Bielefeld (WB/jm). Einer der Architekten des Bielefelder Handballs feiert heute seinen 70. Geburtstag. Manfred Quermann, Geschäftsführer der TSG-Spielbetriebs-GmbH, gehörte 1997 zu den treibenden Kräften, die die Handballabteilungen des TuS Jöllenbeck und SCB 04/26 zum TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck verschmelzen ließen.


»SCB spielte damals in der Regionalliga, Jöllenbeck in der Oberliga. Beide hatten Sponsorenprobleme«, sagt er rückblickend. Derweil diese Ehe bis heute Bestand hat, wurde eine zweite nach nur zwei holprigen Spielzeiten wieder geschieden. TuS 97 und TSG Altenhagen-Heepen: Dieses ebenfalls von Quermann maßgeblich mit angeschobene, ehrgeizige Projekt, das 2002 als HSG 02 Bielefeld Zweitliga-Männerhandball auf Dauer etablieren sollte, zerschmetterte schon im Probejahr an persönlichen Animositäten. »Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass es damals richtig war und auch heute immer noch richtig ist«, meint Quermann. Der Jöllenbecker Finanz- und Marketingvorstand konvertierte danach und kümmert sich seither um den Platzhirsch am Teuto.

Der erfahrene Herr der Zahlen, vor seinem Rentner-Dasein Geschäftsführer der Hagebau-Baumärkte, wirkt lieber im Hintergrund - und gerne weitsichtig dazu. Die TSG, prophezeit Quermann, wird es mit den vorhandenen Möglichkeiten als Einzelkämpfer auf Dauer schwer haben, sich finanziell im Haifischbecken 3. Liga zu behaupten. Etwa 170 000 Euro bewegt die GmbH. »Es ist mit diesem Etat Jahr für Jahr ein Tanz auf der Rasierklinge. Das«, fügt er nach denklich an, »das geht nicht spurlos an einem vorüber.«

Sponsoren werden zumeist über persönliche Beziehungen gefunden, »dicke Fische«, die ihr Herz oder auch mehr für die »Randsportart Handball« (Quermann) öffnen, im Wirtschaftsstandort Bielefeld bislang nicht auszumachen. »Ich habe mich nicht nur einmal gefragt, warum das so ist. Eine Antwort darauf habe ich bis heute nicht gefunden.« Dabei wären die Handballer doch schon über die Hälfte der Portokasse jener dankbar, die König Fußball sponsern.

Manfred Quermann steht für Seriosität. Unter seiner Regie flossen die TSG-Spielergehälter immer pünktlich und in vollem Umfang. Sein Credo: »Wenn ich mit einem Spieler eine Vereinbarung getroffen habe, dann halte ich sie auch zu 100 Prozent ein.«

An den souveränen Aufstieg in die Regionalliga 2009 unter Trainer Helmut Bußmeyer denkt Quermann gerne zurück. »Das Jahr hat richtig Spaß gemacht. Alles lief super, die Zuschauer strömten in den Heeper Dom, der Etat war schwarz. Sowas erfreut das Herz eines Geschäftsführers.« Jahre zuvor, nach dem zweiten Abstieg kurz hintereinander in die Oberliga (2005), sei die schwärzeste Zeit zu meistern gewesen, als die allgemeine Depression fast zum völligen Kollaps führte. Auflösungserscheinungen machten den Anfang für Coach Jörg Harke nicht leicht.

Auch wenn die laufende Saison wohl »rot« abgeschlossen wird, so ist eine vielversprechende TSG-Perspektive für die kommende Serie längst eingestilt. Der Geschäftsführer glaubt an den neuen Trainer. »So einen Typen hatten wir schon lange nicht mehr. Micky Reiners und ich haben viel in die neue Spielzeit investiert; Gedanken, Möglichkeiten, Planspiele. Wir telefonieren täglich eine Stunde miteinander. Es macht richtig Spaß mit ihm. Eines habe ich schon gemerkt: Er ist super vernetzt und ebenso hartnäckig. Micky Reiners wird hier für frischen Wind sorgen.«

Seit nunmehr 20 Jahren wirkt Manfred Quermann im Hintergrund für den Leistungshandball. Eigentlich hatte er sich irgendwann mal vorgenommen, mit 70 die Verantwortung in andere Hände zu legen. »Aber ich finde niemanden«, sagt der Jubilar, der doch demnächst mit Enkelsohn Julius lieber Fußball spielen möchte. »Ich möchte einfach da sein als Großvater.« Doch vorläufig ist Quermann weiter als Herr der Zahlen gefragt, als Klinkenputzer, als Improvisationstalent. Denn der Etat für die kommende Saison ist noch nicht gesichert.

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