausdauerbereich, die Lauf- und Krafteinheiten, lustvoll an. »Es ist sehr abwechslungsreich«, adelt etwa Tobias Fröbel das Training Marke Micky Reiners. »Der Körper tut am nächsten Morgen weh, aber es macht sogar Spaß.«

Am Samstag enden vier anstrengende Vorbereitungswochen. Reiners registriert mit Vergnügen, wie klaglos die Truppe mitzieht. »Wir sind dem Ziel ziemlich nahe gekommen. Die Jungs wollen und hängen sich rein und sind auch freiwillig aktiv«, vergibt er seinen Schützlingen vorzügliche Noten in punkto Charakter und Einsatzwillen. Weil's menschlich passe, könne dieser X-Faktor in kribbligen Spielen der TSG manchen Punkt retten, glaubt Reiners, absolut überzeugt von der Qualität des Kaders. Nach einer Woche Pause (mit individuellen Lauf- und Krafteinheiten) beginnt am 24. Juli die intensive zweite Phase. »Wir haben eine drittliga-taugliche Mannschaft, doch es fehlen Vergleichsmöglichkeiten. Wir haben noch nichts im technisch-taktischen Bereich gemacht, kein Testspiel absolviert«, so Reiners, der zwei Deckungssysteme einstudiert: Eine variable 5:1- sowie eine 6:0-Formation. Die Resultate der ersten Tests sind für ihn zweitrangig. »Beim Turnier in Ladbergen am 12. August sollten wir dann in der Lage sein, im Halbfinale einen Oberligisten zu schlagen.«

Für Thorben Lommel (24) sind die Tage gerade viel zu kurz. Der Jurastudent im sechsten Semester lernt fürs erste Staatsexamen. »Da habe ich gut was zu tun. Ich sitze bis zum Training am Schreibtisch.« Die ersten Eindrücke nach dem vollzogenen Wechsel von HSE Hamm zur TSG seien durchweg positiv. »Die Stimmung in der Mannschaft ist extrem gut. Alle ziehen an einem Strang. Keiner lässt sich hängen. Es ist nichts zu bemängeln.« Noch sei keine Stresssituation zu bewältigen, aber das Kollektiv auch noch nicht komplett beisammen gewesen. Florian Korte (verletzt) und Mathias Geukes (krank) fehlten ja.

Lommel bildet mit seinem Trainer, der in Münster nicht weit entfernt von ihm wohnt, eine Fahrgemeinschaft. »Wir holen dann erst Hendrik Peters in Glandorf ab und dann Heiner Steinkühler in Versmold. Der Aufwand ist schon extrem hoch. Aber um in der 3. Liga spielen zu können, bin ich gerne bereit, persönlich was zu investieren«, sagt der Linksaußen.

Die Meisterschaft werde »ex-trem schwierig«, viele Gegner seien nur ganz schwer einzuschätzen. Und dann ist da noch der eigene Umstrukturierungsprozess der TSG. »Prognosen fallen schwer. Ich hoffe, dass wir uns schnell finden und mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Der Saisonstart ist entscheidend.«

Heiner Steinkühler bescheinigt dem Coach eine akribische Arbeit. »So eine professionelle Vorbereitung habe ich noch nicht mitgemacht«, sagt der von den Sportfreunden Loxten gekommene Rückraumshooter. »Ich habe viele neue Übungen kennen gelernt. Alle haben irgendwie Lust. So freue ich mich jedes Mal, die Jungs wieder zu sehen.« Steinkühler geht davon aus, dass die TSG einen schnellen Ball spielen wird – und er selbst aus dem halblinken Rückraum auf die Mitte rückt. »Ein gesunder Florian Korte ist auf halblinks sicher gesetzt. Hoffentlich wird er schnell fit. Denn wir brauchen ihn«, sagt der Industriekaufmann aus Borgholzhausen, der am 22. Juli seinen 26. Geburtstag feiert. Steinkühler freut sich auf das Kommende: »Bei der TSG kann ich eine ganz Menge lernen.«

Es sei »mit die intensivste Vorbereitung« neben der zu Lemgoer Zeiten, die Tobias Fröbel gerade durchlebt. Zu den neuen, erfrischenden Inhalten, die Reiners einstreut, zählte kürzlich der Oerlinghausen-Lauf. Vormittags wurde in der Halle gearbeitet, gemeinsam zu Mittag gegessen, dann die Mannschaft nach Oerlinghausen gefahren – zu einem etwas anderen Orientierungslauf. In Vierergruppen samt einem Fahrrad und einer Begleitperson ging es laufenderweise zurück nach Heepen. »Das war anstrengend, aber durchaus spaßig«, schmunzelt Fröbel. Die erste Vorbereitung macht Geschmack auf mehr. »Wir haben eine gute Truppe beisammen. Ich habe keine Angst vor der Punktrunde«, beteuert Tobias Fröbel. Natürlich sei der Klassenverbleib das Maß aller Dinge. »Alles darüber hinaus ist Kür.«

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